Der heutige Internationale Frauentag zieht Kreise, wobei ich angenommen hätte, dass dieser Tag in seiner Bedeutung eher zurückgeht. In einer woken Zeit, in der sich sich jeder Mann per Definition zur Frau erklären kann – was die Begrifflichkeit „Frau“ schlicht herabwürdigt -, vermag ich die Besonderheit des Tages nicht mehr zu erkennen. Andere nutzen allerdings den Tag, um uns Botschaften zu übermitteln.
CSO Deutschland erklärt uns, dass die Cybersicherheit starke Frauen bräuchte. Der Beitrag wird für Hadmut Danisch – seines Zeichens sozusagen der Chef-Blogger in Deutschland – ein gefundes Fressen sein. Er hat den Beitrag nur noch nicht entdeckt. Cybersicherheit und Frauen – da wird er als IT-Experte eine seiner berüchtigten Breitseiten abfeuern. Frauen bringt er maximal mit Gender Studies in Verbindung. Und das sei überhaupt der größte Schwindel aller Zeiten. Sollte es doch einmal eine Frau in den Bereich der Cyber-Security schaffen, weist er nach, dass die betroffene Firma bzw. Behörde dem Untergang geweiht ist. Ich sehe den Oberblogwart, den Urgroßvater aller Blogger, mit seinem Blog schon vor mir: Roth? Kann weg. Berlinale? Kann weg. Wo ist die überhaupt? In Berlin? Berlin kann auch weg.
Ich selbst verstehe den Zusammenhang zwischen starken Frauen und Cyber-Sicherheit auch nicht, denn Cybersicherheit braucht eher intelligente Frauen. Diese Begrifflichkeit wäre korrekt. Tipp von mir: Ein Studium der Sozialwissenschaften hilft nicht weiter.
Offener Brief an Claudia Roth
Exakt heute kommt von drei Damen – von denen ich noch nie etwas gehört habe – ein offener Brief, der an die Kultusstaatsministerin Claudia Roth adressiert ist und der die Berlinale, an der ich blogteschnisch auch nicht vorbeikonnte, noch weiter in eine seltsames Licht rückt. Antisemitismus hatten wir schon, doch kommen im Film- und Theatergeschäft nun noch Machtmissbrauch und solche Kleinigkeiten wie Übergriffe auf Frauen hinzu. Wir erinnern uns: Claudia Roth ist diejenige, die mit ihrem Ressort über zwei Milliarden Euro an Förderungen vergibt und alles fest im Griff hat, einschließlich der Qualität des Klopapiers, dass am Filmset zu verwenden ist.
Den Brief, der den Abgrund wiederspiegelt, kann man hier auf change.org lesen. Je nach Sichtweise kann man die Aktion dann unterstützen oder wegen Aussichtslosigkeit des Unterfangens auch nicht. Noch besser gefallen mir aber die Petitionen, die Roths Rücktritt forden, wie diese hier. Aber wieso nur ihren Rücktritt fordern, wenn man doch gleich die ganze Regierung mit dieser Petition um Rücktritt bitten kann.
Die ‚SPD-Fraktion im Bundestag‘ darf auf Twitter natürlich auch nicht fehlen. Mit geballten Fäusten will die SPD für die Gleichstellung der Frauen kämpfen. Eine SPD, die nach dem zweiten Weltkrieg 38 Jahre lang in der Regierung war, deckt die Unzulänglichkeiten ihrer eigenen Frauenpolitik auf und merkt es nicht.
Doppelte Standards bei der SPD
Machen wir die Probe aufs Exempel und sprechen über Anna Nguyen. Kurzprofil: Frau, verheiratet, Mutter von drei Söhnen, Studium von BWL, Technologie und Management, Bacherlor, Master, Unternehmensberaterin, Migrantischer Hintergrund, Baujahr 1990, Mitglied des hessischen Landtages. Sie müsste nach Lesart der SPD eigentlich eine deutsche Vorzeigefrau sein. Mit dem legitimen Versuch, Vizepräsidentin des Hessischen Landtages zu werden, scheiterte sie. Die SPD antwortete auf Nachfrage zu den Ablehnungsgründen, dass man ernste Zweifel an ihrer Verfassungstreue habe und man sie für ungeeignet halte, den Hessischen Landtag nach innen und nach außen zu vertreten. Ungeeignet? Wie das? Ungewohnt hohe Bildung? Schwer aussprechbarer Nachname? Nein. Doppelte moralische Standards. Was wird sich Frau Nguyen beim Anschauen des SPD-Videos auf Twitter wohl gedacht haben? Ich denke, sie wird an den berufslosen Studienabbrecher Kevin Kühnert (Generalsekretär der SPD) gedacht haben.
Es gibt aber noch viel wichtigere Dinge, als den Internationalen Frauentag seltsam zu finden, z.B.: Oma-Opa-Wochenende. Da muss der Tiptoi-Stift tadellos funktionieren und die zum Buch passenden Audiodateien geladen sein.
