
Schon die Überschrift es ovb-Beitrages lädt zum Schmunzeln ein:
„Der erste Schritt ist getan“
Ich meine, dass Neumarkt-Sankt Veit schon einmal weiter war. Am 22. Oktober 2024 wusste der ovb zu berichten, dass bereits zwei von vier Prozessschritten geschafft seien. Nun, wollen wir hier mal nicht päpstlicher sein als der neue Papst Leo XIV. Erster Schritt oder zwei von vier Prozessschritten – ist egal.
„Wir sind nicht mehr so abhängig vom Import aus dem Ausland“
Ich weiß nicht genau, wer „wir“ ist. Wir im Sinne unseres eigenen Häuschens sind in Sachen Heizöl zu 100% abhängig vom Import aus dem Ausland, und mehr als die Hälfte der Neumarkter ebenso. Ein Viertel der Neumarkter wird über Gas versorgt. Ich sehe in Deutschland weder erkleckliche Öl- noch Gasvorkommen. Somit ist Neumarkt-Sankt Veit in Sachen Wärme zu 81% von Importen abhängig.
„2028 soll Planung abgeschlossen sein.“
Super, dann ist meine Ölheizung 30 Jahre alt. Ich bin somit noch ein weniger schlechter dran als der Anwohner „nördlich der Bahn“ in Egglkofen. Ich verstehe nicht, warum diese Info eine Rolle spielt. Seine Heizung ist erst 20 Jahre und er fragt sich bereits, ob er auf die Fernwärme warten kann oder in eine Wärmepumpe investieren muss. Der Fragesteller muss offensichtlich jüngeren Baujahres sein. Denn bei mir stellt sich die Frage anders: Werde ich das Fernwärmenetz noch erleben?
Die Antwort war dann relativ simpel. Wenn nur 20% anschließen, könne man es vergessen. Aber die Frage lautet doch: Warum weiß man die Anzahl der Interessenten weder in Neumarkt-Sankt Veit noch in Egglkofen? In Neumarkt-Sankt Veit fürchtet man sich wohl vor den Umfrageergebnissen. Denn bei 59% Öl- und 22% Gasheizungen könnte die Zahl der Interessenten hoch sein. Der Handlungsdruck ginge steil nach oben.
Einfach zu sagen, dass in dezentraler Lage wohl nichts weiter übrig bleibe als sich um eine eigene Lösung zu bemühen, ist etwas dünn und etabliert die Zweiklassengesellschaft. Wer zu den 38% Haushalten gehört, die komfortabel an Fernwärme angeschlossen werden können, kann sich glücklich schätzen. 62% haben Pech.
Woher weiß die Stadt, wer eine Ölheizung besitzt, obwohl gar keine Umfrage stattfand? Für die Antwort hilft ein Blick in den Abschlussbericht der Wärmeplanung. Die Schornsteinfeger führen Kehrbücher. Weil wir gerade beim Schlussbericht sind – hier mal eine Zahl daraus:
„Pro-Kopf-Emission von 2,18 t/a CO2-Äquivalente für den Wärmesektor in NSV.“
Ist das jetzt gut oder schlecht? Eher mäßig. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 1,8t pro Jahr (/a = annum = Jahr). Ansonsten ist der Schlussbericht höchst interessant, professionell und ist mit jeder Menge Erkenntnisgewinn verbunden. Man kann ihn aber auf der Homepage der Stadt Neumarkt-Sankt Veit online nicht öffnen und ist gezwungen, die Datei mit ihren 10MB herunterzuladen.
Bis der Administrator der Homepage den richtigen Klick für das Online-Öffnen gefunden hat, leiste ich diesen kostenlosen Ersatzservice für die Stadt. Es hat nämlich wenig bis gar keinen Sinn, dass sich das Dokument durch hundertfaches Downloaden völlig sinnlos vervielfältigt. Man muss ja auch an die Cloud-Ressourcen denken. Die sind auf dieser Welt nicht unendlich. Dies hat auch etwas mit Klima zu tun. Die Cloud-Rechenzentren sind Engergievernichter erster Klasse. Stopp, Korrektur: Man kann Energie technisch nicht „vernichten“. Man kann Energie auch nicht erzeugen, sondern lediglich umwandeln, siehe Energieerhaltungssatz.
Also bitte nicht auf den Download-Button klicken. Den kann ich in WordPress ohne Programmieraufwand leider nicht unterdrücken. Bitte nur anschauen und die 84 Seiten um Himmels Willen nicht ausdrucken, denn sonst wird es nichts, mit der Klimaneutralität, danke.
„Zielszenario: 38% Fernwärme, 36% Biomasse, 14% Wärmepumpe, 12% Solarthermie“
Es schaut tatsächlich so aus als ob Unsereins zu den 26% Losern gehören wird, die sich eine individuelle Lösung ausdenken müssen. Solarthermie scheidet aus, weil das Dach mit PV-Platten vollgepflastert ist. Bei Biomasse denke ich immer an die riesigen Felder mit Energiemais. Mag ich nicht. Dann bliebe die Wärmepumpe. Eine außen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe entwickelt beim Ansaugen der Luft jedoch eine gewisse Lautstärke. Das ist nicht ohne. Irgendwo muss das Ding aber stehen. Bisher hielt ich es für eine Top-Idee, in einem RMH zu wohnen. Erstmals beschleichen mich nun Bedenken. Selbst ein leises Brummen wäre vermutlich in drei Schlafzimmern zu hören, weil wir im ruhigsten Eck von ganz Neumarkt-Sankt Veit wohnen.
„Hohes Sanierungspotenzial wegen der Dämmwerte“
Gemeint sind wohl eher hohe Sanierungskosten. Typisch, wie im Vertrieb. Auch da werden Preiserhöhungen immer mit „Preisanpassungen“ umschrieben.
„Üppige Fördermöglichkeiten“
Ich lasse mich von all den Fördermöglichkeiten nicht beirren. Die individuelle Lösung heißt: Bestellung von 3.000 Litern Heizöl beim Neumarkter Öllieferanten meines Vertrauens, beste libysche Qualität, Lieferung in zwei Wochen. Ich halte es für umweltpolitisch verfehlt, eine funktionierende und bestens gewartete Heizung auszutauschen.
Angeblich soll der Ölpreis in diesem Sommer nach unten gehen. Ich agiere somit unter Umständen zu früh. Mein Gefühl sagt jedoch: Machen. Bei der letzten Bestellung stand der Ukraine-Krieg kurz bevor. Ich bestellte damals gerade richtig, bevor sich der Preis plötzlich verdoppelte.
„Check-Dein-Haus-Kampagne im September.“
Wir sind gespannt, sehen uns aber schon am 27. Mai um 1900 im Kulturbahnhof zum Vortrag eines Energieberaters – eingeladen extra für uns dezentrale Loser.
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