Freitag, 31. Januar 2025, Bundestagswahl: Linnemann und Habeck bei Illner zu Gast

Die Eingangsfrage von Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck an den Generalsekretär der CDU, Carsten Linnemann, war so schlecht nicht: Sinngemäß fragte er ihn, ob sich Friedrich Merz notfalls auch mit den Stimmen der AfD zum Kanzler wählen würde. Denn was bei einer einfachen Bundestagsabstimmung gilt, müsste dann doch auch für die Wahl zum Bundeskanzler gelten. Und ob er das denn ausschließen könne.

Linnemann wirkte überrascht.

Linnemann war von dieser Frage ganz offensichtlich überrascht. Wäre er darauf vorbereitet gewesen, hätte die Antwort folgendermaßen ausfallen müssen:

Ich halte Ihre Frage für unlauter und rhetorisch. Es ist aber typisch für diesen Typ von Talksendungen, dass es schon in den ersten Sekunden des Gesprächs um nichts anderes geht, als die AfD. Frau Illner, Sie hätten es wissen können und einen AfD-Vertreter einladen können, damit wir nicht nur über die AfD, sondern mit der AfD diskutieren. Des Weiteren finde ich es gut, dass Sie, Herr Habeck, ihre eigene Kanzlerschaft scheinbar innerlich schon abgehakt haben. Denn wäre es nicht so, müssten Sie sich diese Frage selbst stellen. Wie will man verhindern, dass AfD-Bundestagsabgeordnete, bei welcher Abstimmung auch immer, für oder gegen etwas sind?

Wir können der AfD schlecht Handschellen anlegen, um zu verhindern, dass sie im richtigen oder falschen Augenblick ihr Händchen heben bzw. unfähig sind, ihr Wahlkärtchen in die Urne zu schmeißen. Im Übrigen finde ich es hochproblematisch, dass die AfD bei den Umfragen unter Ihrer Vizekanzlerschaft von 10 auf 20% verbessert haben. Hätten Sie die AfD halbiert – statt verdoppelt – müsste ich mich mit Ihrer Frage nicht beschäftigen. Jedoch lebt das grüne Narrativ ja geradezu davon, die AfD zu bekämpfen. Ihnen wäre langweilig, gäbe es die AfD nicht. Nachdem Sie diesen unschönen Status geschafft haben, fragen Sie jetzt uns, wie wir mit dem Problem umgehen wollen? Bitte fragen Sie sich das selbst. Und für die Bundeskanzlerwahl haben Sie jedes Recht, Friedrich Merz zu wählen, damit es auf die Stimmen der AfD nicht ankommt.

Das übliche Konzept: Über die AfD reden, aber nicht mit ihr.

Ansonsten hieß es 4 gegen 1. Denn mit im Spiel waren Sarah Tacke (ZDF-Rechtsexpertin) und Giovanne di Lorenzo (Journalist, Autor und Chefredakteur der „Zeit“). Schon Tackes erste Antwort wurde zu einer unentspannten Attacke. Sie schaute Linnemann wie ein geduckter Jaguar an, bereit zum Sprung. Lorenzo war der einzig Entspannte am Tisch. Als Außenstehender hat man gut Reden.

Habeck war war angespannt wie immer. Er gibt seit Monaten den besorgten Staatsmann und hat dafür sein Lachen im Keller geparkt. Auf Sachfragen lässt er sich gar nicht ein. Vorwürfe prallen staatsmännisch an ihm ab. Wir hören immer die gleiche hochgeistige Leier, verpackt in Sätze, die kein Ende finden.


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