Früher war das Abitur der Stolz der deutschen Bildungslandschaft. Es galt als verlässlicher Garant für Studienreife, ein Synonym für Disziplin, Allgemeinbildung und die Fähigkeit, komplexe Inhalte zu verstehen. Heute steht das einst ehrwürdige Abitur jedoch unter Beschuss. An vielen Hochschulen etabliert sich ein neues Ritual: das sogenannte Vorbereitungsjahr. Was auf den ersten Blick wie eine wohlwollende Brücke für junge Studierende erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als schallende Ohrfeige für das Bildungssystem – und für diejenigen, die diese Bildungsmisere verwalten.
Die Diagnose: Fehlende Grundlagen
Was ist geschehen? Warum benötigen junge Menschen, die eine zwölf- oder dreizehnjährige Schullaufbahn hinter sich haben, plötzlich ein zusätzliches Jahr, um überhaupt studierfähig zu sein? Die Antwort ist bitter, aber unvermeidlich: Das deutsche Schulsystem hat versagt. Und zwar krachend.
Längst klagen Professoren über Studienanfänger, die grundlegende Mathematik nicht beherrschen, deren sprachliche Ausdrucksfähigkeit kaum über das Niveau von WhatsApp-Nachrichten hinausgeht und die wissenschaftliches Denken für eine Art Zauberei halten. Weder Bruchrechnung noch das Verfassen stringenter Argumentationen sind selbstverständlich – von Allgemeinbildung gar nicht zu reden. Wissen Sie, wer der aktuelle Bundespräsident ist? Mancher Abiturient weiß es nicht.
Die Ursachen: Kuschelpädagogik und Bildungsmisere
Ein Hauptgrund für diesen Verfall ist die sogenannte „Kuschelpädagogik“. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten die Schulen unterwandert und den Leistungsanspruch erodieren lassen. Noten sollen nicht mehr demotivieren, also verteilt man großzügig Einsen. Hausaufgaben sind zu stressig, also reduziert man sie. Und wenn ein Schüler mit Mathe auf Kriegsfuß steht, lautet die Lösung nicht mehr Nachhilfe, sondern: Man senkt die Anforderungen.
Hinzu kommen politische Reformen, die Bildung eher verschlimmbessern als fördern. G8, das Turbo-Abitur, hat vielerorts Chaos hinterlassen. Statt jungen Menschen mehr Zeit zu geben, sich intellektuell zu entwickeln, hat man ihnen diese genommen. Gleichzeitig häufen sich inhaltliche Reformen, bei denen es weniger um Wissenserwerb und mehr um Ideologie geht. Es geht um Kompetenzen, nicht um Inhalte. Doch was ist eine Kompetenz ohne Grundlage? Eine leere Worthülse.
Das Vorbereitungsjahr: Die letzte Krücke
Und so stehen die Universitäten vor einem Dilemma: Sollen sie auf die Schwächen ihrer Erstsemester Rücksicht nehmen und die Anforderungen senken, oder sollen sie junge Menschen gleich wieder vor die Tür setzen? Die Antwort lautet: ein Vorbereitungsjahr. Dieser akademische Kindergarten soll richten, was die Schulen versäumt haben.
Doch dabei wird das eigentliche Problem nur vertagt. Statt das Schulsystem grundlegend zu reformieren, schaffen wir einfach eine neue Schicht im Bildungsbrei. Das Vorbereitungsjahr ist keine Lösung, sondern ein Pflaster auf einer eiternden Wunde.
Die Folgen: Eine gefährliche Abwärtsspirale
Das Vorbereitungsjahr steht exemplarisch für eine gefährliche Abwärtsspirale. Wenn schon die Anforderungen an Abiturienten sinken, warum dann nicht auch die Anforderungen an Studierende? Und warum nicht gleich die Anforderungen an die Arbeitgeber? Es entsteht ein System, das sich auf Mittelmaß einpendelt, in dem Exzellenz zur Ausnahme wird und in dem man auf internationaler Bühne nur noch mitleidig belächelt wird.
Ein Bildungssystem, das seinen eigenen Nachwuchs derart schlecht vorbereitet, verspielt nicht nur die Zukunft seiner jungen Generation, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit einer gesamten Gesellschaft. Man könnte auch einen Marathonläufer mit gebrochenem Bein ins Rennen schicken und sich dann wundern, warum er nicht ankommt.
Ein Appell zur Rückbesinnung
Es ist höchste Zeit, sich zu besinnen. Bildung darf kein Experimentierfeld für Ideologen und keine Wohlfühloase für Schüler sein. Sie muss fordern und fördern, begeistern und disziplinieren. Das Vorbereitungsjahr mag ein Versuch sein, die Symptome zu lindern, doch die Ursachen bleiben unberührt.
Es ist Zeit, den Marathonläufer wieder auf zwei gesunde Beine zu stellen – und ihn wirklich laufen zu lassen. Denn nur so können wir die Zukunft gewinnen. Wenn ich mir aber den Bericht des deutschen Schulportals durchlese, werde ich keinen Deut schlauer. Würde ich den Text auf chatgpt hochladen und fragen, was der Verfasser als Abhilfe vorschlägt, käme dieser Satz: „Die Bildungskrise erfordert gemeinsames Handeln von Bund und Ländern.“
Danke für nichts.
Was schlage ich vor? Schulgeld und Studiengebühren. Die Schüler und Studenten müssen merken, dass schulische Bildung Geld kostet und die Eltern die Kosten schultern müssen. Leider ist unser Land in eine fatale Richtung unterwegs, was diese Möglichkeiten ad absurdum führt. Wir haben halt keinen Javier Milei.
Noch haben wir einen Josef Kraus als ehemaligen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes. Leider ist er mittlerweile ohne jede Funktion und kann nur von außen den Finger in die Wunde legen, freilich ohne dass ihm jemand zuhört. Auch das ist Teil der Bildungsmisere. Man hört sich gegenseitig nicht mehr zu. Aber mir geht es ja auch so. Wenn mich bestimmte Politiker mit ihren Statements beglücken – egal ob in der Tagesschau oder auf X – dann höre ich nicht mehr hin, beziehungsweise lese ich es und kann nur den Kopf schütteln. Allen voran: Bundeskanzler Scholz, dicht gefolgt von: Habeck, Klingbeil, Mützenich, Stegner, Baerbock, Dröge, Lang. Deren Reden und Schriftsätze sind in meinem Kopf als völlig inhaltslose Worthülsen abgestempelt. Die einzige Frage ist: Kommentiere ich auf X bissig, oder lasse ich es bleiben?
Bei der Tagesschau habe ich das erste mal bemerkt, dass bei der Begrüßung das „Sehr geehrte Damen und Herren“ fehlt. Ich habe zunächst gestutzt. Dann fiel mir ein, dass der woke Zeitgeist sogar die altehrwürdige Tagesschau erfasst hat und es in Deutschland ja plötzlich 75 verschiedene Geschlechter gibt. Es wird enorm schwer, diese Fehlentwicklung zurückzudrehen.
Ich erinnere mich an den 3. November 1989, als sich die Hauptnachrichtensendung der „DDR“, die „Aktuelle Kamera„, für den Umstand entschuldigte, jahrelang die dirigistischen Eingriffe der „SED“ zugelassen zu haben.
Erst wenn sich jemand in der Tagesschau in gleicher Weise für die dirigistischen Eingriffe des links-rot-grünen Komplexes entschuldigt, glaube ich an Besserung für unser Land.
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