Samstag, 11. Januar 2025, Böllern gerät zum Krieg. Kommt das Böllerverbot?

Das ist jetzt kein Bild, das ich am 01.01.2025 früh um 0800 aufgenommen habe. Zu dem Zeitpunkt hätte ich noch die Chance gesehen, dass die Verursacher langsam aus ihrem Silvesterschlaf erwachen und ihren Dreck selbst wegräumen. Es ist aber eine Aufnahme um 1200. Entsprechend war schon…

…ein Bauhofmitarbeiter im Einsatz, der auf Steuerzahlerkosten die Hinterlassenschaften von Privatpersonen entsorgte. In der heutigen ovb-Ausgabe wird die Vermutung angestellt, dass einige Zeitgenossen das Böllern zu einem Kriegsspiel ausarten ließen. Der Neumarkter Stadtplatz hätte sich dafür scheinbar angeboten, weil durch die umliegenden Gebäude der Krach noch ein wenig stärker war.

Vorsichtig ausgedrückt liegt die völlige Entartung des Böllerns auch an der Vielfalt und der Diversität, die seit 2015 in Deutschland Einzug hält. Raketen gezielt in Häuser fliegen lassen wie in Berlin – das war mir bis dato eher unbekannt. Es gibt ganz sicher auch diese Wahnsinnigen unter uns, aber es war bei weitem nicht derart sichtbar.

Die Frage, ob es in Zukunft ein Böllerverbot geben sollte, ist absolut berechtigt. Geld sinnlos in Lärm, Rauch und Dreck zu verwandeln, ist eine der dümmsten Ideen, die man haben kann. Bin ich somit für ein generelles Böllerverbot? Aber sicher doch.

Wären kommunal organisierte, zentrale Feuerwerke eine Option? Nein. Sollten alle Städte ab der Größe Neumarkt-Sankt Veits zu dieser Option greifen, gäbe es wohl nicht genug Feuerwerksfirmen, die das durchführen könnten. Man müsste dann auf polnische Firmen setzen, die dann aber gleich mit Kugelbomben zur Stelle wären. Ganz schlechte Idee.

Wie schaut es in einem solchen Fall mit den Kosten aus? Die Stadt Olfen im Münsterland gab für ein Event an Silvester 2023 ca. 5.000 Euro aus. Die Preise dürften mittlerweile gestiegen sein und würden wohl weiter nach oben gehen, wenn die Nachfrage steigt. Um überhaupt Feuerwerker werden zu dürfen, muss man eine ein- bis zweijährige Ausbildung durchlaufen und als Helfer bei 26 Feuerwerken dabeigewesen sein, bevor man wirklich alleinverantwortlich loslegen darf. Es gibt ungefähr 300 solcher Firmen.

Für viele finanziell klamme Städte wäre es letztendlich schwierig, die Geldausgabe für solch ein Event zu verargumentieren.

Also sollte man diesem Unsinn generell den Hahn zu drehen. Die 180 Millionen Euro, die in Deutschland für Feuerwerkskörper ausgegeben wurden, könnte man viel sinnvoller ausgeben. Ja, ja, ich höre schon die Gegenargumente, für was Deutschland noch so sinnlos Geld ausgibt. Warum aber nicht bei der sinnlosesten aller sinnlosen Silvesteraktivitäten beginnen (neben Nikotin- Alkohol- und Fleischkonsum)?

Wie wirkt sich die Silvesterböllerei auf die Feinstaubmenge aus? Hier war ein heutiger Leserbrief im ovb nicht ganz korrekt. Darin hieß es, dass zu Silvester 15% der jährlichen Feinstaubmenge freigesetzt würde, und warum wir uns überhaupt das ganze Jahr bemühen, weniger Feinstaub durch die Kamine zu blasen und auf E-Mobilität setzen. Richtig ist allerdings, dass zu Silvester durch Feuerwerkskörper 15 bis 17% der Feinstaubmenge des gesamten deutschen Straßenverkehrs in die Luft geblasen werden. Bezogen auf die gesamte jährliche Feinstaubmenge sind es 1 bis 2%. Nehmen wir das Mittel von 1,5% und rechnen weiter. Wenn 365 Tage 100 Prozent bedeuten, dann bedeutet ein Tag 100/365%. Jeden Tag werden – bei gleichmäßigem Ausstoß somit 0,27% der Jahresmenge ausgestoßen. Das bedeutet, dass an Silvester die 5,4-fache Menge an Feinstaub rausgespustet wird.

Noch ein Blick auf die Wildvögel und deren Reaktionen auf die Knallerei und die Lichtblitze: Die Auswirkungen sind dramatisch. Panik, Desorientierung, erhöhter Energieverbrauch. Verlassen von Schlaf- und Brutplätzen.

Was sagt unsere Oberverwaltung zu einem Böllerverbot heute im ovb? Wenig. Es wird nur die Frage gestellt, wer das überwachen soll. Ich gebe die Antwort: Die Polizei, wer sonst? Ich hatte schon mehrmals gefordert, dass Neumarkt-Sankt Veit eine eigene Polizeidienststelle bekommen sollte. Außerdem denke ich, dass ein Ignorieren eines Böllerverbotes eine Anzeigenflut nach sich zöge, die sich für die Böllerer gewaschen hat. Die Hemmschwelle wäre auf jeden Fall nach oben gesetzt. Ein Böllerverbot würde grundsätzlich sehr wohl wirken.

Die Frage der Oberverwaltung, warum es trotz geschlossener Gastronomie auf dem Neumarkter-Sankt Veiter Stadtplatz zum Böllern kam, möchte ich auch noch schnell beantworten. Man mag es nicht glauben, aber es war – Achtung – Silvester.

Die Frage, warum zu Silvester überhaupt die Neumarkter Gastronomie am Stadtplatz geschlossen war, kann bitte jemand anderes beantworten. Wollten wir nicht einen lebendigen Stadtplatz? Man muss sich dann nicht wundern, wenn die Menschen nach auswärts fahren, um ihr Geld zum Beispiel im Hasslinger Hof in Niederbayern auszugeben.


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