Freitag, 13. September 2024, Neumarkt-Sankt Veit, ovb-Bericht: Umbau Badstraße

Als ich mir den gestrigen Artikel im ovb durchlas, wusste ich sofort: Hier muss ich erst einmal die 24-Stundenregel wirken lassen, damit ich meine Tastatur nicht im emotionalen Zustand drangsaliere, was insbesondere an der Erwähnung des Begriffes „Thaler Schmiede“ liegt. Gehen wir den Artikel chronologisch durch.

Parken und Ausspannen an der Badstraße

Das klingt nach einer interessanten Kombination. Ich könnte mir das so vorstellen: Mit SUV, Kind, Hund und Kegel an einem lauen Sommerabend vorfahren, zur gemütlichen Grill-Party am Fluss einladen, zwischendurch den einen oder anderen Joint zu rauchen und gegen 2.00 Uhr in der Früh das Feld räumen. Coole Vorstellung aus Sicht der Mieter in der Badstraße.

Leitzordner aus 2010 kommt wieder zum Vorschein

Das habe ich nicht anders erwartet. Die Digitalisierung war 2010 noch in den Kinderschuhen. Da hat die Planerfirma das Gestaltungskonzept noch ins Rathaus gefaxt.

Projekte, die noch bis zum Wahltag in die Tat umgesetzt werden sollen.

Aus der Umsetzungsankündigung wird fünf Zeilen später eine Anregung.

Grundlagen für die nächste Wahlperiode sollen geschaffen werden.

2011 bis 2024 ist nichts passiert. Plötzlich denkt die Oberverwaltung an die Zeit von 2026-2032.

Schon 2010 zerbrach man sich im Neumarkter Stadtrat die Köpfe.

Ganz so schlimm war es nicht. Bevor das Kopfzerbrechen schmerzhaft wurde, holte man sich eine Planerfirma, bezahlte sie und ließ den Leitzordner mit dem Grobentwurf des Landschaftsplaners Ralf Schindlmayr und dem Gestaltungkonzept der Firma acquasoli in der Schublade verschwinden.

Für die Überarbeitung der Pläne gibt es Geld.

Die Oberverwaltung setzt das Thema auf die Agenda, weil es für die Überarbeitung der Pläne Geld von der Regierung gibt? Bei 80% Förderung kann man schon mal überlegen, in welcher Schublade der Leitzordner gleich wieder seit 13 Jahren vor sich hin gammelt. Wieder wird nach Fördergeldern gegriffen. Ob im Rathaus bekannt ist, dass es sich nicht um „Geld der Regierung“ handelt, sondern um unsere Steuergelder?

Herzenswunsch, das noch zusammenzubringen.

Das klingt jetzt nicht danach, als ob die Oberverwaltung größeres Vertrauen in den Oberverwaltungsnachfolger ab 2026 hätte. Aber es darf als gesichert gelten, dass die Stadt auch dann Projekte abwickeln kann, wenn sich in der Oberverwaltung die Namen ändern. Ob dann die finanziellen Spielräume noch da sind, sich Sitzsteine an der Rott zu leisten, muss betrachtet werden.

Mit dem „Herzenswunsch“ ist das so eine Sache. Denn schon das ISEK (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) hat der Stadt Neumarkt-Sankt Veit in seiner Fassung vom Juli 2017 in‘s Stammbaum geschrieben, dass die Badstraße aufzuwerten ist. Wie man aber sieht, sind solche Konzepte nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind. Jetzt, sieben Jahre später, braucht es einen Herzenswunsch, damit sich was bewegt.

Über das Thema Parken – siehe Überschrift des Artikels – lesen wir im ganzen Artikel nichts, außer dem Begriff „strukturiertes Parken“. Während man bei der Stadtplatzsanierung über die Anzahl der Parkplätze erbittert gestritten hatte, begnügt sich der ovb-Artikel mit keiner Information darüber, wie sich die Parkplatzsituation an der Badstraße verändern würde.

Ich zähle im Plan 24 strukturierte Parkplätze. Entspricht das der Zahl der Parkplätze auf der jetzigen Einödfläche? Das wäre eine Rückfrage durch den OVB wert gewesen. Das journalistische Mittel der kritischen Fragen nutzt der ovb aber traditionell recht sparsam, in diesem ovb-Artikel gar nicht.

Strukturierte Parkplätze

Durch eine Einbahnstraßenregelung und einem Weg an der Rott kann die Zahl der Parkplätze gefühlt eigentlich nur nach unten gehen, auch wenn der Fußweg ja nur an die Rott versetzt wird. Im Hinblick auf das defizitär betriebene Freibad sollte man aber alles unterlassen, was an hochsommerlichen Tagen die Parkplatzsituation verschlechtert und damit die Besucherzahlen verringert.

Auf den ersten Blick ergibt sich durch das neue Design aus Sicht der Kindergartenkinder folgender Anblick, wenn sie Richtung Rott schauen: Parkplätze, Straße, Parkplätze, Straße, Parkplätze. Die eingezeichneten Bäume machen das Bild nicht zwingend schöner. Neben dem Stadtplatz hätten wir dann 100m weiter eine zweite Steinwüste.

Für die Idee, einen unstrukturierten Parkplatz in einen strukturierten Parkplatz zu verwandeln, soll der Staat Fördergelder schon für die Planung gewähren? Genau mein Humor. Zumal das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf seiner Seite angibt, der Schwerpunkt des Lebendige-Zentren-Programmes liege „auf der Weiterentwicklung der historischen Altstädte unter besonderer Berücksichtigung des städtebaulichen Denkmalschutzes“. Von Parkplatzumbau lese ich da nichts.

Jetzt kann man durchaus argumentieren, dass das Kriegerdenkmal unter den städtebaulichen Denkmalschutz fällt. Im ovb-Artikel fehlt aber jedes Wort dazu, was man mit dem Areal von der Altöttinger Straße bis zum Kriegerdenkmal vorhat. Ein Plan, der die Umgestaltung von Parkplätzen zum Ziel hat, kann aber niemals in der Förderung sein. Das ist schwer vorstellbar. Schwirrt mir hier noch eine Erinnerung im Kopf herum, dass es eine von vielen Ideen war, die Wiese vor dem Kriegerdenkmal als Obst- und Gemüsebeete für die Bürger auszuweisen, oder habe ich das geträumt? Solche oder ähnliche Nutzungskonzepte verbieten sich wegen des zunehmenden Vandalismus‘ von selbst.

Die Finanzen spielten im gestrigen ovb-Artikel traditionell wieder keine Rolle. Schon im ovb-Artikel aus 2010 gab es keinen Hinweis auf mögliche Kosten. Bei Geld steht die Oberverwaltung über den Dingen. Das muss das einfache Volk nicht wissen.

Interessant wird die Sache mit dem Rückstaubecken im Bereich der Badstraße. Dieses Becken hielt man 2010 noch für notwendig.

Im Artikel von 2010 hieß es dann lapidar, dass die weitere Vorgehensweise in den nächsten Sitzungen diskutiert werden müsste. Am 12. Januar 2011 wurde im Bauausschuss über den Planentwurf beraten. Anschließend verliert sich die Spur. Der Leitzordner war einfach unauffindbar. Erst bei dem Begriff „Förderung“ fiel es der Oberverwaltung wieder ein. Da liegt er ja, der Leitz-Ordner, in der untersten Schublade.

Die vielen Millionen bundesweite Förderung für Lebendige Zentren im Jahr 2024 waren einfach zu verlockend. Das flaue Gefühl in der Magengegend, einen Fördertopf auszulassen und damit das Geld kampflos anderen Städten in Deutschland zu überlasen – das ist völlig inakzeptabel.

Wobei ich aber eher glaube, dass die Gelder für das Jahr 2024 vergeben sind und Neumarkt-Sankt Veit viel mehr auf den Förderzug für 2025 aufspringt. Weil es sich aber um eine Förderung aus Berlin handelt und der Bundeshaushalt für 2025 doch gerade im Bundestag diskutiert wird, dürfte die Höhe der bundesweiten Förderung noch nicht ganz in trockenen Tüchern sein.


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