Hinter der Trommel her
trotten die Kälber,
das Fell für die Trommel
liefern sie selber.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen.
Das Kalb marschiert, in ruhig festem Tritt,
die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen,
marschiern im Geist in seinen Reihen mit.
Sie heben die Hände hoch,
sie zeigen sie her.
Die Hände sind blutbefleckt,
doch immer noch leer.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen.
Das Kalb marschiert, in ruhig festem Tritt,
die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen,
marschiern im Geist in seinen Reihen mit.
Sie tragen ein Kreuz voran,
auf blutroten Flaggen.
Das hat für den armen Mann
einen großen Haken.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen.
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt,
die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen,
marschiern im Geist in seinen Reihen mit.
Bertolt Brecht (1898-1956) war laut WeLT Künstler, Kommunist, widersprüchlich. Er musste 1933 aus Deutschland fliehen. Er war ein Mensch, der nach dem Krieg östlich der Elbe das fortschrittlichere Deutschland sah.
Das Gedicht entstand 1933 und wurde 1943 im Hinblick auf die deutschen Soldaten und deren Gehorsam bis in den Tod im zweiten Weltkrieg veröffentlicht.
Das Gedicht gefällt mir.
Widersprüchlich. Das trifft es.
Tagebucheintrag des jungen Brecht (15 Jahre jung) anlässlich des 25-jährigen Thronjubiläums im Jahr 1913:
„Und wenn am Abend wir sinken
und sterben den Heldentod,
dann soll uns tröstend winken
die Fahne schwarz-weiß-rot.“
…..
„Der Wind soll in ihr singen:
Du hast Deine Pflicht getan!
Du starbst im Kampf und Ringen
als treuer Deutscher Mann.“
Quelle: 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts; Florian Illies; S. Fischer Verlag GmbH; 2012
Wenn man zugrunde legt, daß die wahre Persönlichkeit eines Menschen in der Kindheit und Jugend zutage tritt und alles spätere aufgesetzt ist, steht der Herr Brecht schon etwas anders da als ihn mancher gern hätte.
Ich denke, dass der Mensch von seiner grundsätzlichen Prägung her im Alter von zwei bis drei Jahren fertig und für sein ganzes Leben „programmiert“ ist.