Freitag, 04. April 2025, Politik: Trump feiert „Befreiungstag“.

Wer – wie ich – plant, in seinem Leben noch einmal in die USA zu reisen, der fragt sich gerade ernsthaft, wie stark man in seiner Kritik am System Trump eigentlich gehen kann, um seine Einreise ins ehemals gelobte Land nicht zu gefährden. Es gibt tatsächlich schon USA-Reisende, die vorsichtshalber ihre Mobiltelefone säubern. Wer möchte schon wegen einer unbedachten Äußerung im Whatsapp in Ketten gelegt und 16 Tage lang in Abschiebehaft schmoren.

Ist es wirklich so schlimm?

Wie so oft wird in den Medien schwarz-weiß gemalt. Es gibt drei bekannte Fälle. Nur Drei. Und die lassen sich auch mit Unregellmäßigkeiten erklären. Dennoch springt der SPIEGEL an und die deutschen Behörden tun es mit Reisewarnungen ebenfalls.

Tatsächlich hat man kein Recht, in die USA einreisen zu dürfen. Verdächtig darf man sich auf dem Flughafen nicht machen. Das ESTA-Dokument sollte man peinlich genau ausgefüllt haben. Und der Reisepass sollte nicht gerade aufzeigen, dass man vier Wochen vorher im Iran war. Am Besten beantragt man einen frischen Pass, der bei der Einreise in die USA dann noch jungfräulich ist. Keine Stempel, keine Probleme. Und Essensreste wie Obst oder Gemüse sollte man lieber im Flugzeug liegen lassen.

Nur drei Fälle sind bekannt.

Kritik an Trumps Zöllen sollte aber erlaubt sein und kein Risiko für eine Einreise sein. Ich kritisiere ja nur die Zölle, und nicht Trump. Haben Zölle irgendeinen sinnvollen Effekt? Nun, Einfuhrzölle kassiert der Staat. Es handelt sich somit um willkommene Zusatzeinnahmen. Aber nur so lange die Quelle sprudelt. Es zeichnet sich aber bereits ab, dass sich die Warenströme verändern werden. Es bilden sich Allianzen, mit denen man bisher nicht rechnen konnte. Südkorea beispielsweise wurde von 1910 bis 1945 durch Japan kolonialisiert. Der Stachel sitzt tief. Vor wenigen Tagen trafen sich die Handelsminister von China, Japan und… Südkorea, um den regionalen Handel voranzutreiben. Zölle als Geldquelle – das könnte sehr schnell ein Auslaufmodell sein.

Denn die Frage wird sein, ob die Amerikaner bereit sind, die importierten Waren zu einem höheren Preis zu kaufen. Meines Erachtens wird das nicht der Fall sein. Die Amerikaner leben gern auf Pump. Aber auch das hat seine Grenzen. Wegen Absatzproblemen werden die Importe deshalb zurückgehen. Es werden weniger Waren in die USA gebracht. Also shippern vielleicht Tausende von Schiffen nicht mehr über die Meere, und es fliegen Tausende von Frachtflugzeugen weniger durch die Gegend. Das müsste doch einen positiven Effekt auf die Umwelt haben? Nun, eher nicht. Die Welt ist groß, die Waren werden andere Wege zu anderen Absatzmärkten finden. Jedenfalls müssen wir Deutschen das hoffen. Andernfalls steht uns Wohlstandsverlust bevor.

Ist weniger Handel mit den USA besser für die Umwelt? Eher nein.

Die Frage lautet somit, was Trump veranlasst, zu glauben, er säße am längeren Hebel. Kurzfristig steigen die Preise für amerikanische Verbraucher. Ihnen wird das Geld aus den Taschen gezogen, denn günstige alternative Waren wird es so schnell nicht geben. Gäbe es sie, wären die Importe schon lange zusammengebrochen. Die USA begeben sich somit auf eine Durststrecke.

Trump glaubt an ein überwindbares Tal der Tränen.

Trump ist der Meinung, ausländische Firmen würden schnurstracks ihre Produktionsstätten in die USA verlegen, um die Importzölle zu vermeiden, und man würde das Tal der Tränen schnell durchschreiten. Ich bin mir da nicht so sicher. Denn alle Experten sind sich einig, dass Zölle und Gegenzölle für niemanden positive Effekte haben. Nur Trump ist eisern dieser Meinung, Zölle könnten Amerika helfen. Aus meiner Sicht wird er von großer Abscheu gegen andere Mächte geleitet. Die Zeit, in der „ausländische Aasfresser“ die USA „zerpflücken“, würde nun zu Ende gehen. Und dafür hat man im Weißen Haus folgende Prozentsätze zusammengewürfelt:

  • Lesotho: 50%
  • Saint Pierre und Miquelon: 50%
  • Kambodscha: 49%
  • Laos: 48%
  • Madagaskar: 47%
  • Vietnam: 46%
  • Myanmar: 44%
  • Sri Lanka: 44%
  • Falklandinseln: 41%
  • Syrien: 41%
  • Mauritius: 40%
  • Irak: 39%
  • Guyana: 38%
  • Bangladesch: 37%
  • Botswana: 37%
  • Liechtenstein: 37%
  • Réunion: 37%
  • Serbien: 37%
  • Thailand: 36%
  • Bosnien und Herzegowina: 35%
  • China: 34%
  • Nordmazedonien: 33%
  • Angola: 32%
  • Fidschi: 32%
  • Indonesien: 32%
  • Taiwan: 32%
  • Libyen: 31%
  • Moldawien: 31%
  • Schweiz: 31%
  • Algerien: 30%
  • Nauru: 30%
  • Südafrika: 30%
  • Indien: 26%
  • Südkorea: 25%
  • Japan: 24%
  • Europäische Union (EU): 20%
  • Argentinien: 10%
  • Australien: 10%
  • Brasilien: 10%
  • Großbritannien+Nordirland: 10%
  • Saudi-Arabien: 10%
  • Türkei: 10%

Auf der Suche nach einer Begründung, warum ausgerechnet das unscheinbare Lesotho mit dem höchsten Prozentwert „bedacht“ wird, stieß ich auf die Finanzarithmetik beim Berechnen der Zölle, wobei nur Länder mit Strafzöllen belegt werden, bei denen die USA ein Handelsdefizit haben:

  • Das Handelsdefizit der USA mit einem Land wird durch den Wert der US-Importe aus diesem Land geteilt.
  • Das Ergebnis wird halbiert, um den Zollsatz zu bestimmen.

Lesotho exportiert Waren in Höhe von 237 Millionen Dollar in die USA. Die Strafzölle betragen somit 118.5 Millionen Dollar. Damit dürfte die Wettbewerbsfähigkeit der Textilproduktion Lesothos ausgelöscht werden. Das Land könnte in noch stärkerer Armut versinken, denn die Exporte in die USA machen 10% des BIP aus.

So ganz nebenbei beerdigt Trump das AGOA-Handelsabkommen (African Growth and Opportunity Act), das afrikanischen Ländern zollfreien Zugang zum US-Markt gewährte. Diese Entwicklungshilfe hat Trump für Länder mit einem Handelsüberschuss nun gestrichen.

Trumps Finanzminister Scott Bessent warnte direkt nach der Verkündung die betroffenen Länder vor Vergeltungsmaßnahmen. Dies werde zur Eskalation führen. Nun, zunächst haben die Börsen weltweit – auch in den USA – mit Kursabstürzen reagiert. Trump kommentierte das in seiner typischen Art und Weise: „Ich glaube, es geht sehr gut. Die Märkte werden boomen, die Aktien werden boomen, das Land wird boomen.“

Über seiner Boom-Theorie hat er ganz vergessen, dass er im Falle seiner Präsidentschaft den Ukrainekrieg innerhalb von 24 Stunden beenden wollte. Soviel zu Anspruch und Wirklichkeit.


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