
Das Format der Sendung am Sonntag fand ich fast in Ordnung. Nach den seltsamen Publikumsreaktionen in der letzten Zeit, war es richtig, dass kein Publikum dabei war. Als falsch empfand ich, dass zwei Moderatorinnen ihre bohrenden Fragen stellten. Ich hätte mir Markus Preiss gewünscht, der die Leute völlig emotionslos interviewt und keine Unterschiede nach Parteizugehörigkeit, Rang oder Namen macht.
Am liebsten hätte ich direkt unter dem Eindruck des Gesagten losgetippt und einen Blog auf die Welt losgelassen. Aber ich dachte mir: Warten wir doch noch ein wenig auf die medialen Reaktionen. Und fast hätte es mich umgehauen. Scholz habe das Duell “hauchzart” gewonnen.
Ich ging sofort hart mit mir ins Gericht. Bin ich wirklich so voreingenommen, dass ich nicht erkennen konnte, dass Olaf G. Scholz (G steht für Gargamel) hier die Nase vorn hatte?
Oberschlumpf hat gegen Gargamel klar gewonnen.
Scheinbar achtete ich zu stark auf die Scholzsche Mimik und Gestik. Dieses provokante Drehen des Körpers in Richtung Merz, wenn der sprach, empfand ich als völlig daneben. Das ständige Ausstrecken des Armes in Richtung Moderatorinnen zum Zeichen, dass er hier gern ein Argument vorbringen möchte, war ebenfalls seltsam.
Auffällig war auch diese ständige Ich-Bezogenheit. Ich habe umgesetzt, unter meiner Führung, ich habe das geschafft, ich möchte ausdrücklich sagen.
Merz dagegen kam ohne alle Floskeln aus. Er blieb emotionslos. Musste er auch sein in einem Land, wo einen ein falsches Lachen im falschen Moment (Laschet) das Amt des Bundeskanzlers kostet. Merz möchte seinen Vorsprung unbedingt bis ins Ziel verwalten. Prozentual zulegen muss er aber noch. Ich habe firmenintern gewettet, dass CDU/CSU bei 32% oder mehr landen wird.
Selbstreflektion oder Selbstkritik ist Scholz völlig unbekannt. Ich kann also nicht nachvollziehen, wieso er dieses Duell gewonnen haben soll. Inhaltlich hat er nichts Neues verkündet. Um den Größenunterschied zu kaschieren, wurden Scholz und Merz in Kacheln nebeneinander dargestellt. Das Netz hat diesen Umstand genüsslich ausgeschlachtet.
Das Netz amüsiert sich über den Größenunterschied und schimpft über das Kaschieren durch eine Kacheldarstellung.
Was auch immer Scholz an diesem Abend richtig gemacht haben könnte – ich kann es nicht wiedergeben. Wenigstens war Christian Lindner heute im Bundestag meiner Meinung, als er ausführte, dass Olaf Scholz sich den Nobelpreis in Physik verdient habe. Er habe die Existenz von Paralleluniversen bewiesen.
Und so gibt sich Scholz auch: Entrückt von den Sorgen und Nöten der Menschen. Wobei “Nöte” relativ ist. Wir leben doch alle relativ gut abgefedert vor uns hin. Bei der gestrigen Sendung “hart aber fair” kam eine junge Frau zu Wort. Sie hat ein Kind, ist Bürgergeldempfängerin, krank und lebt im Krankenstand und in Armut. Ihre Lebensgeschichte wird nicht erzählt. Sie wäre aber wichtig. Wo ist ihr Mann? Welchen Schulabschluss hat sie? Welchen Beruf hat sie erlernt? Wo ist die Unterstützung durch ihre Eltern und ihre Geschwister? Wo ist der helfende Freundeskreis? Bevor ich das alles nicht weiß, halte ich das Präsentieren solcher Einzelschicksale als Basis für eine Diskussion über Bürgergeld und Sozialstandards für untauglich.
Bei der bevorstehenden Bundestagswahl verweisen die Sozis immer auf die letzte Wahl, als man auf der Zielgraden CDU/CSU überholte. Aber die Vorzeichen sind jetzt andere. 2021 kreuzten sich die Umfragelinien von SPD und CDU/CSU vier bis sechs Wochen vor der Wahl. Jetzt haben wir – kaum zwei Wochen vor der Wahl – 15% Unterschied.
Scholz wird sich nach der Wahl fragen, warum das Wahlvolk ihm gegenüber so undankbar war, und er wird es nicht verstehen.
Saskia Essen hat ihn natürlich sofort verstanden. Er sei besser gewesen als sie dachte. Kompetent. Glaubwürdig. Symphatisch.
Ja, so einen Kanzler hätten wir in der Tat gern. So einen Kanzler braucht es auch. Und es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ein Kanzler kompetent ist. Aber: Nicht einmal seine geplante Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel nehmen wir ihm ab. Wie seltsam ist es, gegen die Reichen zu wettern, um dann aber genau die Steuer zu senken, von der auch die Reichen profitieren?
Die Peinlichkeit unseres Landes besteht darin, dass eine nicht genau zu definierende Masse im Jahr 2021 diesen Menschen per Wahl in das Amt des Bundeskanzlers gehoben hat. Ich glaube, diese Wähler schämen sich bis heute nicht.
Ein ähnlicher Wahnsinn deutet sich erneut an. Plötztlich liegen die Linken mit ihrem kommunistischen Unsinn in Umfragen bei 6%. Wenn ich die Prozentsätze aller linken Parteien zusammenrechne (SPD 15,%, Grüne 15%, BSW 5%, Linke 6%) dann wählt mehr als jeder vierte Mensch in Deutschland links?
Das ist für unser Land eine absurde und lächerliche Situation.
Entdecken Sie mehr von Michael Behrens
Subscribe to get the latest posts sent to your email.