Heute las ich einen Artikel im Twitter, der folgende Überschrift hatte: „Kalte Schleichfahrt über 1000km“. In Anlehnung an „Das Boot“ dachte ich, es könnte vielleicht um U-Boote gehen und las interessiert weiter. Im Verlauf der Lektüre wurde ich mit Fachbegriffen überworfen. Enyak 80X FE, Polestar2, Ionity, Säulenproblem, EV’s, Akku-Vorkonditionierung, SUC. Die Kommentatoren schmissen außerdem nur so mit Kilowattstunden um sich. Mir verging Hören und Sehen, bis ich begriff: Es geht um E-Autos.
Kalte Schleichfahrt – die besondere Form des E-Auto-Erlebnisses
Mir wurde schmerzlich bewusst, dass sich hier wohl ein Generationenkonflikt anbahnt. Ich habe keine Ahnung von E-Autos. Ich habe mich damit nie befasst, weil ich glaubte/glaube, diese Technologie könnte irgendwie unbeschadet an mir vorbeigehen. Genau das glaubte unsere Elterngeneration auch: Wer braucht schon Internet? Wer muss sich mit dem Zeug auskennen? Wir doch nicht. Und so lebte man am Internet vorbei. Man versteht nicht, wie ein Smartphone funktioniert und hat Schwierigkeiten, sich am Bahnhof eine Fahrkarte zu ziehen. Der Zug ist quasi abgefahren.
Jetzt habe ich das Gefühl, dass es mir genauso geht. Keine Ahnung, kein Bedarf und auch keine Lust, mich mit E-Mobilität zu befassen. Bin ich dann derjenige, der sich in 20 Jahren von seinen Enkeln erklären lassen muss, wie man ein E-Auto konfiguriert, um von A nach B zu kommen? Ich sehe schon ihre verdrehten Augen, wenn ich es auch nach dem dritten Erklärungsversuch nicht verstanden habe.
Keine Ahnung von E-Mobilität – Generationenkonflikt bahnt sich an
Die Frage aller Fragen lautet, wie lange es die in Sachen Reichweite so zuverlässigen Verbrenner noch geben wird. Denn der Twitter-Artikel handelte davon, dass der Nutzer eines E-Volvos während einer 1.000km-Fahrt sieben Mal an die Ladestation heranfahren musste. Zwei Säulen waren zu langsam, da ist er weitergefahren. Sein Reisetempo war 150, und wegen der Kälte musste er die Heizung einschalten. Insgesamt hat ihn die Fahrt 177 Euro gekostet. Auch preistechnisch ist das nicht der Superhit. Teslafahrer argumentierten, dass der Strom an den Teslasäulen günstiger ist. Von „Sonne und Wind schicken keine Rechnung“ war auf X derweil nichts zu lesen.
Der Anschaffungspreis kommt noch hinzu. Für den Tesla S (keine Ahnung, ob das ein voll cooles Auto ist) muss man mindestens 94.400 Euro bezahlen. Das ist ein ordentliches Pfund und ganz sicher nicht die Zukunft, wobei ich lange Strecken eher mit dem Zug fahren würde als mit dem Auto. Geistig bin ich somit sehr weit weg davon, ein Elektroauto zu kaufen. Nur der neue 3er BMW würde mir gefallen – ganz starkes Design, wahrscheinlich aber unbezahlbar.
Norwegen als Vorreiter
In Norwegen macht man das mit dem E-Autoverkauf irgendwie besser. Zum Beispiel gibt es dort die Maut, die Deutschland nicht zustandebringt. Das sind natürlich genau die Gelder, die ein Land braucht, um in z.B. in die Ladeinfrastruktur zu investieren. Das ist Geld, das Deutschland buchstäblich auf der Straße liegen lässt.
Bleibt also die Frage, wie man das Laden günstiger als das Tanken machen könnte. Die Investitionen in die deutsche Stromversorgung sind in den nächsten zehn Jahren gigantisch. Sie scheinen unfinanzierbar zu sein. Deutschland hat faktisch keine Geld mehr. Der Strompreis wird hoch bleiben und noch steigen.
Hauptsache der Gesetzgeber verspricht Wohltaten wie die Ganztagesbetreuung für Schulkinder. Ausbaden müssen das die Kommunen. Boris Palmer, der parteilose Bürgermeister von Tübingen, wird seinem Stadtrat demnächst eine Streichliste mit 250 Positionen vorlegen.
Marode Straßen, Brücken, Wege, Schulen, Kulturstätten und Sportanlagen verlieren in Deutschland 13 Millionen Euro an Wert – pro Tag. Die Kommunen haben allein in 2024 ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwirtschaftet, was auf die vorhanden Schulden noch draufgepackt wird. Alle Wahlkampfreden sind somit nichts wert, egal, von wem sie kommen. Scholz hat einen Brandbrief an von der Leyen geschrieben. Söder fordert eine Kaufprämie für E-Autos. Die Folge ist eine noch größere Kaufzurückhaltung bei E-Autos. Kein Wunder dass in Deutschland nur 14% aller neu zugelassenen Autos E-Autos sind.
Deutschland hat ziemlich fertig.
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