Dienstag, 26. März 2024, Jedes fünfte Kind von Armut betroffen.

In der Überschrift der Rheinischen Post schwingt so ein Hauch von Gesellschafstkritik mit. Ist die Gesellschaft mit mir im Schlepptau dafür verantwortlich, wenn ein Kind von zu Hause kein Pausenbrot für die Schule mitbekommt? Eher nicht.

Eine Armutsquote von 21,8% für das Jahr 2022 sei ein trauriger Rekordwert, sagt der Paritätische Wohlfahrtsverband. Wer oder was ist das? Wie immer unterscheide ich schmerzfrei zwischen Leistungsverwaltern und Leistungserbringern. Wo ordnen wir die Paritätische ein? Klare Sache: Leistungsverwalter. Spricht sich gegen die Bezahlkarte aus und ist in seinem Armutsbericht für 2022 der Meinung, dass besonders Familien mit drei oder mehr Kindern die höchste Armutsbetroffenheit haben. Ach. Da wäre ich nicht drauf gekommen. Drei Kinder verursachen mehr Kosten als zwei Kinder? Überraschung des Jahres.

Sozialistische Ideen

Der Paritätische Wohlfahrtsverband zeigt die Themen aber nicht nur auf, sondern erklärt uns auch, wie das Problem zu beheben ist. Ich fasse die sozialistischen Ideen kurz zusammen:

  • Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro (Ich habe es mir fast gedacht, warum nicht gleich 20 Euro? Viel hilft viel…)
  • Einkommens- und bedarfsoriente und armutsvermeidende Kindergrundsicherung (Im Jahr 2020 wurden 1.123 Milliarden für die sozialen Sicherungssysteme ausgegeben. Reicht dem Paritätischen nicht. Es darf immer noch mehr sein)
  • Reform der gesetzlichen Rentenversicherung mit armutsfester Mindestrente (Das kann nie richtig sein, weil es Wenigereinzahler begünstigt und Volleinzahler benachteiligt)
  • Anhebung des Rentenniveaus und Umbau zur Bürgerversicherung (30,83 Milliarden pumpt der Staat in 2024 in die Rentenkassen, reicht unserem Verband nicht. Letztens gab es die Ankündigung, dass die Renten zum 1. Juli 2024 um 4,57% erhöht werden. Seit 2010 sind die Renten in Westdeutschland auf sagenhafte 138% gestiegen. Davon sind viele Beschäftige sehr weit entfernt.)
  • Solidarische Pflegevollversicherung (der Begriff wird nicht näher erklärt, es riecht aber förmlich nach höheren Beiträgen für die Pflegeversicherung)
  • Konsequente Mietpreisdämpfungspolitik (schauen wir uns genauer an)

Mietpreisdämpfungspolitik ist eine besonders tolle Idee, den Bau von Mietwohnungen anzukurbeln. Motto: An alle Investoren. Bitte baut Mietwohnungen. Bei den Mieten bestimmt aber bitteschön der Staat, wo es langgeht. Kapitalismus beim Bau und der Finanzierung, anschließend beim Geldverdienen aber Sozialismus. Ein sehr einladendes Konzept für alle potenziellen Investoren.

Armutsquote bei Erwerbslosen besonder hoch. Was für eine Überraschung.

Ins Auge fiel dem Paritätischen, das die Armutsquote bei den Erwerbslosen bei 49,7% liegt. Fällt mir durchaus auch ins Auge, aber nicht kritisch. Hier gilt das Abstandsgebot. Wer keiner Arbeit nachgeht, kann nicht den gleichen Wohlstand haben, wie Menschen, die hart arbeiten. Das klappt bei uns, in Südostoberbayern, besonders gut. Bei einer Armutsquote von 10,6% ist bundesweit nur München mit 9,5% besser. In Bremen liegt die Armutsquote bei 29,1%, in Bremerhaven gar bei 33%.

Damit entkräften wir den Sozi-Vorschlag, nämlich den der der konsequenten Mietpreisdämpfungspolitik. In Bremerhaven liegt der durchschnittliche Mietpreis laut Engel&Völkers bei 8,83€. In Mühldorf als typische südostoberbayerische Stadt liegt der Mietpreis bei 10,76€. Höhere Mieten, aber eine Armutsquote, die bei weniger als einem Drittel von Bremerhaven liegt. Fazit: Wenn ich mir dann noch die Mietpreise in München anschaue, dann sehe ich keinen Bezug von Armutsquoten zu den Mieten.

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