Hatten wir das Thema nicht erst? Unser Marcel Fratzscher vom DIW hatte verkündet, dass wir auch niederqualifizierte Arbeitskräfte benötigen. Das klang etwas seltsam, weil wir ja seit Jahren immer nur etwas von Fachkräftemangel hören. Mein Vorstellungsvermögen ging vor zwei Tagen noch dahin, dass wir unter den 182.000 Afghanen, die bei uns Bürgergeld bekommen, und unter denen statistisch gesehen 71% Analphabeten sind, genug Hilfskräfte finden sollten.
Mein Vorstellungsvermögen hat mich im Stich gelassen. Wir finden unter ihnen die 25.000 Hilfskräfte nicht, und unter den 500.000 Syrern ebenfalls nicht. Selbst unter den Deutschen gibt es laut ntv 1,55 Millionen ungelernte Arbeitslose. Arbeitsminister Heil hat aber aufgegeben, auch nur eine kleine Anzahl von all diesen Bevölkerungsgruppen in Lohn und Brot zu bringen und will nun 25.000 Hilfskräfte zusätzlich ins Land holen. Die Bedingungen der Bundesagentur für Arbeit sind einfach maximal zielführend: Kurzzeitbeschäftigungen, nicht länger als acht Monate, mindestens dreißig Stunden Wochenarbeitszeit, Bezahlung nach Tarif, Übernahme der Reisekosten durch den Arbeitgeber, Landwirtschaft ist ausgenommen.
Das sind die letzten Zuckungen der Agentur für Arbeit mit ihrem Arbeitsminister Hubertus Heil. Einen noch besseren Offenbarungseid kann man in Sachen Arbeitspolitik, Migration und Bürgergeld nicht hinlegen. Die Sozis haben fertig. Würde ich bei einer Arbeitsagentur arbeiten, ich müsste kündigen. Begründung: Unerträglichkeit der Situation. Es erscheint mir unmöglich, mit Hingabe und Leistungsbereitschaft für diese Behörde zu arbeiten.
Schon 2022 hatte die Bundesagentur für Arbeit die glorreiche Idee, 2.000 Türken einzufliegen um das Gepäckchaos auf unseren Flughäfen zu beheben. Das ging natürlich schief. Der Agentur war wohl nicht bewusst, dass Gepäckangelegenheiten zum Sicherheitsbereich von Flughäfen gehören. Wer dort arbeiten möchte, muss einen verschärften Sicherheitscheck bestehen. Oder was haben wir geglaubt, warum es die Personalprobleme auf den Flughäfen gibt? Einfach mal zum Vorstellungsgespräch im Erdinger Moos erscheinen, um nächste Woche lustig Koffer zu schleppen? Leider nein. Warum glauben wir eigentlich, dass sich ausländische Hilfskräfte von deutschen Behörden wie Schachfiguren hin- und herschieben lassen? Deutschland sitzt schon längst nicht mehr am längeren Hebel.
Und hatte ich nicht erst das Thema Wohnraummangel (Stichwort: Die Oma soll umziehen) unter die Lupe genommen? Jetzt schließt sich der Kreis. Die Oma soll umziehen, damit ausländische Hilfskräfte mit ihren dann nachgeholten Familien in den verlassenen Häusern wohnen können. Ja, so macht das Sinn. Endlich habe ich die Sozi-Politik verstanden. Und jetzt verstehe ich auch die Verschwörungstheoretiker, die in Sachen Migration immer etwas von Bevölkerungsaustausch daherreden.
Jetzt nimmt die Sache Konturen an. Ich bin jetzt in der Betrachtungsweise ein Level nach oben gerückt. Ich verstehe plötzlich die Argumente beider Seiten. I’m on cloud nine.