Freitag, 02. Februar 2024, Politik: Congstar fordert Rassisten zur Vertragskündigung auf.

Congstar ist ein Tochterunternehmen der Telekom und vertreibt Mobilfunkverträge. Sie wartete jetzt im Facebook unter der Überschrift „KEIN BOCK AUF RASSIST*INNEN“ mit der Meldung auf, dass man an Vielfalt und Demokratie glaube, und dass jeder gehen könne, dem das nicht passe. Man habe keinen Bock auf Hass und Hetze, auf Diskriminierung und Demokratiefeindlichkeit. Man rufe alle Personen, die die Werte von Congstar in Bezug auf Freiheit und Demokratie nicht teilen, dazu auf, bei Congstar zu kündigen.

Nun habe ich diese Meldung nicht zuerst auf facebook gesehen, sondern per Mail. Congstar habe viel Zuspruch bekommen, nur vereinzelt hätte es Widerspruch und Häme gegeben. Jetzt kenne ich aber facebook aus eigener Erfahrung nur zu gut. Ich also hin zu facebook und… tatsächlich: Lauter unterstützende comments. Ich grübelte kurz und konnte das gar nicht glauben. Sekunden später fiel mir ein, dass ich bei der Betrachtung der Kommentare von „relevanteste“ auf „alle posts“ umschalten musste. Jetzt war das Bild komplett umgedreht. Geschätzte 99% äußern sich extrem schockiert und natürlich auch voller Häme. So, so. Facebook hält somit 95% aller Kommentare für irrelevant und zeigt bei „relevanteste“ ausgerechnet die wenigen positiven Kommentare an. Das war vor drei Tagen und auch heute der Fall. Facebooks Algorithmus ist somit auch nach Zeit nicht etwa selbstlernend, sondern bleibt bei seiner Einschätzung. Mir fällt auch auf, dass beim Scrollen durch die Kommentare nicht etwa der neueste Kommentar ganz oben oder ganz unten ist (ganz oben fände ich logisch), sondern zunächst die positiven Kommentare. Neutral wäre es, die Kommentare stur und ohne Wertung von neu nach alt einzublenden.

Der wirklich schlimmste und beängstigendste Kommentar ist der, dass alles so ausschaue wie 1933. Nur mit umgedrehten Vorzeichen. Der zweitbedrückendste Kommentar bezieht sich folgerichtig auf den italienischen Schriftsteller Ignazio Silone (1900-1978), der folgendes Zitat auf die Welt losließ: Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus» Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus». Damit es nicht heißt, na ja, da sucht sich jemand genau das Zitat heraus, das ihm in den Kram passt: Silone hat es mit diesem Zitat immerhin unter die Sammlung der 1.000 wichtigsten Zitate geschafft. Er hat zudem in einem weiteren Zitat die heutigen Verhältnisse in Deutschland treffend vorausgesagt: Der Bürger des Wohlfahrtsstaates sehnt sich, wenn er satt ist, nicht nach der Moral, sondern nach der Siesta. Anders ist es in der Tat nicht zu erklären, dass Gewerkschaften die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich fordern. Das wäre hinnehmbar, wenn man die 38 Stunden auf vier Tage verteilt. Aber man möchte die 35-Stundenwoche, langfristig die 32-Stundenwoche. Es geht aber noch besser. Für Bürgergeldempfänger hat man bereits die 0-Stundenwoche realisiert. Siesta für immer.

Zurück zu Congstar: Eigentlich könnte mir egal sein, was Congstar treibt, denn ich bin dienstlich seit Juli 1997 treuer Vodafone-Kunde (früher Mannesmann). Meine Mobilfunknummer könnte ich mir auch als Tattoo irgendwo einfräsen lassen, weil sie in Stein gemeißelt ist. Der Nicht-Wechsel fällt aber leicht, wenn man noch nie in seinem Leben eine Grundgebühr bezahlen musste. Früher musste ich bei der Reisekostenabrechnung noch Dienst- und Privatgespräche voneinander trennen und letztere fairerweise bezahlen. In Zeiten von Flatrates ist das längst Geschichte.

Zurück zum Thema. Nein, es ist mir nicht egal. Ich sehe eine besorgniserregende Entwicklung für unser Land, in dem faktisch jeder, der ideologisch nicht weit genug links ist, automatisch rechts ist. Was bedeutet es, wenn Hans-Georg Maaßen – er wird demnächst die Werteunion als Partei gründen – beim Bundesamt für Verfassungsschutz als „Rechtsextremist gespeichert“ ist und als „Beobachtungsobjekt“ gilt. Schon die Wortwahl: „Beobachtungsobjekt“… Mich fröstelt ein wenig. Lebt die „DDR“ in Deutschland weiter? Mit Ruhm bekleckert hat sich das Bundesamt für Verfassungsschutz aber nicht, als sie auf Bestreben von Maaßens Anwälten gemäß Auskunftsersuchen die über Maaßen gespeicherten Daten herausrücken musste. Maaßen hat das 20-seitige Dokument direkt auf seiner Homepage veröffentlicht. Die Stasi hätte über diese Sammlung von Daten müde gelächelt. Es ist einfach eine Sammlung von Zitaten, wie sie sich jeder Mensch im Internet über Maaßen zusammensuchen kann. Man muss aber doch ein wenig genauer hinschauen. Die zwanzig Seiten beschäftigen sich mit den gespeicherten Daten im Zusammenhang mit „etwaigen Verbindungen“ zur Reichsbürgerszene. Dazu hatte ich festgestellt, dass die Reichsbürger nicht einmal eine gemeinsame Homepage haben. Quasi Gefahr durch Zersplitterung. Die gesamte Datensammlung über Maaßen könnte somit viel größer sein.

Wir hören einiges über gesichert rechtsextreme Menschen, Gruppierungen, Vereine und Parteien. Was zu der Frage führt, welche gesichert linksextreme Typen es in Deutschland eigentlich gibt? Ich habe fünf Minuten meiner Lebenszeit investiert, um eine einfache Liste zu finden, die alle linksextremen Gruppen in Deutschland auflistet. Nach der ausgemachten Zeit hatte ich eine einzige Antwort: de.indymedia. Ich bin von dem kargen Ergebnis positiv überrascht. Als Skeptiker von allem linken Gedankengut konnte ich seit Wochen nicht mehr gut schlafen. Ich sah den Wald vor lauter Linken nicht mehr. Aber die eine Gruppe – mit der werden wir doch wohl fertigwerden. Gefahr gebannt. Wir können uns somit weiter in Ruhe um die Rechten kümmern.

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