Freitag, 22. Dezember 2023, Die Sozis sind am Ende.

Vor drei Tagen glänzte die SPD auf Twitter mit diesem Post. Wie immer schauen wir uns zunächst die formalen Dinge an. Frage Nummer Eins: Wer war gleich wieder Otto Wels? Nun, er war vor dem zweiten Weltkrieg SPD-Vorsitzender im Exil in Paris. Vorher war er im Verband der Tapezierer gewerkschaftlich aktiv.

Eines war für mich immer klar. Tapezieren ist nicht mein Ding. Früher war das notwendig, weil die Wände einfach unansehnlich waren. Aber die Tapezieraktionen in der elterlichen Wohnung ordnete ich immer zwischen „familiäres Highlight und Horroraktion“ ein. Ich habe als erwachsener Mensch nie wieder tapeziert. Das hätte nur schiefgehen können. Die Erinnerungen an meine Kindheit waren zu abschreckend.

Angesichts des vorliegenden SPD-Plakates hätte mein Mathelehrer Feldmann gefragt: Herr Behrens, nennen Sie mir alle Zahlen zwischen 16 und 20. In inbrünstiger Überzeugung hätte ich geantwortet: 17, 18, und 19, und hätte dafür ein wohlwollendes Nicken geerntet. Das Verhältnis zwischen Mathe-Lehrer Feldmann und mir war zwischenzeitlich nicht das Beste. Ich sagte mir immer, dass Mathematik ja eh nur eine Hilfswissenschaft für die wirklich großen Dinge wie Physik sei, und Mathe-Lehrer Feldmann somit ja eigentlich nur ein Hilfslehrer. Das muss man nicht zu ernstnehmen. Diese Überzeugung half mir beim Empfang der miesen Noten in der siebten Klasse aber auch nicht wirklich weiter.

Die Frage lautet aber nun, warum es die Sozis nur auf drei Jahrgänge abgesehen haben. Dazu ging ich auf den Link. Da schaute mich im Chrome zunächst einmal die Meldung an, dass die Verbindung nicht sicher sei. Deckt sich voll und ganz mit meiner Einstellung zur SPD. Auf der Seite angekommen, lernen wir, dass der Preis schon zum neunten Mal vergeben wird. Jetzt wäre es von Interesse gewesen, wofür die acht früheren Preisträger ihren Preis bekamen. Muss man aber selbst ergoogeln. 2023 bekam Leticia Gorka aus Dinslaken diesen Preis für die Erstellung eines fiktiven Instagram-Kanals. Was das genau ist, erfahren wir auf der Internetseite des Otto-Hahn-Gymnasiums nicht. Ist ja fiktiv. Was sprach gegen einen echten Instagram-Kanal?

Ich fand auch keine Übersichtsseite, wer in den vergangenen acht Jahren die Preise gewonnen hat. Muss man sich alles mühsam ergooglen.

Aber jetzt zum Plakat selbst. Zwei gelbe Hände, vier Punkte drüber. Hm, keine Ahnung, die Deutungshoheit bleibt bei der SPD, ebenso wie die abgebildete Rakete.

Die Reaktionen auf Twitter auf diesen Sozi-Quatsch waren vorhersehbar. Die Fragestellung, wie „du dich gegen Antisemitismus einsetzt“, wird in den Twitter-Kommentaren ungefähr so beantwortet (nach Häufigkeit sortiert):

  1. Ich wähle nie wieder SPD.
  2. Ich wähle für immer die AfD.
  3. Ich kämpfe für Remigration.
  4. Ich kämpfe gegen die SPD, weil Antisemitismus von Links ausgeht
  5. Ich wähle nie wieder Parteien, die unbegrenzt gewaltbereite Antisemiten nach Deutschland holen.
  6. Gar nicht.

Die Kommentare sind so vernichtend, dass ich beinahe verstehe, warum die Mitglieder des Öffentlichkeitsteam der SPD gar nicht erst den Versuch unternehmen, moderierend einzugreifen. Wenn ich aber als SPD meine eigenen geistigen Ergüsse ernstnehme, dann muss ich auch in den Infight gehen und den Schlagabtausch im Twitter annehmen. Dann muss ich mich gegen die Argumente wehren. Hohn und Spott kann man durchaus ignorieren. Aber man könnte zumindest den Anschein wahren, dass man seine eigenen Parolen ernstnimmt.

Aus den 439 Kommentaren kann ich aber eines ableiten: Siebzehn- bis Neunzehnjährige haben nicht geantwortet.

Warum ist das so? Die Jugend ist mit Selbstbespaßung beschäftigt und völlig unpolitisch. Egal, ob ich auf die Bürgerversammlung gehe, oder wie letztens mir in Burghausen im Bürgersaal ein politisches Referat über die sozial-ökologische Transformation anhöre – die Jugend ist nicht vertreten. Und das ist für die weitere Entwicklung unseres Landes mehr als ungünstig. Das ist besorgniserregend.

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