Sonntag, 29. Oktober 2023, Inlandsauflüge

Sonntag, 29. Oktober 2023: Auf der Kampenwand.

Das Jahr 2023 wäre um ein Haar als das Jahr in die Geschichte eingegangen, in dem es uns nicht gelungen ist, auch nur eine einzige Wanderung in den Alpen zu unternehmen. Keinen Tag zu zeitig und keinen Tag zu spät fuhren wir heute Richtung Berge. Nicht zu zeitig, weil ich erst meine aus Malta mitgebrachte schwere Erkältung auskurieren musste. Keinen Tag zu spät, weil es in den Bergen immer kälter wird, was den Spaß am Wandern erheblich schmälert. Wir fuhren am Vormittag nach Aschau im Chiemgau. Geplant war eigentlich nur eine gemütliche Drei-Stunden-Wanderung am Fuße der Kampenwand.

Je öfter ich die Kampenwand aber vor mir sah, desto stärker reifte der Gedanke, den Berg zu bezwingen. Die Hütten waren fast alle noch geöffnet. Kein Hüttenbetreiber wollte sich die Geschäfte an diesem wunderbaren Sonnen-Sonntag entgehen lassen. In der Mais-Alm waren alle Bänke belegt. Die Stimmung war bestens.

Die Hausmusik macht alles noch besser.

Die Probleme der Welt kann man hier sehr gut ausblenden. Nach dem wir von der Maisalm wieder losgegangen waren, wurde mir klar, dass ich auf den Berg muss. Eine unsichtbare Kraft zog mich Richtung Gipfel. Evi war einverstanden. Der Blick in die Landschaft, hier auf den Chiemsee war einfach phänomenal.

Nun waren wir nicht gerade zeitig unterwegs. Und die Kampenwand heißt eben auch deshalb Kampenwand, weil zwischen dem größten Gipfelkreuz und dem fest entschlossenen Wanderer einige Felswände im Wege stehen. Deshalb heißt der Berg auch nicht einfach nur Kampenhuckel. Es gab somit einiges an Höhenmetern zu überwinden, bis wir oben waren. Auf den Wegen zu den Hütten gab es jede Menge Fahrradfahrer. Viele sind mit Strom unterwegs. Andere quälen sich nach oben, so wie es sich gehört.

Mir fiel auf, dass viel zu viele Menschen – auch Kinder – mit Turnschuhen unterwegs waren. Ich konnte mich noch an die erste Wanderung auf die Kampenwand in 10/2000 erinnern und wusste, dass es da oben immer feucht ist. Profil an den Schuhen ist megawichtig. Da müssen schon die guten Lowa-Schuhe ran, während ich Dummpatz die Wanderstöcke im Auto zurückgelassen hatte. Die fehlenden Stöcke waren aber verschmerzbar.

Die Tafel gab Aufschluss darüber, dass das Gipfelkreuz in den 50er Jahren aus Alteisen errichtet wurde und 54 Zentner wiegt. Ich wollte mal wissen, wieviel Prozent der Leser dieser Tafel sich auf Anhieb vorstellen können, wie schwer 54 Zentner sind. Mir haut’s beim Wandern eh schon den Dampf naus, und dann soll ich da oben auch noch fehlerfrei rechnen? 54×50=2700kg=2,7t. Damit kann ich schon eher etwas anfangen.

Wir befinden uns mitten in Deutschland. Warum wird hier Werbung für Österreich gemacht? Oben herrschte böiger Wind.

Beim Selfie musste ich das iPhone gut festhalten, damit nicht ein vierstelliger Betrag die Felswand herunterkugelt.

Obwohl wir erst um 1430 am Gipfel waren, war der Andrang noch groß. Man kann ja auch bequem mit der Seilbahn anreisen und muss dann „nur noch“ eine Stunde nach oben wandern/klettern.

Herunterzu gab es nicht nur den Normalweg sondern für die ganz Verrückten auch einen echten Klettersteig.

Das Bild finde ich fantastisch. Zwischen zwei Felsen wurde das Haus von irgendwem vor sehr, sehr langer, Zeit hingesetzt. Die Option, mit der Bahn nach unten zu fahren, ignorierten wir. Die Logik hieß: Ohne technische Hilfsmittel nach oben, ohne technische Hilfsmittel wieder nach unten. Die Bilanz: Tour-Gesamtdauer: 6,5 Stunden. Reine Gehzeit: 04:47:00, Tourlänge: 17,7km, Höhenmeter: 1.030m, niedrigster Punkt (Aschau): 606m, höchster Punkt (Gipfel): 1.668m

31. August 2023, Letztens: Radeln von Garching an der Alz nach Seeon.

Deutschland hat fertig. Etwas anders fiel mir nicht ein, als ich die Bank betrachtete. Zunächst war ich an ihr vorbeigeradelt. Dann aber dachte ich mir: Da war doch was. Ich drehte noch einmal um und fragte mich: Nicht euer Ernst oder? Eine einfache Holzbank, die mitten in der Prärie steht, muss mit einem Fahrradschloss gesichert werden? Das ist doch einfach nicht zu glauben.

Aber schön der Reihe nach. Mit der Bahn ging es nach Garching, von wo aus wir nach Seeon radelten. Wann immer uns danach war, setzten wir uns in den Schatten und schauten in die schöne Landschaft.

Ich hatte letztens schon über die Silphie als Mais-Ersatz berichtet, die wir im Umweltgarten gezeigt bekommen hatten. Jetzt sahen wir sie tatsächlich auch in freier Natur. Es ist somit nicht nur Theorie.

Hier trifft Old-School Landwirtschaft auf…

…die neue Variante. Toll, dass sich Menschen noch engagieren, um schöne Dinge…

…zu erhalten. Bei diesem Kirchlein in Siboling mussten wir ein wenig genauer hinschauen.

Was für ein Elend…

…brachte der zweite Weltkrieg mit sich, wobei „Kriegsteilnehmer“ nicht gleich „Gefallene“ bedeutet. Land auf und Land ab…

…waren alle Landwirte unterwegs. Bei diesem völlig…

…abgelegenen Hof fragte ich mich, woher die Bewohner ihr Internet nehmen. Die Antwort sah ich beim Vorbeifahren. Am Grundstücksrand stand der typische Verteiler für Glasfaser. Der Golfplatz…

…liegt auch recht schön.  Wenn man…

…durch Wald fahren kann, ist es schlagartig angenehme zehn Grad kühler. Der Drang nach den eigenen…

…vier Wänden ist bei den Deutschen immer noch übermächtig. Energieverbrauch, Flächenfraß, Ressourcenschonung – das sind alles keine wirksamen Argumente. In einem ersten Schritt würde ich als Gemeinde nur noch Doppelhaushälften, wenn nicht sogar Reihenhäuser genehmigen. Weil Wochenende war…

…war der Kran nicht in Betrieb. Kann man sehen, dass es sich ganz oben Hunderte Spatzen bequem gemacht hatten? Sie veranstalteten ein ordentliches Chilp-Konzert.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Eigentumswohnungen in diesem „Kasten“ recht schnell verkauft waren. Gut Obing liegt direkt am Obinger See und macht einen gehobenen Eindruck.

Der Skulpturenweg rund um den Obinger See ist sicherlich eine Extra-Begehung wert. Jeder macht es sich so schön…

…wie er kann. Während der Gartenzwerg die pralle Sonne aushalten muss, wird der Gartenteich richtigerweise beschattet. So muss das sein. Hier hätte sich eine weitere Pause angeboten…

…doch ging es gerade gemütlich den Berg hinunter, mit Blick auf die Berge…

Dieses Fahrrad ist sicherlich keine Attrappe.

Es war wirklich einmal im Einsatz. Wie bequem sind dagegen die heutigen Fahrräder. Wenn ich mir beim Zugfahren die E-Bikes anderer Mitfahrer so anschaue, dann muss ich neidlos anerkennen, dass das High-Tech-Maschinen sind – das Ergebnis umfassender und erfolgreicher Entwicklungsarbeit. Aber eben nichts für mich. Ich schwitze lieber.

Das Tagesziel war der Seeoner See.  Gegenüber sieht man das Kloster Seeon, mit einem Tagungshotel. Die CSU-Spitze trifft sich dort ab und an.

Wären wir mit dem Auto unterwegs gewesen, hätten wir diese Location niemals gesehen. Auf der Alz selbst…

…aber auch auf einem kleinen Nebenarm steigen die Badelustigen ins Wasser, lassen sich ein paar Hundert Meter flussabwärts treiben und spazieren wieder nach oben. Wenn die Kinder gut schwimmen können, kann man sich als Eltern…

…auf die Liegewiese schlafen legen und hört und sieht die nächsten drei Stunden nichts mehr von ihnen. So, wie mich das Eingangsbild mit der angeschlossenen Bank erschrak, so erschrak ich auch beim Anblick des ehemaligen Bahnhofsgebäudes in Altenmarkt.

Ehemalige Bahnhofsvorsteher würden sich im Grabe umdrehen. Was für ein Niedergang.

Das Display war megawichtig und informativ. Es informierte uns darüber, dass der Zug diesmal auf Gleis 1 abfährt.

Sonntag, 27. August 2023, Anstehen an der Zugspitze

Im ovb sah ich in dieser Woche ein verstörendes Bild. Auf dem Höllenfernergletscher zur Zugspitze standen Wanderer drei Stunden an, um auf den Klettersteig zu kommen. Unglaublich. Erinnerungen kamen auf. Ich habe dann mal eben in meiner Master-Liste nachgeschaut, wann ich allein und genau über den gleichen Weg nach oben gewandert bin. Danach nahm ich das Tagebuch aus dem Jahr 2003 aus dem Schrank und suchte meinen Wanderbericht dazu. Leider habe ich aus dieser Zeit keine Datei mehr dazu, um den Bericht einfach auf die Homepage zu kopieren. Aber das iPhone hat in den Notes eine schöne Scan-Funktionalität. Ich konnte den Text einscannen (nur bei den Umlauten hakt es) und präsentiere ihn hier – fast uneditiert – der Nachwelt. Völlig entfallen war mir, dass die Bewältigung des Klettersteiges drei Stunden gedauert hat. Und bei mir gab es keinerlei Stau, weder am Gletscher, noch auf dem Klettersteig. Bei einer derartigen Menge an Menschen muss auch der Klettersteig noch einmal mindestens vier Stunden gedauert haben. Der Spaßfaktor ist wegen der Schwere der Tour eh nicht besonders hoch. Wenn dann noch solche Menschenmengen im Spiel sind, dann wird es richtig ätzend. Wenn auf dem Klettersteig dann noch der eine oder andere Bergsteiger schwächelt und eine kleine Pause braucht, wird die Situation unerträglich. Hier ist der Bericht von vor 20 Jahren:

Samstag/Sonntag, 16/17.08.2003, Der Berg der Berge – Über Leiter und Brett zur Zugspitze.

Ich fuhr über Burghausen zwei Stunden nach Hammerbach, einem Ortsteil von Grainau ganz in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, wo ich schon um 18.00 Uhr ankam. Ich erkundete die Gegend, fand den Wanderweg, aß gemütlich mein mitgebrachtes Abendbrot, und las noch etwas in meinem Buch „Des Königs Kinder“, wo es sinnigerweise wieder um eine Beziehung zwischen Christen und Juden geht. Bereits um 21.00 Uhr versuchte ich zu schlafen. Dafür hatte ich bereits zu Hause das Auto so umgebaut, dass ich genügend Platz hatte. Aber trotz Isomatte und Schlafsack konnte ich nicht schlafen. Ich schätze, dass ich nur drei Stunden schlief.

3.30 Uhr: Das Telefon bimmelt.

4.00 Uhr: Mit eingeschalteter Stirnlampe nehme ich den Waldweg zur Höllentalklamm in Angriff.

4.50 Uhr: Der Marsch durch die Höllentalklamm beginnt. Das Kassenhäuschen ist verwaist, die Klamm aber offen. Sogar die Toiletten sind benutzbar. Trotz der Dunkelheit, die nur durch den Fast-Vollmond erträglich gemacht wird, kann ich erahnen, wie sehenswert die Klamm ist. Von den Felsen, unter denen ich gehe, rinnt das Wasser herab, als hätte es drei Tage hintereinander geregnet. Die kleinen mannshohen Tunnel sind beleuchtet – eine nette Geste für Wanderer, die zu unwirklichen Zeiten unterwegs sind.

5.50 Uhr: Ich erreiche die Höllentalangerhütte, in der ich auch übernachtet hätte, wenn die Wirtin meine telefonische Vorbestellung noch entgegengenommen hätte.

6.00 Uhr: Ich verlasse die Hütte Richtung Tal-Ende. Die Stirnlampe ist schon längst ausgeschaltet. Langsam frage ich mich, wo wohl der Weg aus dem Tal herausführen soll, so gigantisch hoch sind die Felswände links und rechts. 6.55 Uhr: Nach einem ordentlichen Anstieg folgen aufeinander die zwei legendären Highlights der Tour: Die Leiter und das Brett. Ich verzichte darauf, mich in einem so frühen Stadium zu sichern und überwinde beide Hindernisse problemlos. Bei dem Brett, einer glatten Felsquerung, der nur durch künstliche Tritte ermöglicht wird, vermeide ich es, zu oft nach unten zu sehen. Bei der Leiter handelt es sich tatsächlich um eine sehr, sehr steile Eisenleiter. Ohne diese zwei Hilfsmittel wäre diese Stelle nur für hochbegabte Kletterer überwindbar.

7.15 Uhr: Nach weiteren steilen Anstiegen habe ich das Tal endlich verlassen. Erstmals ist die Gipfelstation der Zugspitze zu sehen. Das gibt Hoffnung. Außerdem beginnt ein flacheres Teilstück und somit eine Phase der Erholung.

8.30 Uhr: Ankunft am Gletscher, oder besser gesagt, bei dem, was noch davon übrig ist. Ich schmiere mich im Gesicht kräftig ein, schnalle mir die Steigeisen an, setze meine Gletscherbrille auf und bin so gerüstet für die Überquerung.

8.45 Uhr: Die nächsten dreißig Minuten stapfe ich über den Gletscher. Gefährliche Gletscherspalten sind noch immer eine Realität.

9.15 Uhr: Abrupt muss man vom Gletscher in den Klettersteig einsteigen. Ein Blick auf den Fels genügt. Es ist an der Zeit, den Klettergurt anzulegen und den Helm auf den Kopf zu setzen. Im Internet sprach ein Wanderfreund von der Schlüsselstelle der Tour. Und tatsächlich ist der Abstand vom Gletscherrand zum Felsen mehr als zwei Meter breit. Es gibt keine Chance, die Felswand zu erreichen. Aber es gibt zum Glück eine zweite Zugriffsstelle. Ab jetzt heißt es, die Zähne zusammenzubeißen und bis zum Gipfel nicht mehr locker zu lassen. Dass daraus drei Stunden werden, ahne ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Auf etwa der Hälfte des Klettersteiges sichere ich mich an den Drahtseilen. Immerhin habe ich Frau und zwei Kinder. Etwa eine Stunde vor dem Gipfel fängt es leicht zu nieseln an. Aber das ficht mich nicht mehr an. Denn ich habe es bald geschafft. Bis zum Gipfel hin werde ich immer langsamer. Der Klettersteig behält vom Einstieg bis zum Gipfel unbarmherzig seine Steilheit bei. Der Drang nach schnellen Gehzeiten ist verflogen. Ich trinke unterwegs und fotografiere die Gegend.

11.20 Uhr: Nach 7,5 Stunden habe ich – einigermaßen fertig mit der Welt – den Gipfel erreicht. Andere sind schon vor mir da. Manche schauen mich mit ihren Badelatschen an, als käme ich vom Mond: Lustiges Outfit, oben dann mit Schlapphut, noch in Klettermontur. Allein drei Seilbahnen fahren zum Gipfel. Ich raste ausgiebig und lasse mich am Gipfelkreuz in voller Montur fotografieren. Wenig später brauche ich meine Wanderjacke, um nicht zu frieren. Seit 4.00 Uhr war ich in nichts anderem gewandert als meiner grauen Zipp-Hose und dem langärmligen Adidas-Shirt. Das war bis zum Gipfel völlig ausreichend. Einen Schweizer, dessen Kamera den Geist aufgegeben hat, fotografiere ich und verspreche, ihm die Bilder zu schicken. Im Gegenzug verspricht er mir, Schweizer Schokolade zu organisieren. Nach einer Stunde sinniere ich darüber nach, wie ich am besten und billigsten wieder nach unten gelange. Also verzichte ich auf die Seilbahn und gehe zu Fuß zum Zugspitzplatt hinunter und überwinde dabei ein gräusliches Schotterfeld. Alle, die mir entgegenkommen, tun mir ehrlich leid. Das Platt ist normalerweise ein Sommerskigebiet. Aber ich sehe nur kümmerliche Reste von Schnee und jede Menge schwarzen Dreck, der übrig bleibt, wenn der Schnee schmilzt. Den gleichen Effekt hatte ich auch auf dem Gletscher gesehen. Dort konnte man den Dreck ruhig als schwarze Schlacke bezeichnen. Und ich sehe Bauaktivitäten. Das ganze Gebiet wird weiter zubetoniert. Man will immer noch mehr Gäste haben. Der Postbote wird heute wieder dreitausend Postkarten vom Gipfel mit ins Tal nehmen. Mit der Zahnradbahn fahre ich talwärts. Für sage und schreibe 24,50 Euro fährt man im Schneckentempo fast eine Stunde durch einen modrigen Tunnel, den Arbeiter von 1928 bis 1930 in den Fels hauten. In der Bahn treffe ich zwei Burschen wieder, die mir genüsslich erklären, dass vom Gipfel die Fahrkarte bis Hammerbach ebenfalls nur 24,50 Euro kostete. Mein Neunzigminutenmarsch hatte also keinen finanziellen Vorteil. Insgesamt sind wir – mit Umsteigen – fast zwei Stunden in der Bahn, bevor wir in Hammerbach aussteigen. Wir erfahren, dass eine Berg- und Talfahrt 43 Euro kostet, eine Familienkarte gar 99 Euro. Gegen 15.00 Uhr sitze ich schon wieder im Auto und bin um 17.00 Uhr zu Hause. Die Begehung der Zugspitze wird ein unvergessenes Erlebnis bleiben.

Nachwort: Ein Hoch auf mein Tagebuch. So hätte ich diesen Ausflug niemals mehr rekonstruieren können.

Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich mich da auf dem Gletscher hätte anstellen müssen. Wahrscheinlich hätte ich – nach einem innerlichen Tobsuchtsanfall – kehrt gemacht und mir einen anderen Tagesgipfel gesucht.

14.08.2023, Ausflug: Kult am Chiemsee

Allein für diesen Blick zur Kampenwand lohnt es sich immer wieder, zum Chiemsee zu kommen. Die Räder waren schnell vom Auto runter. Wie immer ging es entgegen des Uhrzeigersinnes um den Chiemsee herum.

Der Blick in die Berge ist unbezahlbar. Obwohl der See wie kein zweiter touristisch vollständig erschlossen ist, radelt man zeitweise durch…

…die tollste Natur, oder eben vorbei an…

…solch einem Blumenmeer. Selbst direkt an der Autobahn A8 gibt es…

nützliche Gewässer mit weißen oder…

roten Seerosen, wobei man darauf vertrauen muss, dass angesichts der Nähe zur Autobahn…

…kein Verrückter eine Dose Cola aus dem Fenster schmeißt.

Die Tiroler Achen sieht harmlos aus, schiebt aber so viel Sedimente in den Chiemsee hinein, dass dieser schon seit Jahren ständig ausgebaggert wird, um die Verlandung aufzuhalten. Gelingt aber nur teilweise. Der See verliert im Bereich des Mündungsdeltas jedes Jahr zwischen 1,3 und 1,5 Hektar Seefläche.

Ein Zwischenhalt am Lieblingsort, dem Sonnendeck, ist Pflicht.

Wo Wasser reingeht, geht auch Wasser raus. Die Alz bildet sich hier als Abfluss des Chiemsees und fließt später bei Marktl in den Inn.

Bei diesem traumhaft malerischen Hotel rief ich Evi sofort zu: Bitte umgehend ein verlängertes Wochenende buchen. Die Wahrheit ist aber eine andere. Das Hotel ist geschlossen, das Gebäude wird abgerissen.

Wem nach 45km die Füße kochen, der kann sich hier im Kneipp-Becken Abkühlung verschaffen.

Die Foto-Motive gehen einfach nicht aus.

Nach 55km Radeln und einer kurzen Abkühlung im See hieß es, den Super-Tag mit einem Abendessen beim Griechen ausklingen zu lassen.

Parken am Chiemsee heißt Parken in Gstadt. Hier kommen wir gefühlt schon seit 30 Jahren her, hier erwartet uns immer der gleiche Parkplatz-Chef. Nach eigenen Angaben macht er den Job schon 50 bis 60 Jahre. Er ist Kult.

28.05.2023, Pfingstausflug zum Simssee

Bei der Entscheidung, entweder zum Neumarkter Volksfest zu gehen, oder einen pfingstsonntäglichen Ausflug Richtung Berge zu unternehmen, gab es bei diesem wunderbaren Wetter keine zwei Meinungen.

Die Berge wiederum präsentierten sich heute vor allem in Form der Kampenwand, ein Berg, auf dem ich schon oben war und mit mir damals auch ein Mensch mit nur einem Bein. Wie man an den Zacken unschwer erkennen kann, muss man da durchaus ein wenig kraxeln. Aber auch der Mount Everest wird mittlerweile von Blinden bestiegen.

Auf dem Vogelkundepfad hatte ich dann auch mal einen Treffer: Ich erkannte den Gimpel, weil ich den auf unserer Terrasse schon einmal beobachten und fotografieren durfte. Ein Allerweltsvogel wie eine Amsel ist der Gimpel nicht. Räuber Hotzenplotz wurde übrigens von einem Zauberer vor dessen Tod in einen Gimpel verwandelt.

Die Landschaft um den Simssee ist wegen seiner Moorflächen einzigartig und megawichtig für den Wasserhaushalt. Geregnet hat es auch jede Menge, denn der See hat mehr Wasser als normal.

Dieser deutschen Bank steht das Wasser bis zum Hals. Auf diese „Deutsche Bank“ würde ich (mich) jedenfalls nicht setzen.

Nach dem Spaziergang gab es natürlich ein Mittagessen beim legendären Gocklwirt mit anschließender Begutachtung der alten Technik.

Mama konnte Göppl nicht wirklich zuordnen. Sie konnte sich nur schwach an den Begriff Göpl erinnern, als eine Art manuelle Pumpe für Trinkwasserbrunnen. Aber bei den folgenden zwei Sachen wusste sie sofort Bescheid, weil sie beides in ihrer Kindheit bediente und damit die Nachkriegswirtschaft gewissermaßen ‚ankurbelte‘.

Links sieht man eine Buttermaschine. Man füllte den Behälter mit Milch und kurbelte so lange, bis Butter entstand. Noch interessanter ist das rechte Teil, eine Kartoffelwaschmaschine, in der die Kartoffeln mit Wasser vermischt und durch Drehen des Behälters durch die Kurbel (rechts) gereinigt wurden. Was? Auch, wenn man Kartoffeln an Tiere verfüttert, müssen die Kartoffeln gereinigt werden? Na ja, wie mein Papa immer sagte: Keine Ahnung von Ackerbau und Viehzucht. Er hätte jede Maschine in diesem Freiluftmuseum im Detail erklären können.

Noch nie in meinem Leben hatte ich den Begriff „Karfreitagsratschn“ gehört. Den Brauch kannte aber wiederum… meine Mama. Am Gründonnerstag wurden früher alle Kirchenglocken nach Rom ‚geschickt‘. Sie kamen erst am Ostersonntag wieder. In der Zwischenzeit konnten sie natürlich nicht läuten. Deshalb wurden die Katholiken im Dorf mit der Karfreitagsratschn, die ähnlich laut wie die Glocken waren, zum Gottesdienst gerufen. Ich bin fasziniert über dieses Wissen und rufe hiermit noch einmal alle älteren Menschen auf, ihre Lebensgeschichten detailliert aufzuschreiben.

Selbstredend, dass ich mir am Badeplatz des Simssees die Badehose anzog und zum Schwimmen ging. Das Wasser war wunderbar, aber nur eine kleine Minderheit der Menschen auf der recht vollen Liegewiese traute sich. Die hätten mal mit mir zusammen letztes Jahr in Schweden bei 14 Grad ins Wasser steigen soll. Das war wirklich kalt! Nach einem kurzen Stoßgebet Richtung Himmel rannte ich ins Wasser, damit ich es mir ja nicht anders überlege. Zugegeben: 100m bin ich während dieses zweifelhaften Badevergnügens nicht geschwommen.

Schweden, September 2022

Witz zum Abschluss: Ein alter Pfarrer geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger – ein junger Priester – fragt ihn: „Wie sind die Menschen hier im Dorf?“ Darauf der alte Pfarrer: „Sie sind böse, böse, böse – aber gute Katholiken.“

25.02.2023, Be f.re.e

Der heutige München-Ausflug hatte zwei Ziele. Zum Einen mussten neue Turnschuhe her. Dafür verfeuerte ich beim Sport-Scheck meinen Geburtstagsgutschein. Meinen Vorsatz, aus der Enttäuschung über meinen letzten Fehlkauf…

…heraus nie wieder asics-Schuhe zu kaufen, verwarf ich. Die neuen Schuhe passen wie angegossen. Und ich habe ein vierwöchiges Umtauschrecht. Sollte also nach drei Wochen wieder der große Zeh vorn durchschauen, dann fahr ich wieder mit dem Zug in die Landeshauptstadt und werde beim Sport-Scheck vorstellig. Morgen früh ist für die Schuhe gleich einmal Premiere.

Nach einer kurzen, standesgemäßen Kaffee-, Tee- und Kuchenpause beim Rischart auf der Kaufinger Straße fuhren wir dem ÖPNV zur f.re.e. Das Ticket ab 15.00 Uhr für acht Euro war völlig ok. Drei Stunden durch die Hallen flanieren – das sollte reichen. Sollte Deutschland in irgendeiner Krise stecken oder darauf zusteuern – auf der f.re.e war davon nichts zu sehen. Außerdem waren alle Menschen, denen man begegnete, gut drauf. Man konnte fachsimpeln – mit den Menschen an den Ständen genauso wie mit anderen Besuchern.

Schon in der großen Eingangshalle war jede Menge los.

Alte Bekannte: Der Winklhof mit seinen Alpakas ist ja gleich bei uns um die Ecke und immer einen Radlausflug wert.

Südostasien ist in unseren Blick geraten. Aber eine Aida wird es nicht. Wir nehmen ein Kreuzfahrtschiff.

Dieses Hotel in Südtirol machte einen sehr guten Eindruck auf uns, auch weil sich der alte Mann am Tisch als der Hotelbesitzer vorstellte und richtig gut drauf war.

Snowboarden ist eine austerbende Sportart? Von wegen. Ich schaute mal kurz auf die Preise der Schuhe. Habe ich mich vor ein paar Wochen in Schladming bekauft? Nein. Das Preisniveau war in etwas das Gleiche.

Das ist ein interessantes Sportgerät, dass ich noch nie im Einsatz gesehen habe. Zunächst dachte ich, dass es sich um diese seltsamen, beim Preis deutlich über 10.000 Euro liegenden Flite Boards handelt, wo man wie von Geisterhand über das Wasser schwebt. Das Teil hier ist ein anderes Ding. Denn das Segel im Hintergrund gehört dazu. Hier gibt es keine Fernbedienung. Hier wird Wind benötigt.

Auch dieses weiterentwickelte SUP war mir neu. Statt sich mit einem Paddel zu bewaffnen und sich damit fortzubewegen, nutzt man die Stepfunktion.

Hier heißt es: Augen gerade aus. Camel verbinde ich immer noch mit der Zigarettenmarke, obwohl sich der Konzern durchaus weiterentwickelte und noch ganz andere Produkte herstellte. Zwischenzeitlich wurde er von Lucky Strike geschluckt.

In diesem Jahr ist Kroatien der offizielle Partner der f.re.e.

Bibione an der Adria muss eigentlich keine Werbung in Deutschland machen. Faktisch war jeder von uns schon einmal dort im Urlaub.

Die Türkei meiden wir aus politischen Gründen. Wir können den dortigen Präsident nicht ausstehen. Ich war 1998 als Ericssson-Mitarbeiter ein paar Tage in Istanbul. Wir ließen es uns bei dem Incentive-Event  damals so richtig gut gehen und waren im Hotel Eresin abgestiegen. Nur weil wir damals über den Bosporus shipperten, kann ich von mir behaupten, schon einmal in Asien gewesen zu sein.

Bei Korea dachte ich an mein englisches Ken-Follett-Buch, das ich grade lese. Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea ist nicht nur im Buch Hauptthema, wo gerade rote Linien überschritten werden. Auch im realen Leben gehört die koreanische Halbinsel zu den weltweit heikelsten Krisenherden. Die Amerikaner sind im südlichen Teil stationiert – im nördlichen Teil sind es Atombomben. Ein explosiver politischer wie militärischer Mix mit den Chinesen im Hintergrund, die Nordkorea bedingungslos unterstützen, egal was der Supreme Leader dort treibt. Das Buch zeigt in erschreckender Weise, wo die Reise hingehen kann.

Hier wurden so eine Art Heilbänder verkauft, 90 Euro das Stück. Wir blieben nur stehen, weil an dem Stand viel los war. Andere Standbesucher schworen auf heilende Effekte. Als vehementer Skeptiker muss muss ich mir das gelegentlich mal im Internet anschauen.

Ich muss auch noch herausbekommen, warum Betonteile (wie hier auf dem kurzen Weg von der f.re.e zur U-Bahn) mit einem dicken fetten Kupferkabel verbunden sein müsssen. Sieht schwer nach einem Erdungskabel aus. Aber wozu? Der technische Hintergrund erschließt sich mir nur zum Teil.

Auf dem Ostbahnhof in München setzte Flockenwirbel ein, und es wurde ungemütlich kalt. Aber der Zug nach Mühldorf war schon im Anflug. Ein Supertag ging zu Ende.

20.02.2023, Sankt Johann in Tirol

Als ich heute Vormittag in der Hirschbichl-Bahn saß, bemerkte ich ein leichtes Grummeln, in mir drin. Ich hörte genauer hin und lauschte folgender Unterhaltung:

Bumperherzl an Großhirn: Wir gewinnen schnell an Höhe. Was ist hier los?
Großhirn an Bumperherzl: Du machst weiter, wie gewohnt. Klar?
Bumperherzl an Großhirn: Zu Befehl, du Möchtegernchef, aber ohne mich geht hier gar nichts.
Großhirn an Auge: Was ist da draußen los?
Auge an Großhirn: Wir sind in einer Gondel.
Großhirn an Auge: Welches Equipment hat der Alte dabei?
Auge an alle: Dreimal dürft ihr raten. Ich sehe wieder dieses dumme Holzbrett.
Alle im Chor: Um Gottes Willen, der alte Mann tut es schon wieder.
Großhirn an alle: Ruhig Blut, Jungs, wir hier oben denken uns was aus.
Rechtes Wadl an Großhirn: Ich verspüre Druck, der Alte schnürt schon die Schuhe zu, beeilt euch mal.
Rechtes Knie zum linken Knie: Mit tut jetzt schon alles weh.
Großhirn an Kleinhirn: Irgendwelche Vorschläge?
Kleinhirn an Großhirn: Ich befürchte, der alte Mann zieht das durch. Keine Vorschläge.
Magen an Auge: Irgendwelche Hütten in Sicht?
Kleinhirn an Magen: Entkrampf dich, er träumt schon vom Kaiserschmarrn.
Niere an Kleinhirn: Und was springt für mich dabei raus?
Kleinhirn an Niere: Früchtetee, wie immer. Was fragst du so dämlich, du dumme Bohne?
Galle an Niere: Genau, Pech gehabt.
Großhirn an alle: Ruhe auf den billigen Plätzen. Ab jetzt wird gehorcht.

Und so wurde es ein Supertag, der nebenbei auch noch die Woche um einen Tag verkürzt hat. Und ich dachte zwangsläufig an den menschlichen Körper, meines Erachtens einer der besten Sketche von Otto Waalkes.

19.01.2023, Von der Gnade, in Österreich Snowboard-Schuhe kaufen zu dürfen

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Dass es mir letztes Jahr bereits die uralten Snowboard-Boots zerrissen hatte, hatte ich über das Jahr natürlich ausgeblendet. Erst beim Einpacken des Equipments fiel mir das Problem brühsiedeheiß wieder ein, doch dachte ich mir: Alles kein Problem. Schließlich geht es nach Schladming, dem Skiparadies in der Steiermark. Und weil dort der Tourismus einen hohen Stellenwert hat, ging ich wie selbstverständlich davon aus, dass auch an einem Sonntagnachmittag die Geschäfte offen sind. Dem war auch so. Wintersportläden gibt es zudem en masse. Ich springe somit behände in den erstbesten Laden hinein. Hallo, ich hätte gern neue Snowboard-Schuhe. Gekauft oder geliehen? Gekauft, natürlich. Nein, führen wir nicht mehr. Wie, was, führen wir nicht mehr, warum nicht? Und jetzt kommt die Antwort des Tages: Wir unterstützen keine aussterbenden Sportarten. Potzblitz. Das sagte der Verkäufer tatsächlich einem gestandenen zweifachen Großvater, der seit einigen Jahren regelmäßig die Position des Pistenältesten auf dem Snowboard innehat. Ich hätte ihn jetzt darauf hinweisen können, dass Snowboarden immerhin olympisch ist und 2022 in Peking elf Wettkämpfe durchgeführt wurden. Ich hätte auch bemerken können, dass Skifahren ja wohl auch nicht der Hit sein könne. Immerhin bräuchten die Menschen, die das tun, gleich zwei Bretter für ihre Koordination und dazu auch noch zwei Hilfsstöcke für die Fortbewegung. Und Kurven fahren würde auch nur funktionieren, seitdem die Super-Carver erfunden wurden. Damit könne ja wohl auch der blutigste Anfänger das Skifahren lernen. Ich nehme aber an, er hätte geantwortet, dass die Snowboarder ja wohl diejenigen seien, die ständig auf der Piste herumlägen, Schlepplifte hassen und sich beim Erlernen der Sportart gleich einmal beide Hände brechen.

Verletzungen hatte ich noch nie zu beklagen, aber warum streiten? Die Zeit war knapp. Ich also zum scheinbar einzigen Laden, der noch Snowboard-Equipment verkauft: Blue Tomato (wie können Tomaten eigentlich blau sein?) mitten in Schladming. Nach dem erfolgreichen Probieren eines Models fragte ich so nebenbei nach dem Preis, wobei ich auf eine etwas höhere Zahl schon gefasst war, aber dennoch automatisch die Luft anhielt. Sagt mir der Verkäufer: 479 Euro. Ich verzog keine Miene und befragte mein Apple Watch Ultra, ob das finanziell machbar sei. Keine Reaktion von Apple Pay. Ich fragte telepathisch bei meiner Frau an und meinte, so ein typisches ‚Ist eh schon wurscht‘ zu vernehmen. Es half ja eh alles nichts. Also hielt ich an der Kasse mein awultra ans Kassenterminal und nahm die Schuhe für 459 Euro mit, zwanzig Euro Rabatt gab es automatisch. Eine phänomenale Reduzierung. Ich fühlte mich gleich viel besser. Aber die Schuhe waren auf der Piste der Hit. Nie war ich auf dem Brett besser unterwegs. Irgendwann saß ich dann tatsächlich auf einer Piste und nutzte die Gelegenheit zum Zählen. Wieviel Prozent der Skisportler sind mit Skiern unterwegs und wieviele mit Snowboards? Ich zählte bis 100. Die ersten 98 waren Skifahrer, dann kam Luigi auf seinem Snowboard angerauscht, und ich war ja auch noch da. Macht repräsentative 2%. Da spricht der junge Schnösel von einer aussterbenden Sportart. Ich fasse es nicht.

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Fassen kann ich auch nicht, was junge (und leider auch alte) Menschen für Alkohol an Geld ausgeben  können. Aber nächste Woche…

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…beim Nachtslalom werden noch ganz andere Summen aufgerufen. Da kann man dann eine Flasche Champagner für 45.000 Euro kaufen. Für das „schlanke Börserl“ muss dann Champagner für 1.900 Euro genügen. Manche Berge, wie die…

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…Bischofsmütze, sind unverkennbar, das…

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…Dachsteinmassiv (die linken drei Zacken sind von links der Torstein, der Mitterspitz und der Hohe Dachstein, 2.995m) sowieso.

25.11.2022, Zahnarzt

Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum. Ich träumte davon, mit ausgeprägtem Optimismus den Zahnarzt meines Vertrauens zur jährlichen Routinekontrolle aufgesucht zu haben. Ich schwebte in meinem Traum grade noch auf Wolke Sieben, wurde aber binnen weniger Minuten auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In meinem Traum schwebten folgende Begrifflichkeiten an mir vorbei: Zweier: Dystal. Dreier: Mesial. Vierer: Bucal. Fünfer: Zahnstein. Der Friedhof im eigenen Körper. Der Steinbruch im eigenen Mund. Panik kam auf. Im letzten Moment wachte ich auf. Alles nur ein Traum.

Zum Glück lief der tatsächliche Termin natürlich gaaaaanz anders ab. Die Key-Botschaft lautete aber: Kein Karies. Ein Lob darüber, dass sich die Sammlung an Zähnen inklusive Weisheitszähne bei der Kontrolle trotz hohen Alters als vollständig, gut gepflegt und – wie gesagt – kariesfrei erwies, hätte mich kurz vor Weihnachten in eine extragute Stimmung versetzen können. Aber auch beim Zahnarzt gilt das bayerische Sprichwort: Nicht geschimpft ist gelobt genug.

09.07.2022, Radltour in Niederbayern

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Mit dem Zug ging es von Neumarkt-Sankt Veit nach Pfarrkirchen. Schon lange auf dem Programm stand…

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…der Bockerlbahnradweg. Der Weg…

220709 02 bockerlbahnweg leerer weg

…war wenig befahren, was vielleicht an der massiven Bewölkung lag. Aber ich kann es vorwegnehmen: Es blieb trocken, und die Temperaturen waren sehr angenehm. Ein Rehlein…

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…hier, Rehmama…

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…und Rehkitz da. Ein…

220709 05 bockerlbahnweg leerer Bauernhof

…verlassener Bauernhof ist ein Indiz dafür, dass in Deutschland diesbezüglich etwas schiefgegangen ist. Lange Zeit wohnten dort Generationen von Bauern. Die Bauernhöfe ernährten Familien. Und dann kam Deutschland und war der Meinung. Brauchen wir nicht mehr. Sucht euch einen anderen Job. Übrigens muss ich feststellen, dass die Mountainbikes, so wie ich eines fahre, vom Aussterben bedroht sind. Entweder man wird von Rennrädern überholt oder von E-Bikes. Die Natur…

… war schön anzuschauen. Die…

220709 08 bockerlbahnradweg bayrischer wald

…Berge im Hintergrund deuten auf den Bayrischen Wald hin. Meine Peakfinder-App schaffte es aber nicht, die Hügel zu identifizieren. Zu weit weg. Augen grade aus heißt es für diese…

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…Sonnenblumen. Keine schlechte Idee des Bauern. Sonnenblumenöl hat grade Hochkonjunktur. Im richtigen Moment konnten wir in der…

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„Durststrecke“ einkehren, eine sehr schmucke Wirtschaft. Dieses Mini-Fahrrad…

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…gehörte zu einem liebevoll eingerichteten kleinen Rastplatz mit Bank und Infotafel. Nur ein absoluter Fahrradnarr macht so etwas. Hoffentlich fällt das Platzl nicht dem Vandalismus zum Opfer. In meinem nächsten Leben wäre ich gern…

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…ein Rasenroboter. Seine Probleme sind begrenzt. Aber…

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…meine eigentlich auch. Erst in dieser Woche sprach ich mit einem Kollegen im Krankenstand. Sein Krebs lugt immer mal wieder hervor. Diesmal hat er ihm eine fünfstündige Operation und eine 30cm lange neue Bauchnabe verschafft. Gasalarm, steigende Preise und die täglichen Herausforderungen treten komplett in den Hintergrund, wenn das Wichtigste fehlt: Die Gesundheit. Im nächsten Bild…

220709 17 bockerlbahnradweg gleisreste

…zeigt sich, dass der Bockerlbahnradweg seinen Namen einer früheren Bahn verdankt. Die Strecke wurde geschlossen, weil wir Deutschen die Bahn in den letzten 50 Jahren links liegen gelassen, geringgeschätzt und ignoriert haben. Und wir hatten Politiker, die nicht die Vision hatten, zu erkennen, dass die Mobilität der Zukunft auf einer modernen und am besten staatsgeführten Bahn beruht. Nicht eine einzige Strecke hätte geschlossen werden dürfen. Wir sprechen von einem weiteren schlimmen Fehler der deutschen Politik. In Landau überquerten wir…

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…die Isar, wo die verliebten Pärchen…

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…noch einiges zu tun haben, um ähnliche Verhältnisse wie auf der…

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…Deutzer Brücke in Köln zu schaffen. Dort hängen geschätzte 155.000 Schlösser. Auf dem Landauer Bahnhof sorgt die Bahn für jede Menge…

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…Blühstreifen. Ich sehe aber keine Absicht. Man kann es schön oder aber auch heruntergewirtschaftet nennen. Während ich so überlegte, wozu ich tendiere, kam das in Deutschland so ersehnte…

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…Gas vorbeigefahren. Ich frage mich manchmal, ob wir Sanktionen gegen Russland verhängt haben, oder ob es nicht eher andersherum ist. Er sanktioniert uns. Und wir haben schwierige Zeiten vor uns.

Der Unterschied zwischen Hin- und Rückfahrt bestand dann darin, dass wir auf rückzu Fahrradtickets benötigten, weil Landau nicht mehr zur Südostbayernbahn gehört. In der SOB ist das Mitnehmen von Fahrrädern kostenlos, was ganz toll ist. Aber die 12 Euro brachten uns jetzt heute auch nicht um. Und so hätte dieser Ausflug ohne alle Zwischenfälle zu Ende gehen können, wenn wir nicht zufällig in Neumarkt-Sankt Veit hätten aussteigen müssen. Hier kommt die Story: Unsere Räder standen korrekt im letzten Waggon und dort an der letzten Tür. Als der Zug in Neumarkt hielt, öffnete ich die Tür und dachte, ich sehe falsch. Ich schaue in einen Abgrund – ins Gleisbett. Mich bewegte sofort die Frage, wo der Bahnsteig ist. Hatte ich mich verhört? Die Stimme hatte doch klar gesagt, dass in Fahrtrichtung links auszusteigen ist. In meiner Verwirrung vergingen wertvolle Sekunden. Man weiß ja, wie kurz die Haltezeiten sind. Bei einem Blick um die Tür erkannte ich, dass die letzte Tür des Zuges nicht mehr auf den Bahnsteig gepasst hatte. Entweder war der Zug zu lang, der Bahnsteig zu kurz, oder der Zug war nicht ganz bis vorgefahren. Wegen Zeitmangels konnten wir nicht mehr versuchen, mit unseren Rädern durch den engen Gang des Waggons zu eilen, um die nächste Tür zu erreichen. Die Gefahr, ungewollt weiter nach Mühldorf fahren zu müssen, war uns ein wenig zu groß. Es blieb mir nichts weiter übrig als mit all meiner verbliebenen Behändigkeit und dem etwas schwereren Fahrrad meiner Frau den einen Meter aus dem Zug zu springen – kaputtes Knie hin oder her… Evi tat das Gleiche mit meinem wesentlich leichteren Rad. Der Bahnsteig 2 war mit den Rädern auch nicht mehr zu erklimmen. Wir standen im Gleisbett und mussten somit auch noch ebenerdig das Gleis 1 überqueren. Fazit: Hätten wir deutlich schwerere E-Bikes gehabt oder wären zehn Jahre älter, wären wir definitiv nicht aus dem Zug herauskommen. Das war ein schöner Schreck in der Abendstunde. Aber 54km Radlfahren in einer schönen Ecke Bayerns lassen das Bahnsteigproblem banal erscheinen.

04.06.2023, Buchtipp: Der Astronaut, von Andy Weir

Als Ryland Grace in einem Raumschiff erwacht, stellt er fest, dass zwei weitere Besatzungsmitglieder tot sind und er allein unterwegs ist. Die Erinnerungen kommen ganz langsam zurück. Ihm dämmert, dass von seinem Überleben und einer erfolgreichen Mission das Überleben der Erde abhängt.

Des Autors noch bekannteren Roman „Der Marsianer“ kennen wir durch die gleichnamige Verfilmung. „Der Astronaut“ läuft prinzipiell so ähnlich ab. Der Unterschied ist, dass es beim „Marsianer“ von Anfang an auf die letztliche Rettung hinausläuft. Beim „Astronaut“ nimmt die Geschichte einige völlig unerwartete Wendungen. Das Buch lebt nicht von der Spannung, sondern von der Erzählung als solches. Die stärkste Wendung bringt die allerletzte Seite mit sich. Dieser Schlussakkord – es kommt tatsächlich ein Klavier zum Einsatz – ist so schön, dass er im Gedächtnis haften bleibt. Es ist ein tolles Buch, und eine Verfilmung erscheint mir zwangsläufig.

28.05.2022, Gedanken zum Tag.

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Der gestrige Tag begann mit einem entspannten Frühstück auf der Terrasse. Wenn der Tag so startet – und auch die frischen Stadtplatzsemmeln mit von der Partie sind, kann der Tag nur gut werden. Und er wurde gut. Zunächst löste ich das Problem mit dem…

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…3-in-1-Charger. Der Charger funktionierte jahrelang wunderbar, plötzlich aber eine Ladeeinheit nicht mehr. Eine Woche lang hatte ich getüftelt, um den charger wieder zum Laufen zu bringen. Dieses…

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…kleine Kabel ließ sich weder reparieren noch neu beschaffen. Den Anbieter gibt es scheinbar nicht mehr und dieses kleine spezielle Kabel, was eigentlich gar nicht so speziell ausschaut, war auf den üblichen Plattformen nicht aufzutreiben. Ich musste ein Apple-Originalkabel aus meinem Fundus opfern. Mit diesem Erfolg heute früh ging es mit dem Zug nach München, wo die…

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…Kaufinger Straße schon ordentlich besucht war. Am Viktualienmarkt…

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…zeigt sich die Münchner…

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…Lebensart. Hier halten sich alle selbstverständlich an Robert Habecks Empfehlung, den Verbrauch von Lebensmitteln zu reduzieren. Das, was man eigentlich hätte essen wollen, lässt man weg, um dafür ein wenig mehr zu trinken. Dazu passen aber leider wiederum die Aussagen von Josef Westermeier, dem Vertriebschef der Erdinger Weißbräu, so überhaupt nicht. Er spricht von einer drohenden Weißbier-Triage. Ein Kasten Weißbier sei viel zu günstig und könnte drei bis vier Euro teurer werden. Unsere ovb fragt sich bei dem Begriff Triage sofort, ob die Brauerei für den Notfall denn schon an einem ethisch sauberen Verteilungssystem arbeite. Mich kann man bei der Entwicklung eines derart schmerzlichen Verteilungsschlüssels außen vorlassen. Für mich hat die Aufnahme von Zellgift nichts mit Ethik zu tun – eher das Gegenteil davon – die Abstinenz. Ich hoffe, das entspannt für alle Beteiligten die Situation.

Solche Berichte von „grausam“ gestiegenen Kosten sind die Ursache dafür, warum ich nicht bei einer Zeitung arbeiten könnte. Ich würde immer ein, zwei zynisch-satirische Sätze hinzufügen. Hier würde ich beispielsweise fragen, ob Deutschland im Notfall nicht ganz andere Probleme hat als teures Bier. Aber zunächst empfehle ich allen, den Original-Artikel auf t-online.de zu lesen. Der dortige Bericht liest sich ein wenig anders, als er im ovb wiedergegeben wurde.

Zurück zum Ausflug: Wir warfen einen Blick in die Schrannenhalle, um festzustellen, dass…

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… „Eataly“ ein passendes Wortspiel ist. Essen war dann auch eine gute Idee. Wir suchten uns…

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…das Wirtshaus in der Au aus. Kam mir bekannt vor, und tatsächlich: Die SZ stufte das Lokal im November 2021 unter den zehn besten bayerischen Restaurants in München auf Platz 7 ein. Die Speisekarte bringt man per QR-Code-Scan auf die eigenen Mobiltelefone. Das Essen war sehr gut. Gezahlt wird ebenfalls per Mobilphone. Und so ging ein schöner Tag zu Ende. Alle Bahnen fuhren pünktlich. Die Durchsagen waren lustig (nicht zum ersten Mal). Bei einem Halt hieß es: „Das ist ein Zug, somit bitte zügig zusteigen.“ Also alles super. München ist niemals langweilig und eine Stadt, die positiv brodelt.

18.05.2022, Rückblick auf ein langes Wochenende, Pet Shop Boys in concert

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Am Samstagabend saßen wir pünktlich um 20.00 Uhr in der Münchner Olympiahalle. Zu Gast waren die Jungs von der Zoohandlung, die Pet Shop Boys. Hier wurde natürlich ein Traum wahr. Es wurde gefilmt und fotografiert, was das Zeug hält. Dennoch verzichte ich mal lieber darauf, ein Konzert-Foto von der Bühne zu veröffentlichen. Vermutlich würde das gegen die AGBs verstoßen.

Die Ticketpreise waren fast egal. Die Halle war nicht ausverkauft. Schätzungsweise waren 25% der Plätze nicht belegt, vor allem in den oberen Rängen. Somit waren es vielleicht 9.000 Zuschauer. Das ist seltsam, hatte ich doch Karten nur noch auf der Fan-Ticket-Plattform bekommen. Das hatte eigentlich den Schluss zugelassen, dass die Halle ausverkauft ist. Aber die Stimmung war dennoch prächtig. Jedes Lied ein Ohrwurm. Ich vermisste ein wenig die großen Leinwände links und rechts neben der Bühne, um die beiden Protagonisten Neil Tennant und Chris Lowe etwas näher zu sehen. Bei Santiano vor drei Wochen war das der Fall. Wenn man aber bedenkt, dass man gemeinsam alt geworden ist, dann ist es vielleicht besser, auf die Nahaufnahmen der Idole zu verzichten. Die Lichtshow war natürlich mega, 

29.04.2022, Wochenrückblick

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Ich dachte eigentlich, dass sich meine deutschen Mitbürger nach den Panikkäufen von Sonnenblumenöl wieder beruhigt hätten. Ich wähnte das Thema ausgestanden. Plötzlich schauen mich heute zwei leere Palletten an. Wie lange hält sich Sonnenblumenöl, bevor es in die Gosse geschüttet werden muss?

Die Woche ist mit einer netten Überraschung zu Ende gegangen. Ich bekam heute einen Online-Gutschein über 300 Euro geschenkt. Einfach so. Und da soll noch jemand sagen, Neumarkts Fundamental-Opposition hätte keine Freunde. Natürlich habe ich den Gutschein gleich an meine Frau weitergereicht. Happy wife, happy life.

Zudem verließ ich diese Woche außergewöhnlich oft mein Kellerverlies. Am Montag waren wir im Santiano-Konzert in der Münchner Olympiahalle. Tolle Sache, auch wenn die Halle gefühlt nur halbvoll war. Aber in vierzehn Tagen sind wir wieder dort. Dann ist die Halle garantiert bis auf den letzten Platz gefüllt. Mir kommen vor Anspannung jetzt schon die Freudentränen.

Am Dienstag ging es mit der Bürgerversammlung weiter, wo ich mangels anwesenden CSUlern am SPD-Tisch Platz nahm. Lustig ging es zu, an unserem Tisch. Ansonsten war die Stimmung eher streng. Schade, dass Landrat Maximilian Heimerl zur Bürgerversammlung in seinem eigenen Heimatort nicht kommen konnte. Bei der Schwindegger Bürgerversammlung war er dabei, wie ich heute in der Zeitung las. Passt vordergründig zunächst nicht zusammen. Aber der Terminkalender eines Landrates dürfte übervoll sein. Es geht halt nicht alles. Wäre es eine Überlegung wert gewesen, den Termin für die Bürgerversammlung nach dem Terminkalender des Landrates auszurichten? Für mich durchaus. Aber meine Sichtweise ist vielleicht eine andere. Denn ich bin in der gleichen Partei wie Max Heimerl.

Am Mittwoch war ich in Ismaning, wo wir am Abend mit ein paar ausgewählten Kollegen in Ricks Café die Karte rauf und runter aßen. Vorher habe ich mir als seltener Gast meine Firma angeschaut. Noch immer ist Testen angesagt. Negativ. Ich behaupte weiterhin, dass ich entweder gegen Corona immun bin oder unsagbares Glück habe.

Heute musste ich das Einkaufen üben, begleitet natürlich, weil ich letztens einen ganzen 10er-Pack falsche Milch gekauft hatte und nach fünf Tagen sieben Liter wegschütten musste. Ich dachte, dass Milch im Tetrapack immer haltbar sei. Woher soll ich wissen, dass es da fundamentale Unterschiede gibt. Und wenn ich schon zum Lidl mitgehe, dann wollte ich zumindest eine moderne Bezahlmethode verwenden. Nachdem ich letztens das erste Mal erfolgreich mit apple-pay bezahlt hatte, wollte ich heute mit der Supermarket-app meines Mobiltelefones bezahlen. Klappte aber nicht, wobei der Fehler – wie zu erwarten – zwischen den Ohren saß. Nächste Woche gibt es den nächsten Versuch. Nach den Aktivitäten der letzten zwei Wochen behaupte ich, mich beinahe wieder in die Gesellschaft zurückgekämpft zu haben…

Neumarkt-Sankt Veit schafft es derweil, einen Brauereistreit anzuzetteln, ohne dass es in Neumarkt überhaupt eine Brauerei gibt. Das dürfte einzigartig sein. Und so traf man sich in München im Gerichtsaal wieder. Überrascht hat mich, dass die Richterin in Frage stellte, dass sich der Begriff „St. Veit“ überhaupt schützen lässt. Ich dachte, dass – wenn man sich einen Namen schützen lässt – dieser Namensschutz dann auch etwas wert ist. Scheinbar nicht. Und so unterbreitete die Richterin beiden Parteien folgerichtig die Idee, man solle sich doch – schon allein aus Kostengründen – außergerichtlich gütlich einigen. Mein gesunder Menschenverstand hätte sich das andersherum vorgestellt: Erst miteinander sprechen, dann zum Mediator gehen und erst, wenn dies alles nicht hilft, in den Gerichtssaal.

Boris Becker muss tatsächlich für mehr als ein Jahr ins Gefängnis. Die Berichterstattung darüber ist mir ein wenig zu lang. Es gibt wichtigere Dinge. Interessieren würde mich höchstens, wie es zu den unfassbaren 60 Millionen Schulden kommen konnte. Darüber hörte man heute nichts. Laut WELT scheint sicher zu sein, dass sich Becker von dem immer gleichen Geschäftspartner seit 2001 immer wieder neue Darlehen geben ließ. Diese Darlehen nahmen dann schwindelerregende Höhen an. Beiden Parteien musste klar sein, dass eine Rückzahlung praktisch nicht mehr möglich war. Aber wozu brauchte Becker so viel Geld? Hätte er nicht einfach etwas bescheidener leben können? Prominente kennen scheinbar die Begrifflichkeit „Bescheidenheit“ nicht. Außerdem nutzten seine vielen Frauen (mit seinen Kindern) den ehemaligen Tennisstar als Zahlmeister. Wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, an dem ein wirklicher Freund den Boris zur Seite hätte nehmen müssen, um ihn vor den Zukunftsgefahren zu warnen? Dieser Zeitpunkt wurde verpasst. Offensichtlich haben diese Prominenten gar keine echten Freunde. Ich an seiner Stelle hätte Andre Agassi und Steffi Graf um Rat gefragt und mich nach Amerika abgesetzt.

Olaf Scholz glänzte vor wenigen Tagen mit dem Statement: „Wir wollen keinen Atomkrieg.“ Der Satz ist völlig sinnbefreit. Den hätte auch Erich Honecker sagen können. Der Effekt wäre der Gleiche gewesen. Scholz hätte auch gleich sagen können: „Wir appellieren an die Fairness von Wladimir Putin, uns bitte nicht mit Atomraketen anzugreifen.“

20.04.2022, Matt in drei Zügen

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Obwohl das Brett relativ übersichtlich ausschaut, habe ich fast die ganze erste Halbzeit des DFB-Pokalhalbfinalspiels der Leipziger gegen Union gebraucht, um den richtigen key-move zu finden. Mit einem Auge schaute ich Fußball, mit dem anderen Auge schaute ich auf das virtuelle Schachbrett auf facebook.

Ein Matt in zwei Zügen ist eine Pflichtaufgabe. Aber ein Matt in drei Zügen – wie hier – kann eine Herausforderung sein, die ich auch nicht immer schaffe. Bei der Lösungsfindung baue ich mir kein Schachbrett auf. Ich muss es durch Hinschauen herausbekommen. Für die Laien: Was wir hier sehen, ist kein End-Game eines Spiels, das echt stattgefunden hat. Diese Stellung hat sich ein Schachexperte – in diesem Fall einer von GURUSISYA CHESS ACADEMY – ausgedacht, deren Facebook-Auftritt ich mich angeschlossen habe.

Die Lösung? Ja, klar, hier kommt sie: La8. Das ist sonnenklar. Wenn man einmal draufgekommen ist. tippt man sich an die Stirn und fragt sich, warum das Nachdenken so lange gedauert hat.

19.04.2022, Letzens, in Rothenburg ob der Tauber

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Plötzlich stand er im Weg und drohte mit seiner Hellebarde – der Rothenburger Nachtwächter. Vor der Hellebarde darf man ruhig Respekt haben. Die Funktion von Spitze und Streitaxt ist klar, und mit dem Haken konnte man einen Ritter „von seinem hohen Ross“ herunterholen, in dem der Nachtwächter den Haken in der Rüstung einhakte und kräftig zog. Aber seine einzige Aufgabe bestand darin, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang durch die Stadt zu gehen und auf Feuer zu achten. Sah er ein Feuer, musste er in das Horn blasen. Ansonsten war ein Nachtwächter ein sehr schlecht angesehener Beruf. Wem man jemandem unterstellte, von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung zu haben, hielt man ihn für dümmer als den Nachtwächter. Noch schlechter war nur der Henker angesehen. Den Job wollte überhaupt niemanden machen. Somit kam man auf die Idee, dass der Job einfach vom Henker an dessen Sohn vererbt wird. Damit es zu einem Sohn kam, brauchte es aber auch eine Frau. Und heiraten wollte den Henker niemanden. Also wurden junge Frauen, die zum Tode verurteilt worden waren, vor die Wahl gestellt, nämlich zu Gott zu gehen oder den Henker zu heiraten. Tiefgläubig, wie man damals war, wählten die meisten Frauen die erste Option. Das Seelenheil nach dem Tod war wichtiger als das Weiterleben in Schande.

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Wir sehen die Rossmühle, die immer dann aktiviert wurde, wenn die Tauber zu wenig Wasser führte, oder Rothenburg umzingelt war. Dann trieben die Pferde die Mühle an, die innerhalb der Stadtmauern liegt. Weil essen wichtiger war als Biertrinken, spricht das Reinheitsgebot vom 23.04.1516 explizit von Gerste und nicht von Weizen. Weizen sollte zum Essen sein. Und wenn beim Bierbrauen die alkoholische Gärung nicht richtig funktionierte, dann war „Hopfen und Malz verloren“ und man hatte Sauerbier.

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Am Rathaus weht die ukrainische Flagge. Ich frage mich dann immer, wo die Fahnen von Tibet, von Hongkong, von Taiwan, von den Uiguren, der Rohingyas (einer Volksgruppe in Myanmar), der Volksgruppe der Ahmadiyya in Pakistan oder die Fahne der Adivasi in Indien sind. Schon im Jahre 2013 galten 900 Millionen Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu Minderheiten unterdrückt, stigmatisiert, entrechtet und verfolgt. Weniger werden es in der Zwischenzeit nicht geworden sein. Ich kann mich nicht entsinnen, dass in den letzten Jahren weltweit ein Konflikt zwischen Volksgruppen real und wahrhaft beigelegt wurde. Nun, nehmen wir die ukrainische Flagge als Sinnbild und stellvertretendes Symbol für alle Völker, die in Schwierigkeiten sind.

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Dafür, dass Rothenburg so mittelalterlich geblieben ist, hatte unser Nachtwächter eine tolle Erklärung. Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648) schaute der stramme Katholik und Feldherr Johann Graf von Tilly in Rothenburg vorbei und belagerte die protestantische Stadt. Angeblich rettete einer der trinkfesten Ratsherren die Stadt. Tilly hatte gewettet, dass es keinem Mann gelänge, einen Humpen mit drei Liter Bier auf Ex zu trinken. Dem Altbürgermeister Georg Nusch gelang dies, und Tilly verschonte die Stadt. Tilly liegt bei uns in der Nähe, in Altötting. Begraben kann man schlecht sagen. Den Sarg kann man sich anschauen. Schon Napoleons Ehrfurcht vor Tilly war so groß, dass er bei einem „Besuch“ in Altötting den Sarg aufschneiden ließ, weil er Tilly ins Gesicht schauen wollte. Seitdem bedeckt eine Glasplatte den Kopfteil des Sarges.

Das mit dem Meistertrunk ist eine unwahre Legende, auch wenn es die zwei Protagonisten bis auf die Giebelseite der Ratsstube geschafft haben. Tatsächlich zahlte Rothenburg eine irre Menge Geld, um von den 60.000 Soldaten nicht dem Erdboden gleichgemacht zu werden. Von da an war Rothenburg bettelarm und erholte sich davon nicht wieder. Seitdem ist kein Geld mehr für neue Häuser da…

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Vielleicht ist auch deshalb „das Plönlein“, das meistfotografierte Haus der Stadt, noch da. Der historische Hintergrund ist der, dass Walt Disney die Architektur des Hauses für seinen Pinocchio kopierte.

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Touristen strömen in Scharen in die Stadt. In Sachen Corona wird hier die Probe aufs Exempel gemacht. Wer hier ohne Corona wieder herauskommt, darf sich zu Recht als „immun“ bezeichnen.

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Das Auto weist den Weg zu Käthe Wohlfahrts Mega-Weihnachtsladen. Der Eingang ist im Vergleich zu dem, was einen drinnen erwartet, eher unscheinbar.

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Japaner und Chinesen sind für gewöhnlich völlig aus dem Häuschen. Andere Zeitgenossen werden von der größten Ansammlung von Wohlstandsmüll aller Zeiten sprechen. Fotografieren ist verboten, deswegen gibt es von dem weihnachtlichen Flair kein Beweisfoto. Ich empfehle: Selber anschauen.

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Genau an diesem Platz stand einstmals die Rote Burg. Sie wurde verlassen, was die Bürger von Rothenburg dazu ermunterte, sie abzubauen und die so wertvollen Steine für den Häuserbau zu nutzen. Der Obrigkeit wurde erzählt, dass die Burg von einem Erdbeben heimgesucht wurde. Das Erdbeben gab es wirklich, aber irgendwo weit weg in der Schweiz. Weil Steine so wertvoll waren, wurden sie auch nicht für den Straßenbau verwendet. Wurde doch einmal eine Straße gepflastert, sprachen die Menschen abfällig davon, dass „das Geld auf der Straße“ liege.

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Kommen wir zu dem, was die Stadt so besonders macht. Wir sprechen vom 4km langen Turmweg, der um die Altstadt führt. Wer 1.200 Euro übrig hat, kann das Geld zum Erhalt der Stadtmauer überweisen und erhält im Gegenzug einen Spendenstein mit seinem Namen, der dann in Augenhöhe in das Mauerwerk eingelassen wird. Es gibt sehr, sehr viele Spendensteine. Und wer nicht spendet und in den vielen Restaurants und Cafés nicht genug Trinkgeld gibt, der landet…

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…im gutbewachten Verlies der Stadt. Wer sich dagegen gut benimmt, darf sich am erwachenden Frühling erfreuen.

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08.03.2022, Gestern in Scheffau, Tirol, Österreich

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Auch in Zeiten erhöhter Kraftstoffpreise und des Krieges muss man sich noch den einen oder anderen Freiraum schaffen, um den Kopf „freizubekommen“. Zunächst war die Anreise etwas holprig. Die Blockabfertigung für LKWs an der Grenze in Kufstein führte zum Stau auf der A93 mit Rückstau beidseitig bis auf die A8, und das betraf auch die PKWs. Es ist unglaublich, mit welchen Mitteln Österreich die armen Truckerfahrer und damit letztlich uns alle schikaniert. Denn diese Verzögerungen beim Transport von Waren von Nord nach Süd und andersherum müssen sich letztlich auch auf die Preise niederschlagen. Lasst doch bitte die armen LKW-Fahrer ihren Job erledigen.

Mit ein paar Umwegen erreichten wir das Skigebiet. In Österreich sind alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Selbst das Tragen einer Gesichtsmaske ist nur eine Empfehlung.

Zunächst war es eine Veranstaltung für drei harte Jungs. Es war komplett bedeckt, es schneite leicht, und die Sichtverhältnisse waren schlecht. Erst nach dem Einkehrschwung brach…

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…die Sonne hervor, blauer Himmel trat zu Tage, und die letzten zwei Stunden waren das reinste Vergnügen. Die Österreicher haben bei der Polsterung der Gondelsitze auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine zügig…

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…reagiert. Das Skigebiet umfasst…

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..90 Lifte…

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…80 Skihütten (nicht alle waren geöffnet), hier die Kuppereralm, in der wir unsere Pause einlegten…

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…280km Pisten, mit wenig Betrieb, keine Warteschlangen. Es gibt ein…

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…Ausflugsziel für Sommerwandertouren. Am Ende geht es natürlich darum, die fünfzig investierten Euro in das 1100er-Tagesticket bestmöglich auszunutzen. Man muss es schaffen, mit der letzten Bahn noch so weit wie möglich nach oben zu kommen. Keine Talabfahrt ohne ein finales Foto:

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Auf der Heimfahrt schaute ich mir so manche Tankstellenpreistafel an und überlegte, wo die Schmerzgrenze für solche Ausflüge wäre. Bei welchem Spritpreis bekommt der Spaß ein Loch? Ab wann werden wir einen solchen Tagesausflug nicht mehr unternehmen? Im Moment komme ich zu der Erkenntnis, dass es diese Hemmschwelle nicht wirklich gibt. Wir werden zunächst an anderen Stellschrauben drehen, bevor wir unser Freizeitverhalten grundsätzlich ändern. Wir werden uns die Versicherungen anschauen. Eine Kündigung der Teilkasko für die Autos wäre denkbar. Vereinszugehörigkeiten werden in den Blick geraten. Zeitung abbestellen. Schon ertappe ich mich dabei, wie ich bei uns die Heizkörper herunterdrehe. Die potenzielle Liste an Einsparmöglichkeiten ist lang. Denn letztlich werden wir erkennen, was wirklich wichtig ist: In der Wohnung nicht frieren, elektrischer Strom, Nahrung und: Mobil bleiben. Alles andere kann man herunterfahren, was natürlich für den normalen Wirtschaftskreislauf pures Gift sein wird. Es setzt sich eine Rezession in Gang, die unaufhaltsam scheint und Deutschland weit nach hinten katapultiert. Deutschland wird sich verändern und nicht mehr wiederzuerkennen sein. Zu allem Unglück haben wir noch die falschen Leute in der Regierung. Ich denke an Oma Lampe, die früh morgens schnell noch die Enkel in den Kindergarten schafft, um sich anschließend mal eben mit Verteidigungsfragen zu beschäftigen.

Jedenfalls war das gestern ein Super-Tag, Balsam für die Seele. Diese Woche kann mich nichts mehr „runterziehen“.

03.03.2022, Buchtipp: Der Buchspazierer

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Es war das erste Buch, das ich elektronisch gelesen habe, auf so einem Kindle. Wie immer habe ich jegliche Bedienungsanleitungen ignoriert und einfach losgelegt. Funktionierte. Zurück zum Buch. Nur wenige Bücher haben mich so berührt, wie dieses. Als ich früh, noch im Bett liegend, das Buch beendete, war anschließend der Tag anders. Ich lächelte den ganzen Tag, ich war streitunfähig. Ich war beschwingt wie selten. Das Buch ging mir nicht aus dem Kopf. Die Protagonisten des Buches, ein älterer Herr und ein kleines Mädchen, blieben über Tage präsent. Aber auch die kleinen parallelen, aber doch integrierten, Handlungsstränge waren so schön erzählt. Wer so ein tolles Buch schreiben kann, darf anschließend mit sich zufrieden sein und hat etwas Nachhaltiges geschafft. Das Lesen von Büchern ist eine heilige Pflicht. Wer es nicht tut, kann die Welt nicht verstehen, der geht halbblind und limitiert durch das Leben. Für das Buch gibt es 10 von 10 möglichen Punkten.

20.02.2022, Kurzurlaub: Neulich in Österreich

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Das Skigebiet ist Klasse.

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Stahlblauer Himmel.

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Leere Pisten.

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In Bad Hofgastein…

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…die gleiche Logik. Pisten so breit wie Autobahnen…

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…bestens geeignet für Snowboarder mit leichten Knieproblemen.

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Die gleißende Sonne…

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…ließ am dritten Tag – unserem Ski-Wandertag – die Menschen…IMG_1983

…in die Hütten strömen, um es sich richtig gut gehen zu lassen.

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Die Schneeverhältnisse waren überragend…

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…die Kombination aus Sonne, Wald und Schnee…

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…war einfach prima. Man beachte die angelehnte Leiter auf der rechten Seite. Falls man eingeschneit ist, ist das die einzige Möglichkeit in das Haus hinein, oder am Morgen aus dem Haus heraus zu kommen.

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Die Skifahrer hier kamen direkt aus dem Wald, quasi aus dem nichts. Weit und breit war kein Lift und keine Piste zu sehen. Sie hatten…

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…trotz extremer Lawinengefahr die gesicherten Pisten verlassen und waren einfach querfeldein durch Hänge und Wälder abgefahren. Nicht die feine englische Art. Eine weitere phantastische Wanderung…

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…führte uns von unserem Gasthof Aicher in Luggau bei bestem Bergpanorama…

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…Richtung Bad Hofgastein

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…und weiter nach oben…

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…bei bester Schneelage…

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…zu unserem Tagesziel…

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…dem Landhotel Hauserbauer, eine erstklassige Adresse, die wir uns für einen Wellnessurlaub vorgemerkt haben. Aber auch in Österreich ist nicht alles logisch…

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Fazit: Der Kurzurlaub war tadellos. Seit Jahrzehnten spielten wir abends im Gasthof Aicher wieder einmal…

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‚Mensch, ärgere dich nicht‘. Ich war mit rot weit in Führung, konnte aber nicht gewinnen. Der neueste Schrei ins Sachen Strategiespiel ist aber ‚Flügelschlag‘. Der Erstgeborene hat ein Händchen dafür, immer wieder die besten Spiele aufzutreiben.

Auf jeden Fall sollte man bei einem solchen Urlaub nicht zu stark auf das Geld schauen.

23.01.2022, Was ist das?

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Hier ist die Schwarmintelligenz meiner Leser gefragt. Das Teil ist ein Erinnerungsstück an meinen Großvater. Die zwei linken Eisenteile sind normalerweise zusammengeschraubt und stecken in der Schutzhülle aus Holz. Das rechte Teil lag einfach dabei. Es könnte zu dem Equipment gehören. Es könnte aber auch etwas Eigenes sein. Es ist zu vermuten, dass die Teile zur Ausrüstung meines Großvaters als Soldat im ersten Weltkrieg gehören. Erste Idee wäre: Füllfederhalter, aber das Ding hat keine Spitze, sondern ist rund. Wer kennt dieses Equipment? Antworten: michael.behrens@t-online.de

25.12.2021, Unterwegs im Erzgebirge – Freiberg

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Freiberg verdankt seinen historischen Reichtum dem Silberbergbau. Die Suche nach Silber begann im Jahre 1168, als fahrende Handelsleute in Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, rasteten und sich über die silbern schimmernde Oberfläche des Waldbodens wunderten. Nähere Untersuchungen ergaben, dass unter der Oberfläche Silbererz schlummerte. Der damalige Regent Otto II Markgraf von Meissen erkannte die Möglichkeiten und gestattete jedem seiner Untertanen, nach Silber zu schürfen. Er gab den Berg sozusagen „frei“ – der Name Freiberg war geboren. Der Run begann. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Der Kapitalismus entfaltete sich. Ein Schürfer hatte mehr Glück als der andere. Bergleute, die wegen Erfolglosigkeit aufgaben, ließen sich von anderen anstellen und arbeiteten für sie. Einige wurden immer reicher, andere blieben arm. Einer wurde auf jeden Fall reich, nämlich…

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…Otto II., der Steuern und Abgaben kassierte und als Otto der Reiche in die Geschichte einging. Freiberg wurde auch reich. Einen Dom…

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…konnten sich schließlich nur wohlhabende Städte leisten. Die Tulpen- und die Bergmannskanzel, die goldene Pforte und die Orgel von Gottfried Silbermann sind Prunkstücke, auf die Freiberg stolz sein kann. In Freiberg kann man noch ins Schaubergwerk einfahren, und dort auch diese…

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…Loren betrachten. Freiberg ist ein wenig in die Schlagzeilen geraten. Spaziergänger…

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…konnte ich auf dem Untermarkt eher nicht entdecken. Die Altstadt war relativ „tot“. Manche Geschäfte öffnen am Samstag gar nicht. Manche öffnen…

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…wohl nie mehr. Gab es hier früher nicht Vollwaschautomaten zu kaufen? Die Gerberpassage…

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…ein Einkaufzentrum am Untermarkt, hat ihre besten Zeiten wohl auch hinter sich Auf dem Obermarkt schaut uns immer noch…

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…der Kopf von Kunz von Kauffungen an. Er fühlte sich von seinem Dienstherren Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen betrogen und entführte dessen zwei halbwüchsige Söhne. Friedrich vergaß für eine kurze Zeit seinen Sanftmut und ließ den Entführer enthaupten. Als „Mahnmal“ wurde der Kopf an der Rathausmauer in Freiberg angebracht. Und da hängt er nun, seit 1455, und schaut sich aktuell Freibergs Spaziergänger an, die grimmigen Erzgebirgler, wie die SZ, sicherlich mit einem leichten Augenzwinkern, sie titulierte. Dabei ist Freiberg eher unrechtmäßig in den Fokus der Medien geraten. Denn diese Spaziergänge gibt es fast in allen deutschen Städten. Sich ausgerechnet Freiberg „vorzuknöpfen“, war ein wenig unfair. Denn es geht…

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…durchaus beschaulich zu. Freiberg hat soviel Historisches zu bieten. Man könnte wohl Monate durch die Stadt streifen…

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…und würde doch jeden Tag neue Details entdecken. Man muss sich aber mit solchen Namen wie Karl Kegel (Professor für Bergbau) oder Michail Lomonossow (russischer Universalgelehrter) befassen.

Wer auf die Idee kommt, sich Dresden anzuschauen, der sollte auch einen halben Tag in Freiberg einplanen, mit Stadtführung.

30.10.2021, Niemand geht so ganz

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Liebe Mama, liebe Viola, sehr geehrter Herr Pfarrer, liebe Bekannte, liebe Verwandte, liebe Trauergäste,

Niemand geht so ganz. Das ist ein Spruch, der sicherlich bei vielen Trauerfeiern zu hören ist und auch auf unseren Papa zutrifft. Aber was hat ihn gekennzeichnet? Was hat ihn ausgezeichnet? Was hat ihn einmalig gemacht? An was werden wir uns erinnern?

Die normalen gesellschaftlichen Maßstäbe dürfen wir bei der Frage, was denn von unserem Papa bei uns bleibt, nicht anlegen. Denn: Unser Papa hat sich nie politisch engagiert. Er war in keinem Verein organisiert. Er hat nie ein Buch geschrieben. Er ist nicht im Internet zu finden und hat schon gar keinen Wikipedia-Eintrag. Das Urteil auf den sozialen Plattformen wäre schnell klar: Unscheinbar, eher unwichtig, Kapitel schließen, Buch zuklappen, die Welt dreht sich weiter.

Wir als Familie jedoch sagen: Vorsicht, bis hierher und nicht weiter, denn die Medaille hat zwei Seiten. Unser Blick auf dich, Papa, ist ein anderer.

Ich erinnere an deine Rechtschaffenheit. Eine Zahlungserinnerung oder Mahnung kanntest du nicht. Flatterte mittags eine Rechnung ins Haus, war sie am Nachmittag bezahlt. Schulden waren dir suspekt. Du warst immer der Meinung, dass man Geld, das man ausgeben möchte, vorher verdient haben muss.

Ich erinnere an deine Ehrlichkeit. Du hast dir dein Leben so eingerichtet, dass selbst die kleinste Notlüge überflüssig war.

Ich erinnere an deinen Fleiß, der sich in deiner ersten Lebenshälfte eher nicht auszahlte, dafür aber in der zweiten. Ausdruck dafür ist dein gepflegter Garten, den du mit Leidenschaft hegtest und pflegtest, während wir anderen ja keine Ahnung hatten… von Ackerbau und Viehzucht. Unter anderen Umständen wärest du zeitlebens ein perfekter Großgrundbesitzer gewesen. Aber Viola und David werden versuchen, deine großen Fußstapfen auszufüllen, um dein gärtnerisches Vermächtnis fortzuführen.

Ich erinnere an deine Großzügigkeit. Denn deine Sparsamkeit, die ab und an irritierte, war nur oberflächlich und richtete sich nur gegen dich selbst. Wir wissen, wie großzügig du in Wirklichkeit sein konntest. Deinen geflügelten Satz „Ich habe alles, nur kein Geld“ nahm dir schon lange keiner mehr ab, und du musstest auch selbst darüber schmunzeln.

Wir erinnern an deine Höflichkeit. Ich kann mich nicht erinnern, von dir in den letzten 50 Jahren jemals ein Schimpfwort gehört zu haben. Auch bei Meinungsverschiedenheiten wurdest du nie laut. Missgunst, Neid, üble Nachrede – Fehlanzeige.

Eine Kirche kanntest du im Wesentlichen nur auf Grund touristischer Aktivitäten. Und dennoch lebtest du wie ein Christ und hieltest die zehn Gebote vorbildlich ein. Das tatest du unbewusst und einfach deshalb, weil es deiner Lebenslogik und deinem Selbstverständnis entsprach.

Viola und ich, wir erinnern uns daran, wie du uns immer beim Fußballspielen zugeschaut hast. Du bist bei so vielen Heim- und Auswärtsspielen dabei gewesen und hast uns die Daumen gedrückt.

Wir erinnern uns auch daran, wie du uns allen das Skatspielen beigebracht hast. Wir lernten das Reizen und das Schnibbeln, und wenn jemand fragte, woher man denn wissen soll, was der andere für Spielkarten in der Hand hat, dann antwortetest du: Musst du riechen. Jedenfalls waren die Skatabende mit unseren Onkeln und Cousins legendär.

Ich erinnere mich daran, dass ich schon vor der Schule Schachspielen konnte und da auch einige Erfolge hatte. Das waren auch deine Erfolge. Du hast es mir beigebracht.

Wir sind dankbar, dass du eine so lange Zeit so sorglos dein Leben genießen durftest. In der letzten Zeit, als Patient, ertrugst du deine Schmerzen ohne viel Aufhebens, ohne Hysterie, stattdessen aber mit einer bemerkenswerten inneren Ruhe und Würde, und ohne jeden Anflug von Panik. Damit hast du uns das Abschiednehmen erleichtert.

Wir sind dankbar, dass deine Leidenszeit eine relativ kurze war. Und so friedlich, wie du mit allen Menschen zusammengelebt hast, so friedlich bist du eingesschlafen. Wir verabschieden uns heute von dir als einem Menschen, der aus unserer Erinnerung nicht wegzudenken sein wird. Und all die vorgenannten Punkte sind die Talente, mit denen du in unseren Herzen bleibst.

Heute. Morgen. Und für immer.

Danke, Papa.

08.09.2021, Samerberg: Heuberg und Wasserwand

Zur heimischen Terrasse gibt es durchaus Alternativen. Eine davon ist der Samerberg, wo die Wandermöglichkeiten unbegrenzt scheinen…

K800_210905-01-heuberg-wasserwand…unser primäres Wanderziel aber der Heuberg war, der sich…

K800_210905-07-heuberg-wasserwand…hier noch zwischen dem Kitzstein (links) und der Wasserwand (rechts) verbirgt.

K800_210905-14-heuberg-wasserwandDer Gipfel ist ein Familiengipfel und war sehr gut besucht, während der Nachbargipfel, die Wasserwand, zwar als zusätzliches Gipfelerlebnis von weitem einfach ausschaut…

K800_210905-19-heuberg-wasserwand…was aber ein Trugschluss ist. Der Klettersteig eignet sich für Kinder – wenn überhaupt – nur mit Sicherungset und hat es in sich – wenn er auch nur 30m lang ist. Wenn man ihn dann aber…

K800_210905-24-heuberg-wasserwand…überwunden hat, dann ist der Rest des Weges zum Gipfelkreuz ein Genuss – wenn man trittfest und schwindelfrei ist, was auf mich – trotz zunehmendem Alter – zutrifft, denn da gab es auf dem Piz Palü, dem Piz Bernina, am Ortler, den Drei Zinnen, dem Großglockner oder auf dem Dom ganz andere Herausforderungen. Übrigens: Wer sieht den kleinen roten Punkt auf dem oberen Bild? Von oben hat man einen fantastischen Blick in die Landschaft, hier…

K800_210905-26-heuberg-wasserwand …nach unten auf den Heuberg und den dahinterliegenden Kitzstein. Man sieht aber auch…

K800_210905-15-heuberg-wasserwand…den Raubbau an der Natur, damit unsere Baumärkte immer schön voll sind. Noch toller als das Gipfelkreuz der Wasserwand…

K800_210905-27-heuberg-wasserwand…war die Begegnung mit einem Schmetterling, der…

K800_210905-28-heuberg-wasserwand…der …ausgiebig Zeit mitgebracht hatte, so dass ich ihn noch ein wenig näher erwischte…

K800_210905-33-heuberg-wasserwand …und wir – Auge in Auge – stumm darüber sinnierten, ob die Welt noch zu retten ist. Nach dem Abstieg auf die Daffner-Alm…

K800_210905-48-heuberg-wasserwand…gab es Buttermilch (statt dem eigentlich obligatorischen Tee) und Käsekuchen. Was für ein Abschluss. Und hier noch ein Teaser für alle Unentschlossenen.

Und ein abschließendes Dankeschön an die bequemsten Wanderschuhe der Welt.

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06.06.2021, Italien, Trentino, Levico Therme, Camping Lago die Levico

Tat das gut, wieder einmal unterwegs zu sein. Schon das Eingangsportal lässt aufhorchen…

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K800_210529-002-levicoUnd hier handelt es sich nicht etwa um einen Abenteuerspielplatz, sondern um unsere Behausung für eine Woche…

K800_210529-042-levicoUnd der Pool mit Ausblick auf die Berge verspricht einen entspannten Urlaub…

K800_210529-068-levicoDer Hausberg Cima Vezzano (1.908m) muss unbedingt bestiegen werden…

K800_210529-092-levicoGesagt, getan, wobei da oben nicht nur eine alte militärische Einrichtung aus irgendeinem Weltkrieg zu finden ist…

K800_210529-088-levico…sondern auch eine spektakuläre Aussichtsplattform…

K800_210529-084-levicoWenn man aber mit dem Fahrrad unterwegs ist…

K800_210604-001-levico…kann man Burgen ansteuern…

K800_210604-003-castello…die in diesem Fall zu einem Spitzenhotel ausgebaut wurde (mir fällt da etwas ein für die Goldene Hochzeit)…

K800_210604-004-levico…und wo man in angenehmem Ambiente seinen Tee genießen kann…

K800_210604-004-caldonazzo…um danach am See den Tag und die Welt zu genießen…

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K800_210529-045-levicoMan kann an der Brenta entlangradeln…

K800_210530-001-brenta…und hat immer wieder die Berge um sich.

K800_210529-077-levicoIn Levico Therme hofft man, bald wieder die Hotels öffnen zu dürfen, während wir…

K800_210529-079-levico…uns den tollen Park anschauten und darüber nachdachten…

K800_210529-073-levico…wie man einen Privatparkplatz in dieser Art gestalten und nutzen kann.

Der Urlaub war Spitze. Der Lago Levico ist sicherlich kein Geheimtipp, aber eine bärenstarke Alternative zum Gardasee. Ärgerlich gestaltete sich die Rückfahrt. Vor der italienisch-österreichischen Grenze hatten wir 10km Stau. Warum? Weil an der Grenze die zwei Fahrspuren sich zu einer Fahrspur verengten, um alle Fahrzeuge an einem Grenzkontrollhäuschen vorbeizuschleusen. Das Kontrollhäuschen jedoch war… unbesetzt… Sehr ärgerlich.

09.05.2021, Blick von Neumarkt in die Berge, Muttertagsausflug

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Beim Joggen heute morgen sah ich schon – etwa auf Höhe Haberg – den phantastischen Blick auf die Berge, ermöglicht durch den legendären Fön, den wir hier im Alpenvorland ab und an verzeichnen. Man sieht die Berge, aber um ehrlich zu sein: Von den weltweit Abertausenden Gipfeln kann ich außer dem Matterhorn und der Kampenwand keinen Gipfel identifizieren. Richtig fotografiert erkenne ich  noch die drei Zinnen. Selbst beim Kilimandscharo bestände noch Verwechslungsgefahr mit irgendeinem japanischen Berg. Aber die App Peakfinder macht es möglich. Voala, hier ist das ähnliche Bild mit den Gipfelnamen:

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Jenner, Hochkönig, Zwiesel, Hochkalter und Sonntagshorn: Da war unsereins schon oben. Von anderen Bergen habe ich noch nie etwas gehört. Jedenfalls war es keine schlechte Idee, den Muttertag mit der Mama noch näher an den Bergen zu verbringen. Wir fuhren zur Ratzinger Höhe. Auch da war der Bergblick natürlich einzigartig.

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Hochfelln, Hochgern Hochplatte, Dürrnbachhorn – jede einzelne Wanderung war es wert, durchgeschwitzt dort oben anzukommen. Und vom Aussichtsturm rückte dann auch der Chiemsee in den Mittelpunkt des Interesses…

210509-chiemseeblickWhat a day!

11.04.2021, Wandertag – Am Simssee

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Weil das Wetter speziell in der nächsten Woche wieder trostlos zu werden scheint, nutzten wir den heutigen Sonntag für einen Ausflug in die Nähe von Rosenheim. Wetter und Aussicht waren bestens…210411-tiny-3-simssee

Ein schöner Wanderweg nimmt seinen Anfang…IMG_9163

Der göttliche Segen für alle Wanderer und Radfahrer (mit und ohne Helm) darf nicht fehlen…IMG_9169

Die Sims biegt friedlich in den Simssee ein…210411-tiny-4-simssee

Wer auf betreutes Wohnen steht, kann es hier versuchen…210411-tiny-7-simssee

Und weil die Sonne schon recht unbarmherzig herunterschien, war meine Lieblingssonnenbrille mit von der Partie, von der es weltweit nur 911 Stück gibt…IMG_9171

Und dank der Peakfinder-App auf dem iPhone schaut man nicht einfach nur mit dem Ofenrohr ins Gebirge und somit die Berge dumm an, sondern weiß sofort, mit welchen  Gipfeln man es zu tun hat…210411-9-peakfinder

Problem hierbei ist, dass man sich die „Bergwelt“ erst runterladen muss, wenn man am Zielort angekommen ist. Ist ja auch logisch. Auf dem Mobiltelefon kann unmöglich die gesamte weltweite Bergwelt gespeichert sein. Also wird von der App der Standort erkannt und die entsprechende Karte heruntergeladen. Das waren heute 169MB. In Österreich mit dem gut ausgebauten Mobilfunknetz wäre das kein Problem gewesen – in Deutschland ist es leider ein Problem. In der kurzen Pause am Simssee beim Seewirt Strandbad Ecking gelang es mir nicht, die Daten alle herunterzuladen. Alles was ich tun konnte, war, aus der App heraus ein Foto zu machen. Die App merkt sich natürlich die Standortdaten, weshalb ich das Bild zu Hause dann mit den Gipfelnamen ergänzen konnte. Die Berge werden bei dieser Aktion linienförmig eingeblendet. Mit einem Finger schiebt man das Gebilde im Bild exakt über die Gipfel, Speichern, fertig. Es ist einfach genial, wie das funktioniert. Respekt vor den Programmierern.210411-peakfinder-prof

13.03.2021 Wandertag – Von Treidlkofen nach Binabiburg und zurück

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Vom Feuerwehrgerätehaus aus ging es los, mit Hilfe von komoot Richtung Binabiburg, durch Wiesen und Felder, vorbei an Schneeglöckchen…

K800_210313-01-treidlkofen…weiter zur Kirche Sankt Salvator auf dem Berg…

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vorbei an so manchem Wegekreuz…

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…weiter zu einem echten Natur-Biotop…

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…und zu diesen seltsamen in den Baumen hängenden Teilen…

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…die als Versteck für die seltene Haselmaus dienen sollen. Insgesamt war das ein toller Spaziergang, und wir mussten nur zehn Minuten mit dem Auto fahren.

06.02.2021, Spaziergang in Töging

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Die Spazierrunden in Neumarkt sind mittlerweile alle ausgereizt. Wenn man Pech hat, begegnet man auch noch den falschen Leuten. Also erging in der Familie der Beschluss, dass man woandershin fahren muss. Für Töging schlug komoot eine Runde vor, der wie dann auch folgten.

200206 01 tögingZunächst erklären wir an diesem schönen Beispiel den Begriff „Treppenwitz“…

200206 02 tögingDas ist ein Projekt der vornehmeren Art, bei dem 65 Eigentumswohnungen entstehen. Die Lage unterhalb der Hauptstraße mag etwas ungünstig erscheinen. Aber wir kommen in zwei Jahren wieder und schauen uns die ganze Sache noch einmal an.

200206 20 tögingEin Level weiter unten sind diese Art von Häusern. Schaut nach Werkssiedlung aus.

200206 15 tögingEs geht auch noch ein wenig bescheidener…

200206 06 tögingDas schaut mir nach einem Müllberg aus, über den man scheinbar hat Gras wachsen lassen. Das wäre nicht so toll.

200206 05 tögingDer Innkanal…

200206 07 töging…an dem es auch so einiges zu reglementieren gibt. Das oberste Schild hat mich überrascht. Ich wußte nicht, dass man dort, wo Wasser ist, tatsächlich auch hineinfallen kann. Unten an der Stange wäre noch ein wenig Platz. Wie wäre es mit dem Hinweis, das Wasserflugzeuge möglichst nicht auf dem Wanderweg landen sollten?

200206 13 tögingWas ist uns lieber, Biber oder Bäume?

200206 12 tögingHier stürzt der Hirschbach in den Inn.

200206 14 tögingWie überall schaut der Wald schlecht aus und wird zu allem Überfluss auch noch als Müllabladeplatz genutzt. Schändlich.

200206 16 tögingUnd wo ein Hang ist – und sei er auch noch so klein – , fühlen sich Menschen dazu hingerissen, ihren Müll hinunterzukippen, ganz nach dem Motto: Was ich nicht mehr seh‘, tut mir auch nicht mehr weh. Armes Deutschland.

200206 19 tögingDer Grund für die Existenz des Innkanals – das Wasserkraftwerk. Im Moment werden dort grade 250 Millionen Euro für den Bau eines neuen Kraftwerkes ausgegeben.

31.12.2020, Ausflug nach Inzell

Traditionell geht es irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr nach Inzell. In Adlgass wird geparkt. Mit den Schlitten geht es zum Frillensee, der wieder einmal so zugefroren war, dass Schlittschuhläufer und Eishackler auf dem Eis unterwegs waren.

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Mangels Kunsteisflächen in den Städten war in Adlgaß so viel los, dass man die Gegend nicht mehr als Geheimtipp titulieren kann. Die dortige Gaststätte hat das Beste aus der Situation gemacht und verkaufte Kinderpunsch und Essen-to-go. Neumarkter haben wir natürlich auch getroffen.

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Es war ein Ausflug zum Entspannen.

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Die Rodelbahn war in diesem Jahr richtig gut präpariert. Der Ausflug hatte etwas von Normalität an sich. Kein Grund, heute Abend mit Sprengstoff um uns zu werfen. Happy New Year.

25.09.2020, Englisch-Lernen mit Babbel

Ich war ein wenig traurig, dass meine Firma uns den Englisch-Unterricht gestrichen hat, der jeden Freitag ab 0800 stattfand – viele Jahre als Präsenzunterricht, in Zeiten von Corona dann als Videokonferenz, mit Eric, unserem Amerikaner, als Lehrer. Wir waren ein eingeschworenes Rumpfteam aus drei Kollegen/Kolleginnen. Ab und an verstärkten weitere Kollegen die „Klasse“. Der Freitagstermin um 0800 war uns heilig. Aber das ist nun Geschichte. Stattdessen setzt die Firma auf Babbel. Ich war ein wenig skeptisch. Nachdem ich den Account bekommen hatte, erledigte ich einen kleinen Einstiegstest und übersprang damit die Level Einsteiger, Anfänger1 und Anfänger2,  Ich begann in der „Vormittelstufe“ und hatte teilweise 100% richtige Antworten. Über die Mittelstufe, und die Selbstständig-Stufe bin ich mittlerweile nach 49 Lektionen in der Fortgeschrittenen-Stufe angelangt. Mein Fazit fällt eindeutig aus: Babbel trifft mit seiner Lehrmethode bei mir voll ins Schwarze. Der Schwierigkeitsgrad geht jetzt mächtig in die Höhe. Es wird Vokabular verlangt, dass ich nur deshalb drauf habe, weil ich seit Jahren mit phase6 lerne. So komme ich immer noch zügig und mit etwa 90% korrekten Antworten durch die Kapitel. Zudem habe ich durch den jahrelangen Englisch-Unterricht bei der Grammatik keine Probleme. Nach jedem Kapitel ist man aber aufs Neue gespannt, wie die nächste Steigerung wohl ausfallen wird. Tatsächlich dauerten die ersten Kapitel noch jeweils zehn bis fünfzehn Minuten. So schnell geht es jetzt nicht mehr. Mindestens dreißig Minuten sind mittlerweile Standard. Babbel ist echt super, auch deshalb, weil es weder Tipp- noch Softwarefehler gibt. Die Programmierer haben das perfekt hinbekommen, sowohl für das Lernen am PC, als auch auf dem iPad oder dem iPhone. Und der Wortschatz übersteigt den von deepl und dict.cc. Wer kennt schon das Wort „broflake“? Somit besteht meine Englisch-Lernerei aus den Big Five: Babbel, Phase6, deepl.com, dict.cc und als i-Tüpfelchen: Eine Privatstunde Englisch jede Woche mit meinem amerikanischen Lehrer Eric Blum. Das schaut ein wenig nach Luxus aus. Ich hatte überlegt, mir einen Gleichgesinnten zu suchen, um die Kosten zu halbieren. Ich habe die Idee wieder verworfen, denn: Man gönnt sich ja sonst nichts. Und wer ein wenig eitel ist – da gehöre ich natürlich nicht dazu – der printet sich im Babbel für jedes geschaffte Kapitel ein Zertifikat aus.

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03.07.2020, Karl Marx: So widerlich mir der jüdische Glauben auch ist…

Dass Karl Marx antisemitisch war, war mir komplett neu. Mit ihm verband mich – obwohl in der Schule rauf und runter gebetet – nichts. Prowestlich erzogen glaubte ich von jeher nicht an irgendeine Art Marxismus. Und sein Hauptwerk „Das Kapital“ war für uns Jugendliche sowieso unlesbar. Und dennoch habe ich – ich schätze im Alter von 12 bis 16 – jede Menge dieser dreibändigen Ausgaben gekauft. Ich erinnere mich noch wie heute. Dicke blaue Wälzer. Ich hatte damals mit meinem Cousin (mmnews lässt grüßen…), der in Köln wohnte und studierte, einen Deal. Ich schickte ihm in Paketen diese Bücher von Ost nach West. Er hatte in der Uni jede Menge linksgerichtete Freunde, denen er die Bücher günstiger verkaufen konnte, als sie in den westdeutschen Buchläden zu erwerben waren. Im Gegenzug schickte er mir eine Quarzuhr. Wir Pappnasen in Ostdeutschland waren wie versessen auf diese Uhren. Wer eine am Arm trug, war etwas Besseres. Für die nächsten zwei Pakete gab es im Gegenzug einen Kassettenrekorder. Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Fazit: Marx hat vielleicht den Kapitalismus richtig eingeschätzt, aber seine alternativen Ideen vom Sozialismus waren fatal für diesen Planeten.

Das Judentum in der „DDR“ ist eine Betrachtung wert. Denn es existierte nicht. Es wurde totgeschwiegen. Es gab zu den Juden faktisch nur zwei Aussagen: Juden wurden im zweiten Weltkrieg millionenfach ermordet, und das jüdische Israel – unterstützt durch die „BRD“ und die USA – ist einer der Hauptaggressoren auf dieser Welt. Das war alles, was wir über Juden wussten. Was für ein trauriges Bildungsniveau. Aber mit einer Margot Honecker als Bildungsministerin war nichts anderes zu erwarten. Wenn mir eine Totalversagerin als Politikerin einfällt, dann sie.

13.04.2020, Oh mein Gott, die „FDJ“ lebt

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Absurd, wenn grade die „FDJ“ zum Widerstand gegen die Zerschlagung der Demokratie aufruft. In „DDR“-Zeiten waren die Slogans noch andere. Da wurde Westdeutschland nicht als demokratisches Land gesehen. Da galt es, den stinkenden, faulenden Kapitalismus möglichst schnell abzuschaffen und durch das Proletariat der Arbeiterklasse zu ersetzen. „Junge Pioniere“, „FDJ“, „GST“, „FDGB“, „DSF“. Das waren alles so völlig verblödete Staatsorganisationen in der ehemaligen „DDR“. In unserer Schule gab es eine hauptamtliche „FDJ-Sekretärin“, die immer in ihrem blauen FDJ-Hemd und zusätzlich dem roten Halstuch rumlief. Versammlungsrecht gab es natürlich in der „DDR“, nämlich am 1. Mai jedes Jahres. Ansonsten war dieses Menschenrecht eher nicht so ausgeprägt. Ich hatte vom Zeitfenster her Glück. Als ich 1982 im damaligen Karl-Marx-Stadt meine Berufsausbildung begann, wurde gleich an den ersten Tagen jeder Schüler einzeln zur Schulleitung „beordert“, Illing hieß der eine, den Namen von seinem Komplizen habe ich leider vergessen. Die Botschaft war einfach: Mir wurden zwei Formulare zum Eintritt in die GST und die DSF vorgelegt. Als 16jähriger war es nicht so einfach, mich aus der Geschichte herauszuwinden. Ich holte mir eine Riesenstandpauke ab und wurde in Unehren aus dem Schulleitungsbüro verwiesen. Da wusste ich schon, dass die Zeit in der Berufsschule kein Zuckerschlecken werden würde. Aber „Glück“ nenne ich es deshalb, weil die Repressalien zum Aushalten waren. Ein Schulverweis drohte nicht.

Die Homepage der „FDJ“ tischt uns genau das auf, was wir von den ewig Gestrigen erwarten: Deutschland ist immer noch die „BRD“, die Imperialisten sind immer noch die Aggressoren und Faschisten, also die Bestie, die die „DDR“ 1989 raubte. Fazit: Die „FDJ“ sollte sich doch bitte geräuschlos auflösen.

Abkürzungsverzeichnis:

  • FDJ = Freie Deutsche Jugend
  • GST = Gesellschaft für Sport und Technik
  • FDGB = Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
  • DSF = Deutsch-Sowjetische Freundschaft

Sonntag, 12. April 2020, Asche zu Asche…

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Als ich noch jünger war, bin ich meine große Joggingrunde ab und an über Egglkofen gelaufen. Diese langen Läufe waren notwendig, um die jährlichen Marathons einigermaßen zu überstehen. Zwischen Egglkofen und Harpolden stand ein uraltes Haus. Ab und an traf ich auf einen alten Mann, der noch älter erschien, als das eh schon uralte Haus. Die Kombination aus ‚altes Haus‘ und ‚alter Mann‘ kam mir vor wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Das Bild zeigt, was übrig geblieben ist, von dem Mann mit dem biblischen Alter, im übertragenen Sinne nämlich: Nichts.

Zurück zum Bild: Warum die Wasserpumpe in der Mitte noch steht, erschließt sich mir nicht ganz. Einen Erkenntnisgewinn habe ich aber: Wir sollten nicht zu viel anhäufen, auf unserem Weg durch das Leben. Am Ende bleibt nicht viel übrig, bei mir sind es hoffentlich meine Tagebücher.

Und wer den Sachverhalt (wie war das: Am Ende geht man nackt) auch begriffen hat, kann dann gleich bei der Kapelle am Steinernen Brünnlein vorbeischauen und mit Gott darüber sprechen, oder dem Heiligen Antonius, dem Namensgeber der Kapelle.

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Und wenn man sich mit Gott ausgesprochen hat (oder ersatzweise dem Heiligen Antonius), benetzt man sich an der Quelle mit Wasser die Augen und geht seiner Wege. Aber man kommt immer wieder, das ist sicher.

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Donnerstag, 09. April 2020, Blutspendetermin

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Auch beim Blutspenden war heute nicht alles so wie immer. Die Warteschlange erschien mir länger, ich stand eine halbe Stunde in der Frühlingssonne an. Es gabe Momente in meinem Leben, wo ich gesagt hätte: Da habt ihr halt Pech gehabt, so lange kann ich nicht warten. Aber es ist halt alles ein wenig anders. Am Eingang wurde Fieber gemessen. Laut dem Messgerät hätte ich 37,9 Grad Temperatur gehabt. Man wollte mich umgehend abweisen. Ich fühlte mich aber pumperl-g’sund. Ich würde merken, wenn ich Fieber hätte. Weil auch der nächste hinter mir in der Reihe eine zu hohe Temperatur hatte, wurde die junge Dame dann selber stutzig und ließ sich dann davon überzeugen, dass eher ihr Messgerät spinnt, als unsere Gesundheit. Der Arzt maß dann noch einmal Fieber – ohne jede Auffälligkeit. Und er hatte noch eine frohe Botschaft für mich parat. Hinter seiner Maske murmelte er etwas von: Glückwunsch zum Blutdruck des Tages: 120:80.

05.04.2020, Impressionen aus dem Neumarkter Umland

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Samstag, 30. März 2020, Arbeit ohne Ende

Überall wird die Produktion stillgelegt. Viele Geschäfte haben geschlossen. Der Dräxlmaier hat bereits Kurzarbeit angemeldet. Der ODU fällt mir da als nächster Kandidat ein (denn so viele Steckersysteme brauchen Beatmungsgeräte auch wieder nicht) Die wirtschaftlichen Probleme rücken somit näher. Das betrifft mich aber (noch) nicht. Ich hänge hier in meinem Homeoffice herum und habe so viel Arbeit wie noch nie. Die Personaldecke bei uns in der Firma ist seit jeher nicht überragend, aber das kennt man ja. Aber, was momentan los ist – Wahnsinn. Heute und morgen habe ich unaufschiebbaren Resturlaub – und arbeite trotzdem. Ich denke, die richtigen Probleme stehen dann an, wenn die eigentliche Corona-Krise überwunden ist, viele Firmen aber so starke finanzielle Probleme haben, dass sie sich keine Neu-Investitionen in ihre UC-Systeme leisten können. Dann wird es umsatztechnisch auch die IT-Branche  treffen.

Samstag, 21. März 2020, Homeoffice-Verschönerung

Es passt zur Situation, hier aufzuzeigen, wie ich im Homeoffice unterwegs bin. 95% meiner Kollegen sind im Moment im Homeoffice. Unsere Firma musste dafür nicht ändern, nichts investieren. Unsere IT-Umgebung gibt das einfach schon seit Jahren her. Das ist vorbildlich. Ich bin schon seit 2007 dauerhaft im Homeoffice. Das war und ist bis heute die Voraussetzung dafür, dass ich Fußballtrainer sein kann. Jetzt stand im Homeoffice eine Generalsanierung an: Weißeln, Gardinen, Teppich, Entrümpelung.

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16.03.2020, Nach erfolgreicher Kommunalwahl der sonntägliche Ausflug zur Ratzingerhöhe, zum Gasthof Weingarten

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10.03.2020, Bestes Gesundheitssystem?

Vor drei Wochen zog sich Luis als Jogger bei einer Kollision mit einem Radlfahrer in Dublin eine mittelmäßig schwere Kopfverletzung zu. In Dublin war die Welt noch in Ordnung, die ärztliche Versorgung bestens. Er konnte immerhin nicht heimfliegen („not fit to fly“) und wurde mit einem Krankentransport heimgebracht. Jetzt wäre es doch relativ günstig, dass ein Neurologe sich die Sache noch einmal anschaut. Die prächtige Nachricht ist, dass Luis doch schon im Juli einen Termin bekommen könnte. Hervorragend. Das sind ja kaum fünf Monate. Wenn man ein echtes Problem hat, kann man bis dahin „six feet under“ sein. Kein Wunder, dass sich die Menschen in Not direkt selber ins Krankenhaus einweisen. Wir fassen zusammen: In Kapstadt einen Herzinfarkt bekommen – ein Glücksfall für jeden Betroffenen (hier im speziellen Fall meine Mama). Sich in Dublin am Kopf verletzen – kein Problem. Aber in Deutschland krank sein – das stelle ich mir nicht so prickelnd vor. Dabei sind die Praxen im Moment leerer denn je. Keiner traut sich zum Arzt. Eine Arztpraxis wird als Corona-Virus-Schleuder angesehen. Es drehen aber im Moment auch alle komplett durch.

Samstag, 29. Februar 2020, Skitag auf der Steinplatte

Die erste Reaktion meines linken Knies während der ersten Abfahrt war: Sofort aufhören. Dann korrigierte ich mein Schuhwerk und die Bindungen. Nach der zweiten Abfahrt signalisierte das Knie: Könnte funktionieren. Und im Verlauf des Tages signalisierte das Knie nur noch die üblichen Schmerzen, die aber hinnehmbar waren. Grenzwertig war allerdings der Schnee. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Schnee in unserem Lieblingsskigebiet jemals so stumpf war.

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Donnerstag, 27. Februar 2020, Luis is back home

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Normalerweise sieht man einen Krankenwagen vor dem eigenen Haus nicht so gerne. Für uns hieß es aber heute: Aufatmen. Luis ist nach einer 27-stündigen Non-Stop-Fahrt wohlbehalten wieder daheim.

21.02.2020, Sie waren zum Greifen nah

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Beinahe wäre ich schwach geworden und hätte zwei Grundsätze in meinem Leben verletzt, die da wären: Wegen der 16-Stunden-Diät wird bis 12.00 Uhr nichts gegessen. Und ich esse keine Schokolade in Reinstform. Manchmal mogele ich allerdings. Und Prinzenrolle gehört durchaus zu diesen Mogelpackungen dazu. Aber heute blieb ich stark. Ich hätte mir beim Edeka-Parkplatz auch fast ein Steckerlfisch mitgenommen. Warum habe ich es nicht getan? Ich kann es nicht ausstehen, wenn Menschen, die in der Lebensmittelbranche arbeiten, während ihrer Arbeit rauchen. Und der Steckerlfischbrater stand dort an seinem Stand, mit der Zigarette in der Hand. Die Vorstellung, dass diese stinkigen Finger mein Steckerlfisch berührt haben…

16.02.2020, Grün leben, CSU wählen!

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Saukalt war es heute früh beim Semmelholen, aber man muss ein Zeichen setzen. Also war ich jetzt zweimal hintereinander mit dem Fahrrad beim Bäcker, bei Minustemperaturen (im Sommer mache ich das auch, aber im Warmen kann jeder Radlfahren). Heute hatte ich allerdings eine Mütze auf, statt dem Fahrradhelm, um mir nicht den Kopf abzufrieren. Normalerweise fahre ich immer, ich wiederhole: IMMER mit Helm. Aber heute konnte ich mir sicher sein, dass ich keine Kinder beim Bäcker treffe, denen ich ein schlechtes Vorbild bin. Denn für das Semmelholen sind die Papas da, die mit ihren SUV’s anreisen.

12.02.2020 Elektronische Vignette für Ungarn – Vorsicht für AltÖttinger und MÜhldorfer

Da fährt man bestens vorbereitet nach Ungarn in den Urlaub. Fortschrittlich, wie man ist, hat man sich natürlich die elektronische Vignette beschafft. Der Urlaub ist wunderbar, alles bestens. Und dann meldet sich die Ungarische Inkasso-Gesellschaft aus Deggendorf und stellt dir eine kleine Rechnung über 119 Euro aus. Begründung: Ungebührliche Straßennutzung, sprich: Wir hatten keine gültige Vignette. Die Ursache war schnell klar. Die ungarische Internetseite akzeptiert keine Umlaute wie Ä, Ö und Ü. Wie jeder normal gebildete Deutsche zwischen 12 und 88 umschreibt man in dieser Situation das Ü mit UE. Für die Ungarn ist das alles nicht nachvollziehbar. Wir hätten statt UE einfach U schreiben müssen. Wer käme denn da drauf? Natürlich haben wir Einspruch eingelegt und gleichzeitig die Korrektur des Buchstabens beantragt. Die Hoffnung, dass sich der ganze Fall wie selbstverständlich innerhalb der 60-Tagefrist erledigt hat, zerschlägt sich schön langsam. Ohne jedes Unrechtsbewusstsein werden wir nun gezwungen, die 119 Euro zu bezahlen. Denn die dunkle Seite der Macht wird nicht müde, bei jedem Schreiben darauf hinzuweisen, dass wir zur Zahlung verpflichtet sind, weil sich sonst die Kosten mal eben verdoppeln. Was für ein f*cking shit.

Update vom April 2020: Das Geld wurde mit der lapidaren Begründung zurücküberwiesen: Verfahren eingestellt.

23.01.2020, Blutspendetermin

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Ich war heute wieder einmal beim Blutspenden, aber ganz erschrocken darüber, dass ich Mitte 2018 das letzte Mal da war. Neumarkt scheint sehr spendenwillig zu sein. Die Hütte war voll. Die Technik hat sich verändert. Nach fünfeinhalb Minuten war es auch schon wieder vorbei. Eine gute Tat pro Tag, abgehakt.

07.02.2020, Von der Gnade, im richtigen Land geboren zu sein

Vor drei Wochen war ich beim Passbilder machen, dann rein ins Rathaus, mal eben einen neuen Reisepass beantragt, 60 Euro bezahlt, und heute war er da: Der neue Reisepass. Reine Routine. Eine Selbstverständlichkeit. Danach war ich beim Friseur und ließ mich vom afghanischen Auszubildenden frisieren. Bei ihm schaut die Sache schon völlig anders aus. Alle drei Monate wird sein Status neu überprüft. Er kann sich nur deshalb relativ sicher sein, vorerst hier bleiben zu dürfen, weil er eine Ausbildung macht. Er würde alles darum geben, einen deutschen Reisepass zu haben (und eine 1- oder 2-Zimmerwohnung zur Miete). Ich habe nichts dazu beigetragen, als Deutscher geboren zu sein. Reiner Zufall. Aber ich weiß es zu schätzen. Mein Reisepass ist einer der schönsten weltweit.

20.06.2019, Klettersteig Colodri, Lago di Garda

Mit der Verwandtschaft auf dem Klettersteig.

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10.01.2019, Winter

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Der Vorteil von Homeoffice. Man hat eine gewisse Flexibilität, wenn es am frühen Morgen ans Schneeschaufeln geht

15. Dezember 2019

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Ergebnis einer vorweihnachtlichen Inventur in Sachen “Wieviele Stifte gibt es eigentlich bei uns im Haushalt?”, Ergebnis:
– 41 Kugelschreiber
– 68 Bleistifte
– 87 Faserstifte
– 208 Buntstifte
– Summe: 404
Wie konnte es so weit kommen? Dabei ist nicht sicher, ob ich alle Quellen erschlossen habe. So viel zum Thema Wohlstandsmüll, und ein weihnachtlicher Hinweis hinterher: Weniger ist mehr.

13.02.2018, Piste für mich allein

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11.02.2018, Dorfgastein

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24.12. 2017, Aktion „Aufgeräumter Arbeitsplatz“

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Samstag, 11. März 1989, Freiberg – Gießen – München

Durch das Begrüßungsgeld hatten wir dann doch schon ein paar D-Mark in der Tasche. Wir schlugen in Gießen gleich zweimal über die Stränge. Zum einen gönnte ich mir zusammen mit Papa ein Bier. Als es an die Weiterreise ging, hieß es dann: Bayern ist voll. Im Klartext hieß das: Die Zwischenlager in Bayern sind allesamt ausgelastet. Somit wäre das gelobte Land in weite Ferne gerückt. Aber dank der getroffenen Vorbereitungen unserer Burghauser Verwandtschaft brauchten wir kein Zwischenlager. Wir konnten eine private Unterkunft nachweisen. Somit war die Welt in Ordnung. Deutschland drückte uns die Fahrkarten für den IC nach Burghausen in die Hand. Das war so gesehen – neben dem Begrüßungsgeld – das zweite und auch letzte Geldgeschenk, das uns der Staat machte. Wir gönnten uns ein zweites kleines Extra: Wir kauften uns die Zuschläge für den ICE und reisten bequem nach München. Da gab es dann ein Wiedersehen mit den Verwandten. Statt mit der Bahn fuhren wir mit dem legendären VW-Bus bis nach Scheuerfeld.

Dienstag, 07. März 1989, Bahnfahrt ohne Rückfahrkarte

Es gibt so einige Tage im Leben, die einschneidend sind. Dieser 7. März 1989 war so ein Tag. Ich hatte mich – gegen meinen Willen – vier Jahre lang darauf vorbereiten können. Ich wünschte, die Zeit wäre kürzer gewesen. Aber nur Gott weiß, was gut oder schlecht ist. Jedenfalls hatten wir es geschafft. Wir standen in Freiberg auf dem Bahnhof und warteten auf unseren Zug Richtung Westen. Die Ausbürgerung hatten wir am ganz frühen Morgen hinter uns gebracht. „Kraft elterlichen Amtes nehmen Sie ihren Sohn Christoph mit in die Bundesrepublik“. Rein formal – und aus Sicht der „DDR“-Behörden – waren wir in diesem Moment staatenlos. Am Bahnhof waren zwei Männer anwesend, die ich kannte. Der eine war unser Wohnungsnachbar, von dem wir schon immer annahmen, dass er uns im Auftrag der der Stasi bespitzelte. Der andere war mein Arbeitskollege. Ich wusste, dass er in der SED war. Aber das er ein Spitzel war – diese Erkenntnis kam mir erst in dem Moment, als ich ihn auf dem Bahnhof sah. Wir waren jetzt nah dran, an der Freiheit. Der „Deutsche Reichsbahn“-D-Zug kam pünktlich. Viele Leute waren nicht da, um sich zu verabschieden. War ja auch ein Wochentag, ein Dienstag. Da mussten alle arbeiten, da konnte es keinen großen Bahnhof geben. Das war natürlich von den „DDR“-Behörden extra so gelegt – logisch. Meine letzten paar DDR-Scheine steckte ich in einen Briefkasten auf dem Bahnsteig, adressiert an meine Narva-Fußballer. Dann rollte der Zug an. Wir waren damals echt der Meinung, dass wir diese Stadt auf Jahre hinaus nicht mehr wiedersehen würden. Schwerer Irrtum. Aber das mit der Mauer, das hielt ich schon damals für ein Auslaufmodell. Ich prophezeite meinem Schwiegervater in einer der letzten Diskussionen, die wir auf ostdeutschem Boden führten, dass die Berliner Mauer spätestens im Jahr 2000 verschwunden sein würde. Wieder Irrtum. Die Fahrt führte uns nach Hof. Der Grenzübertritt war total unspektakulär. Wir konnten auch keinen riesigen Freudenschrei loslassen. Denn aus dem Zug heraus war die Grenze fast nicht wahrnehmbar. Wir mussten zunächst mal in Hof ankommen. In Bamberg und Würzburg mussten wir uns ein wenig beeilen. Christoph nahm den Rang eines etwas wichtigeren Gepäckstücks ein, das auch mit musste. In Frankfurt hatten wir nur zehn Minuten Zeit. Ich warf mal eben einen flüchtigen Blick aus dem Bahnhof heraus und atmete tief durch. Dann ging es auch schon weiter nach Gießen. Mit unseren Pappkoffern waren wir natürlich als „DDRler“ gebrandmarkt. Das erste „intime“ Gespräch gab es dann mit dem Schaffner im Zug. Was wir denn da in der Bundesrepublik überhaupt wöllten, wir würden den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen. Da dachte ich so zu mir: Ja, einen Arbeitsplatz wirst du wohl brauchen, aber Schaffner wirst du bestimmt nicht. Da konnte er sich sicher sein. Im Auffanglager in Gießen ging es hoch her. Der Komplex war überfüllt. Wir bekamen wohl eines der letzten freien 6-Bett-Zimmer. Passte exakt für uns: Meine Eltern, meine Schwester, Evi, Christoph und ich. Wir waren zunächst mal angekommen.

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