Montag, 27. März 2022, Ukraine: 400.000 Sinti und Roma leben in der Ukraine.

Viele von ihnen befinden sich auf der Flucht. Dass nicht wenige von ihnen in Deutschland landen werden, dürfte kaum jemanden überraschen. Ich möchte hier keinesfalls von einem aufkeimendem Problem sprechen, weil das sofort stigmatisierend wirken könnte. Aber eine Herausforderung ist es allemal. Sechs bis acht Kinder pro Familie sind keine Seltenheit. Die Art und Weise, wie sie ihr Leben organisieren und führen, wird von vielen Menschen – ich sage es vorsichtig – skeptisch verfolgt. Der ‚Tagesspiegel‘ drückt es drastischer aus und schreibt am 09. März, dass Europas größte Minderheit laut Umfragen (Anmerkung: Ich nehme an europaweit) auch die am meisten verachtete ist.

Jegliche Skepsis beiseite lassend dürften private Unterkünfte schon auf Grund der Größe der Familien ausscheiden. Wenn ich mir die Facebook-Kommentare anschaue, die dazumals auftauchten, als ein größerer Sinti/Roma-Clan auf unserem Volksfestplatz für drei Tage Station machte, dann wird auch klar, warum die Medien äußerst defensiv über den Sachverhalt berichten. Die ungebrochene Hilfsbereitschaft für die Ukraine soll möglichst keinen Knacks bekommen, denn ohne privates Engagement läuft so gut wie nichts. Wenn man online aber gezielt recherchiert, ist hier und da schon ein irritierender Bericht zu finden.

Im Moment scheint sich die Sache in Bayern ein wenig auf die Messehallen in Riem zu konzentrieren. Da braucht es schon besondere Unterstützerteams, um die Organisation zu bewerkstelligen. Was tun, wenn bei sechs Kindern ausgerechnet das Baby in die Klinik muss. Und das ist jetzt kein konstruierter theoretischer Fall. Wegen Personalmangels in den Krankenhäusern – und weil eine 24h-Rundumbetreuung von Kleinstkindern in der Tat nur durch die Mutter gewährleistet werden kann – werden Mütter nicht selten aufgefordert, mit ihrem Kind im Krankenhaus zu bleiben, um es zu versorgen. Wie ist dann die Lösung?

Sorry, dass ich vor lauter Problemen im Moment nicht positiv denken kann. Die sich für Deutschland und Europa zuspitzende Lage hat mich zum Bedenkenträger mutieren lassen. Mein Tipp an uns ist: Lebensweise ändern, Ernährungsweise ändern. Wichtig von unwichtig unterscheiden, Geld zusammenhalten, Familienbande stärken, und: Verzicht. Äh, Schatz, ist eigentlich der Portugal-Urlaub im Herbst schon in trockenen Tüchern?

Im Hinblick auf Verzicht sollten wir den Erdüberlastungstag endlich ernstnehmen. Das ist der Tag im Jahr, an dem wir eigentlich schon alle regenierbaren Rohstoffe für das ganze Jahr verbraucht haben. Im günstigsten Falle wäre dieser Tag jedes Jahr der 31. Dezember. Im Jahr 1970 war es noch der 29. Dezember. 2020 und 2021 war der Tag schon irgendwann im Juli bzw. August, leicht beschönigt nur durch den dämpfenden Faktor der Corona-Epidemie. Und jeder Krieg als eine gigantische Rohstoff-Vernichtungsmaschine macht die Sache schlimmer. Der Tag wäre noch viel dramatisch früher, würde die ganze Welt so leben wie die USA, Katar und Luxemburg. Diese drei Länder sind schon Mitte März bei ihrem Jahreslimit angekommen. Würde die restliche Welt so viele Rohstoffe verbrauchen wie die EU, wäre der Earth Overshoot Day schon im Mai. Die Erde weint.

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