Montag, 02. Mai 2022, Ukrainekrieg: Gedanken zum Tag

Wenn man sich auf den Online-Plattformen und in den Medien informiert, dann sieht man, was für unschöne Dinge auf uns zukommen werden. Importe verteuern sich um 30%. Gaspreise vervierfachen sich. Ein Brot wird zehn Euro kosten. Die ganze Welt wird bald nach Russland schauen, wo die Russen am 9. Mai mit einer großen Militärparade den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gegen Nazi-Deutschland feiern. Es gibt einige denkbare Szenarien. Russland könnte zur Mobilmachung aufrufen. Die Begründung wäre sogar einleuchtend. Die Nato führt aus russischer Sicht einen Stellvertreterkrieg, weil der Westen die Ukraine mit Militär-Equipment und Geld unterstützt wird. Tatsächlich kann er mit solchen Argumenten bei seiner Bevölkerung punkten, die eh schon zu 80% hinter ihm zu stehen scheint. Ein zweites Szenario ist, die östlichen und auch die südlichen Territorien zu einem geeinten Südrussland zu erklären. Das schlimmste Szenario wäre allerdings der Einsatz von Atomraketen. Russland hat davon jede Menge und eine echte Verteidigungsstrategie scheint es dafür nicht zu geben. Wie soll man eine Rakete abfangen, die im russischen Kaliningrad startet, sich mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit Richtung Westen bewegt und in wenigen Minuten in München einschlägt? Warum schreibe ich „mehrfach“ und keine konkrete Zahl? Nun. Beim Recherchieren habe ich mir drei Webseiten angeschaut. Die erste sprach von fünffacher Schallgeschwindigkeit, die zweite von zehnfacher und die dritte Seite von Mach33, also der 33fachen Schallgeschwindigkeit. Ein Sachverhalt, drei verschiedene Zahlen. Ich muss unweigerlich an die Kosten für unsere Neumarkter Klärwerk denken, wo auch drei verschiedene Zahlen die Runde machen.

Die Entfernung von Kaliningrad nach München beträgt 956km. Nehmen wir die fünffache Schallgeschwindigkeit als Grundlage, dann macht der Atomsprengkopf München nach 15 Minuten Flugzeit platt. Bei zehnfacher Schallgeschwindigkeit sind es nur noch 8 Minuten. Mir erschließt sich nicht, wie man so ein Geschoss abfangen will, ohne dass es zumindest in der Luft explodiert und immer noch maximalen Schaden anrichtet. Angesichts dieser tödlichen Bedrohung könnte man sehr schnell zu der Auffassung gelangen, besser nichts zu tun, was den russischen Präsidenten reizt. Das erklärt wohl auch die anfängliche Zögerlichkeit von Olaf Scholz bezüglich der Unterstützung der Ukraine. Der Kanzler muss die Wahrscheinlichkeit dieses drohenden Infernos bewerten.

Wenn wir aber in unserer westlichen Welt die nächsten Jahrzehnte in Freiheit weiterleben wollen, dann dürfen wir uns von Drohungen nicht einschüchtern lassen. Dann müssen wir diese harten Zeiten, die jetzt auf uns zukommen, annehmen und sie durchstehen. Robert Habeck ist weiterhin der Einzige, der uns reinen Wein einschenkt, uns auf harte Zeiten und auf die nach oben schießenden Preise einstellt.

Ab sofort ist die Freiheit keine Selbstverständlichkeit mehr, nichts, was uns in den Schoß fällt. Es gibt keinen Grund dafür, dass der Ukraine-Krieg in den Leserbriefen im ovb weiterhin relativiert wird. Wer das tut, verkennt die eigentliche Gefahr. Es geht um unsere Zukunft, buchstäblich um unser Überleben. Die nächste Woche wird spannend. Am 9. Mai sollten wir den Atem anhalten.


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