Freitag, 10. Oktober 2025: Mentale Situation der Deutschen.

Da haben wir doch eine interessante Statistik von statista.de, die auf Grund der 26.712 befragten Menschen durchaus als relevant betrachtet werden kann.

Jetzt setze ich „fehlendes Wohlbehagen“ nicht gleich mit „psychisch“ krank. Das wäre alarmierend, wenn es so wäre. Woran liegt es aber, dass jeder dritte Jugendliche ein psychisches Unbehagen mit sich herumträgt? Ich sehe mehrere Faktoren.

Ungerechtigkeitsempfinden

Junge Menschen könnten das Gefühl haben, dass ihr Leben in nicht so ruhigen Bahnen verlaufen wird, wie bei uns älteren Menschen, die Jahrzehnte in ordentlichem Wohlstand, weltweiter politischer Stabilität und ohne Kriegsängste leben durften.

Rente

Obwohl jeder junge Arbeitnehmer genauso wie wir alle in die Rentenversicherung einzahlen muss, dürfte sich hier die Hoffnungslosigkeit breitgemacht haben, von dem System überhaupt noch profitieren zu können.

Wohneigentum

Das ist eine große Gerechtigkeitslücke zwischen Jung und Alt. Was uns durch die Gnade der früheren Geburt noch möglich war zu erlangen, bleibt der Jugend mehr und mehr verwehrt: Erwerb oder Schaffung von Wohneigentum. Nur wenige Menschen dürften in einer Mietwohnung altwerden wollen. Der Drang nach Wohneigentum ist ungebrochen. Hat man den Moment verpasst, bzw. die finanziellen Möglichkeiten nie gehabt, stellt sich sicherlich mit zunehmendem Alter die Erkenntnis ein, dass sich der Umstieg von Miete auf Eigentum nicht mehr lohnt. Hat sich diese Erkenntnis einmal durchgesetzt, hat sie keinen Einfluss mehr auf das psychische Befinden. Man hat das Thema einfach abgehakt.

Gesellschaftliche Themen

Unsereins kennt noch das Gefühl, eine vernünftig agierende Regierung in Berlin sitzen zu haben. Mittlerweile dürfte das Vertrauen der Menschen in die Politik stark angeschlagen sein. Die jüngeren Menschen dürfte das Gefühl beschlichen haben, keinerlei Erwartungen mehr an „die da oben“ zu haben. Diese Aussichtslosigkeit dürfte sich auf das Gemüt legen. Es sei denn, man hat ein Ventil, eine Homepage zum Beispiel. Jedenfalls ist das Posten in den Sozialen Medien und das Herumhängen auf Tiktok einer gesunden Psyche überhaupt nicht zuträglich.

Lebenshaltungkosten

Die monatlichen Kosten sind schwindelerregend. Zwei Autos zu haben kostet uns schon über 1.800 Euro an Haftpflichtversicherung, obwohl die SF-Klassen schon relativ niedrig sind. Das ist reiner Luxus. Aber was ist die Situation bei Neueinsteigern, bei Führerscheinanfängern? Weitestgehend unbezahlbar. Die Jugendlichen haben ihren ersten Schock über die Kosten beim Führerschein kaum überwunden, da kommt auch schon die Finanzierungsfrage für das erste Auto auf das Trapez. Alles was die jungen Leute finanziell überleben lässt, ist das mietfreie Wohnen bei den Eltern, die Nutzung deren Autos und deren Brieftasche im Notfall.

Familiengründung

Trotz Großstadtflair und potenziellen Partnern im Überfluss sind in München 54,3% der Haushalte Single-Haushalte, Tendenz steigend. Abgeleitet von dieser Statistik kann ich mir gut vorstellen, dass ein Drittel der Jugendlichen Anschlussprobleme hat. Einen eingeschränkten Freundeskreis zu haben, oder keinen Partner zu finden, ist eine typisch psyschische Belastung.

Die positive Tendenz mit zunehmendem Alter

Bis zu den 64-jähigen ist der Trend klar: Der Wohlstand nimmt zu. Geld beruhigt. Die Lebensverhältnisse sind geordnet. Danach kommt die Rente, wodurch die Probleme rund um den Job schlagartig verschwinden. Es ist kein Wunder, dass das psychische Unbehagen in dieser Altersklasse am niedrigsten ist.

Negative Tendenz bei den „Hochaltrigen“.

Bei den über 80-jährigen steigen die Probleme wieder an. Hier setzen die Krankheiten ein, weshalb die Laune verfliegt. Verstehe ich einerseits, andererseits muss man sich aber die Fähigkeit, herzlich lachen zu können, und dies insbesondere über sich selbst, erhalten. Geht diese Fähigkeit verloren – und ich beobachte diese emotions- und regungslosen, versteiften Gesichter bei vielen alten Menschen – gehen schön langsam die Lichter aus.

Fazit

Bei all diesen schlechten Umfragewerten unter den Jugendlichen stellt sich die Frage, warum „nur“ reichlich jeder Dritte für sich die psychologischen Probleme sieht? Warum nicht alle? Warum sehen immer noch knapp 2/3 der befragten Jugendlichen bei sich keinerlei psychische Beeinträchtigung?

Weiß ich nicht, aber es freut mich für diesen Teil der Jugendlichen.


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