
Jemand, der mit dem Neumarkter Fußball nichts zu tun hatte bzw. hat, sich aber für das Projekt interessiert und zahlen-affin ist, dürfte beim Lesen des gestrigen Berichtes einige Fragezeichen bekommen haben. Und wieder berichtet der ovb derart verspätet, dass die Darstellungen nicht zur Realität passen.
Das inhaltliche Dilemma beginnt damit, dass der ovb auf die aktuelle positive Situation des Kreisklassisten nicht eingeht. Ein kleiner Satz darüber, dass die Erste kurz vor der Relegation zur Kreisliga steht, wäre bei den Fußballern bestimmt sehr positiv angekommen. Heute hat die Mannschaft den letzten Schritt dafür getan und durch einen Sieg bei TögingII mit Platz 2 die Relegation erreicht. Wenn ich das richtig sehe, dann könnten die Fußballer auf einen der folgenden vier Gegner treffen (alles Kreisligisten, die auf den Relegationsplätzen 12 und 13 gelandet sind): Waldkraiburg, Hammerau, Tattenhausen, oder Bad Aibling. Ich nehme an, dass es nur ein Spiel auf neutralem Boden geben wird. Wenn es zeitlich passt, schaue ich mir das Spiel an.
Die inhaltlichen Irritationen gehen weiter, weil im gestrigen Bericht Hanjo Hellfeuer als Abteilungsleiter der Abteilung Fußball bezeichnet wurde. Laut Homepage der Fußballer ist aber Martin Hofbauer der neue Chef. Das bedeutet, dass der geschriebene Text uralt sein muss. Wenn man davon ausgeht, dass die Jahreshauptversammlung der Fußballer wie immer am Gründonnerstag war, dann würde ich darauf wetten, dass an diesem Tag auch der Leader-Scheck übergeben wurde. Das heißt, dass der ovb über ein Ereignis vom 17.04.2025 erst am 30.05.2025 berichtet. Weil das der Redaktion selber peinlich ist, sagt man uns den Tag der Scheckübergabe gar nicht erst. Kann man so machen. Aber dann muss der Bericht so formuliert sein, dass er aus heutiger Sicht stimmt.
Offenbar kam der ovb dann irgendwann völlig durcheinander, denn bei der Bildunterschrift gibt es dann plötzlich zwei Abteilungsleiter Fußball. Egal, ob das Bild vor oder nach der Wahl aufgenommen wurde: Es kann immer nur einen Abteilungsleiter und einen stellvertretenden Abteilungsleiter geben, oder einen neuen oder einen alten. Noch seltsamer ist dann dieser Homepagetreffer:

Das verstehe ich nun mal gar nicht mehr. Wie konnte der ovb schon am 28.03. von der Sache wissen? Das kann eigentlich nur ein Zahlendreher sein. Kommen wir zum üblichen ovb-Zahlensalat und schauen uns jede einzelne an:
Gesamtkosten: 665.000 Euro, oder doch 710.000 Euro?
Mit der am Anfang des Berichtes genannten Zahl von 665.000 Euro geht das fröhliche Irritiertsein weiter. Wir könnten annehmen, dass das die tatsächlichen Gesamtkosten sind. Wenn man aber im Bericht weiter unten liest, dass 71.000 Euro genau 10% der Gesamtkosten sind, wären das 710.000 Euro. Da stehen sich zwei Zahlen unversöhnlich gegenüber. Oder doch nicht? Dürfen wir uns eine Zahl aussuchen? Mein Gefühl sagt mir, dass 710.000 Euro der bessere Bruttowert sein könnte, und das liegt an der Berechnung der Mehrwertsteuer.
Die erkläre ich gleich, stelle mir aber zunächst die Frage, wie man auf 665.000 Euro als Grundlage für sämtliche schon quasi zugesagten Zuschüsse kommt, wenn die Planung und die Ausschreibung erst noch erfolgen? Es waren übrigens schon einmal 685.000 Euro, was in 09/2022 laut ovb sogar eine außerordentliche TSV-Versammlung notwendig machte. Es gibt aber noch eine dritte Zahl, nämlich 650.000 Euro, siehe ovb-Bericht vom 30.06.2022. Aber da hoffte man auch auf 200.000 Euro aus dem Leader-Programm. Die in der Vergangenheit präsentierten Zahlen sind somit Schall und Rauch, liegen aber auch nicht so weit auseinander, dass man sich darüber aufregen muss. Salomonisch hat man sich für die ungefähre Mitte zwischen 650.000 und 685.000 Euro entschieden.
Zu erwartende Mehrwertsteuerabzug: 54.000 Euro
Das ist eine interessante Zahl, denn die reguläre Mehrwertsteuer aus einer Bruttosumme von 710.000,00 Euro wäre bei 19%: 113.361,34 Euro. Bei einem angenommenen Mehrwertsteuerabzug von 54.000 Euro wäre die tatsächlich final zu zahlende Mehrwertsteuer: 59.361,34? Und erst jetzt können wir vernünftig weiterrechnen, von oben nach unten: 710.000 Euro – 54.000 = 656.000,00 Euro verbleibende Nettokosten, inklusive der Mehrwertsteuer von 59.362,34 Euro. Warum muss der TSV nicht die volle Mehrwertsteuer bezahlen? Das hätte uns der ovb in einem Halbsatz erklären können. Doch mit solchen profanen Dingen beschäftigt er sich nicht. Wir aber schon.
Es gibt nämlich eine wirtschaftliche und eine ideelle Komponente. Im wirtschaftlichen Bereich kann man auf Vorsteuerabzug setzen, nicht aber im ideellen Bereich. Also muss man die Nutzungsdauer des Kunstrasenplatzes entsprechend zerlegen, in den Herrenbereich+eventueller Vermietungseinnahmen und die Nutzung durch die Jugend. Und in diesem Verhältnis ist die Mehrwertsteuer zu bezahlen. In unserem Fall scheint man ungefähr von Hälfte/Hälfte (52% Nutzung durch die Jugend und 48% durch die Herren) auszugehen. Ein ovb-Redakteur, der sich ein wenig Mühe gibt, hätte diese kleine, aber feine Info in einen Halbsatz verpacken können, anstatt den Leser mit der Zahl dumm dastehen zu lassen.
BLSV-Zuwendung: 338.000 Euro
Rechnen wir weiter: 656.000,00 – 338.000,00 = 318.000,00 Euro verbleibender Rest an Kosten.
Leader-Zuschuss: 90.860,88 Euro
Weiter geht es im Sauseschritt, denn so viel Zeit wollte ich mir für den ovb-Bericht gar nicht nehmen: 318.000,00 – 90.860,88 = 227.139,12 Euro als verbleibender Rest, wobei ich mich frage, wie der Leader-Zuschuss eine solche Genauigkeit haben kann, wenn belastbare Zahlen noch fehlen, sprich Planung und Ausschreibung noch erfolgen müssen.
Unterstützung durch die Stadt Neumarkt-Sankt Veit: 126.100,00 Euro
Wie immer gibt es den Zuschuss von 20%. Bei 126.100,00 Euro Zuschuss geht man folglich von einer zu Grunde gelegten Summe von 630.500 Euro aus. Auch hier macht sich der ovb keine Gedanken, wo diese Zahl herkommt. Vielleicht mag es eine logische Erklärung geben und irgendwelche Eigenleistungen werden vorher abgezogen. Vielleicht ging man von 650.000 Euro Kosten und 19.500 Euro Eigenleistung aus, macht dann eben bei 20% die 126.100,00 Euro. Verbleibender Betrag: 227.139,12 – 126.100,00 = 101.039,12 Euro.
Hm, mit dieser von mir so schön ausgerechneten Restsumme stehe ich nun wieder im Regen. Denn der ovb-Bericht spricht nur von einer Restsumme von 71.000 Euro, die der TSV bzw. die Abteilung zu schultern hat.
Man müsste – so ganz nebenbei – die Frage aufwerfen, ob der Zuschuss von 126.100 Euro in Stein gemeißelt ist. Wenn nach erfolgter Ausschreibung andere Gesamtkosten im Raum stehen, müsste man eigentlich auch den Zuschuss-Antrag bei der Stadt neu stellen, damit es passt. Und passen sollte es.
Eigenleistung ‚demnach‘ bei 17.000 Euro
Warum sich aus dem präsentierten Zahlensalat „demnach“ eine Arbeitsleistung von 17.000 Euro ergibt, wird nicht erklärt. Hätte man geschrieben, dass man davon ausgeht, dass 17.000 Euro in Eigenleistung erbracht werden können, wäre die Sache für mich weitaus logischer. Rechnen wir im Excel aber stoisch weiter: 101.039, – 17.000 = 84.039,12 Euro verbleibende Restkosten nach Abzug der Arbeitsleistungen.
Und jetzt wird es nebulös. Denn egal, ob ich mit meiner Restsumme von 84.039,12 Euro richtig liege oder der vom ovb mit 54.000 Euro: Die fehlende Summe müsse jetzt aus Darlehen, Spenden bzw. aus der Abteilungskasse kommen. Konkret müsse man 6.000,00 Euro generieren. Können wir nicht bewerten, weil wir nicht wissen, wie tief der Griff in die Abteilungskasse sein wird.
Neuausrichtung der Fußballabteilung
Wegen der ‚Neuausrichtung‘ der Fußballabteilung sehe man dem Projekt positiv entgegen. Das klingt nach leichter Kritik an der vorherigen Abteilungsleitung, die nicht die richtige Ausrichtung hatte? Worin besteht die Neuausrichtung? Dafür wäre es gut, wenn es einen Bericht über die Jahreshauptversammlung der Fußballer vom 17.04.2025 gäbe. Ich finde aber keinen, weder im ovb, noch auf der Homepage der Fußballer. Denn bei dieser Gelegenheit muss der Kassenstand erwähnt worden sein. Dann wüsste man, was es bedeutet, „6.000 Euro generieren“ zu müssen.
Bauchschmerzen mit der Vorfinanzierung
Wenn die Sache ordentlich durchfinanziert ist, dann wird die Stadt für den Kredit ganz sicher die Bürgschaft übernehmen. Und ich meine, sie hat das auch schon zugesagt. Wo kämen da die Bauchschmerzen her? Vielleicht, weil der TSV-Hauptverein finanziell so gar nicht helfen kann? Andernfalls müsste man ja wohl keine Beitragserhöhungen ankündigen. Das sind die eigentlichen Bauchschmerzen. Der Hauptverein hat kein Geld, während sich die Abteilung Fußball mit einem mehr als 650.000 Euro teuren Projekt befasst und scheinbar auch in der Lage ist, tief in seine Kasse zu greifen.
Vergabe wohl erst 2025
Wenn ich mir einen ovb-Bericht anschaue, dann lege ich die Online-Version und die Online-Zeitungsversion vorsichtshalber immer auf zwei Bildschirmen nebeneinander um zu schauen, ob die Berichte deckungsgleich sind. Die Zwischenüberschrift im ovb-online ist sicherlich falsch, denn 2025 ist schon da und im Text heißt es in beiden Versionen, die Vergabe würde erst im Frühjahr nächsten Jahres erfolgen, also dann doch wohl erst 2026. Ob man sich eine Ausschreibung selbst zutraut oder dafür ein Planungsbüro braucht, erfahren wir nicht. Ich tippe auf Zweiteres, verbunden mit Kosten.
Fazit
Machen wir den Deckel drauf und misstrauen dem ovb-Zahlensalat wie eh und je. Falls jemand auf die Idee kommt zu fragen, was mich das überhaupt angeht, dann lautet die Antwort, dass es um mehr als eine halbe Million Euro Steuergeld geht. Man könnte auch sagen, dass die von mir in den letzten 36 Jahren gezahlte Einkommenssteuer in Gänze bald den Neumarkter Kunstrasen erstrahlen lässt. Da – denke ich – darf man etwas näher hinschauen.

Ich habe meine Excel hier reingehängt. Vielleicht gibt es jemanden, der mir sagt, welche Zahlen nicht stimmen. Dann korrigiere ich das flugs und kann im besten Deutschland aller Zeiten wieder gut schlafen.
21. Dezember 2022, Bauausschusssitzung: Sache des Vereins
Bei der letzten Bauausschusssitzung ging es um die Baugenehmigung für den Kunstrasenplatz der Fußballer. Der SPD-Stadtrat Ludwig Spirkl fragte, ob denn die Finanzierung gesichert sei. Wir erinnern uns, dass wir über ein 685.000 Euro-Projekt sprechen. Gelder fließen aus vier Töpfen: Eigenanteil des TSV, Zuschuss der Stadt Neumarkt-Sankt Veit, Leader-Förderprogramm, BLSV-Zuschuss. Angesichts der Tatsache, dass der deutsche Steuerzahler bei der Finanzierung somit kräftig mithilft, hielt ich die gestellte Frage für durchaus legitim. Mit dem Vortragen ein paar einfacher Zahlen hätte man hier Klarheit schaffen können. Man hätte so eine einfache Frage auch mit „ja“, „nein“ oder „hoffentlich“ beantworten können. Was aber war die Antwort? Das sei doch Sache des Vereins. Sprachs und ließ den Bauausschuss so ganz ohne finales Zahlenwerk und nach dem Kölner Motto „Et hätt noch emmer joot jejange.“ einstimmig abstimmen. Ich habe keine Zweifel, dass die Fußballer das Projekt stemmen, aber die Qualität des Meinungsaustausches im Bauausschuss war wieder ganz erfreulich.
22. September 2022, Lokalpolitik, Stadtratssitzung: Kunstrasenprojekt
Es gab drei angekündigte Themen, die mich interessierten. Also schaute ich heute mal vorbei, im Rathaus, im Sitzungssaal. Hier ist das Gedächtnisprotokoll: In Sachen Kunstrasenplatz für die Fußballer gab es kaum Neuigkeiten. Ein maximaler Zuschuss von 126.000 Euro wurde abgesegnet. Wie immer handelt es sich um 20% der tatsächlichen Gesamtkosten. Die sollen bei etwa 685.000 Euro liegen. Da passen die 20% rein rechnerisch nicht dazu, aber wenn man Eigenleistung und Eigenkapital (ich meine 49.000 Euro gehört zu haben) abzieht, dann geht das sicherlich auf. Eine Preisgleitklausel wurde auch kurz angesprochen. Aber mit diesem Risiko muss heutzutage jeder leben. Die Fläche des Kunstrasens in Quadratmetern hätte mich interessiert. Die Zahl blieb im Verborgenen. Der Platz wird angehoben, etwas in Richtung Fußballkäfig verlegt und somit hochwassersicher gestaltet. Eine Versicherung gegen den Fall der Fälle, dass wider Erwarten doch ein Hochwasser den Kunstrasen „vernichten“ könnte, sei nicht möglich. Das Internet sagt: Grundsätzlich schon. Aber vielleicht ist in diesem speziellen Fall die Rott doch zu nahe, als dass sich eine Versicherung überzeugen ließe.
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