
Meine Vorstellung war, dass das Haus durch den Speicher und den Wechselrichter einfach weiter versorgt wird, wenn der Strom ausfällt. Wenn das aber so wäre, dann müssten mich nicht drei Notstromsteckdosen anschauen, die direkt unter dem Wechselrichter installiert sind. Angesichts des Mega-Stromausfalls in Berlin infolge eines linksterroristischen Brandanschlages musste ich mich kurz aufschlauen.
Das Grundprinzip des Netzparallelbetriebes
Der Wechselrichter ist so gebaut, dass er synchron mit dem öffentlichen Netz arbeitet. Solange das Netz da ist, werden PV-Strom, Speicherstrom und Netzstrom sauber zusammengeführt und im Haus verteilt, bzw. wird Strom eingespeist. Dabei ist die 50-Hertz-Frequenz-Synchronität für die Stabilität extrem notwendig. Die privaten Wechselrichter müssen das Frequenz-Spielchen exakt mitspielen.
Fällt das Netz aus, muss der Wechselrichter aus Sicherheitsgründen augenblicklich umschalten. Das ist vorgeschrieben, damit die Anlage nicht „ins tote Netz einspeist“. Da geht es um die Sicherheit der Netzbetreiberanlagen und der Monteure, die an abgeschalteten Leitungen arbeiten möchten und sich dabei sicher sein müssen, dass die Leitung stromlos ist. Früher war die Sache einfach. Wenn eine Leitung manuell unterbrochen wurde, dann wussten die Techniker, dass die weiterführende Leitung stromlos ist. Heutzutage könnten die privaten Wechselrichter lustig weiter Spannung an die Leitung legen. Berührt dann ein Techniker einen blanken Leiter, holt er sich einen Stromschlag ab. Damit das nicht geschieht, schaltet jeder Wechselrichter schlagartig in den Notstrommodus um und liefert kein einziges Milliampere mehr in das öffentliche Netz. Stattdessen werden nur die drei Notstromsteckdosen versorgt.
Warum der Speicher nachts das Haus versorgen kann, bei Netzausfall aber nicht.
Während der Speicher nachts über den Wechselrichter den Strom für das ganze Haus liefern kann, funktioniert die Logik nicht, wenn der Netzverbund wegbricht. Der Speicher ist ohne besondere Technik nicht in der Lage, das komplette Hausnetz im Inselbetrieb weiter zu versorgen. Das System beschränkt sich darauf, die drei Notsteckdosen zu versorgen.
Ganz logisch ist das nicht. Der Speicher kann schließlich ja auch nachts das ganze Haus versorgen und hat in der Früh immer noch 50%. Von der Last her würde es funktionieren. Aber Sicherheitsvorschriften sprechen dagegen. Man hätte noch mehr in die Technik investieren müssen, um die ganze Hausversorgung sicherzustellen. Ein Stromausfall ist aber ein so extrem seltenes Ereignis, dass das Nachdenken darüber eigentlich gar keinen Sinn hat. Berlin ist weit weg.
Was schließe ich im Fall der Fälle an? Ich schätze mal: Kühlschrank, Tiefkühltruhe und den DSL-Router. Ein paar Verlängerungsleitungen werden sich schon finden. Für den Fall, dass bei Stromausfall weder Internet noch Mobilfunk funktionieren, haben wir noch ein uraltes analoges Radio, mit ausziehbarer Antenne. Das wäre dann die einzige Verbindung in die Welt. Obwohl: Wenn ich Strom an den Fernseher bringe, können wir diesen auf den Sat-Spiegel umschalten und Fernsehen schauen. Satelliten-Fernsehen als Alternative zu Magenta-Internet-TV – klingt ein eigentlich teuer und sinnlos, aber wenn ich an Berlin denke…
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