
Ich hätte beim Lesen des Artikels gern gewusst, wo dieser Turm steht. Der ovb meinte heute: Müssen wir nicht wissen. Kann man doch von weitem sehen. Ist aber egal. Ich bin hingefahren und habe mir die Installation angeschaut. Wurde extrem in die Natur eingegriffen? Nun, der Mast steht am Waldrand. Viel Wald kann für den Masten nicht gefällt worden sein, vielleicht sogar keiner. Dann hätten mich die Kabelverlegungen interessiert. Aber außer Mords-Leerrohren (ohne Kabel) war nichts zu sehen.
„Die Stadt erhielt knapp eine halbe Million Euro.“
Wenn der Mast 480.000 Euro kostet, die Stadt aber 48.000 Euro bezahlt, dann verbleiben als Kosten für den Freistadt 432.000 Euro, die er Neumarkt-Sankt Veit überreichen konnte. 432.000 Euro sind laut ovb eine „knappe halbe Million“? Was stimmt hier nicht? Die Zahlen, oder die Vorstellungskraft, welche Werte der einfache ovb-Leser mit dem Begriff „eine halbe Million“ verknüpft? Mein Mathe-Lehrer Feldmann (a.k.a. Adam Ries XVI) hätte mich vor versammelter Mannschaft ins Kreuzverhör genommen, wenn ich ihm erzählt hätte, dass 432.000 Euro doch bestimmt knapp eine halbe Million ist.
„Mobilfunkanbieter und Freistaat haben gemeinsam investiert.“
Und schon wird es erneut seltsam. Wenn der Mast 480.000 Euro kostet, die Stadt 48.000 Euro bezahlt und den Rest der Freistaat zuschießt – worin besteht dann die bereits erfolgte Investition durch die Mobilfunkanbieter, denn sie „haben investiert“? Die Zeitform ist das „Perfekt“. Die Investition muss also in der Vergangenheit begonnen haben, und fortwirken. Wenn man davon ausgeht, dass der Mast und der Stromversorgungsschrank zum Projekt der Stadt Neumarkt-Sankt Veit gehört, dann sehe ich keine Investition.
Staatssekretär Tobias Gotthardt (FM) vor Ort
Was bedeutet „FM“? Ist das ein neuer politischer Kampfbegriff? Oder hätte es eher FW für Freie Wähler heißen sollen?
„Alle drei Netzbetreiber werden ihre Funktechnik installieren.“
Das heißt im Umkehrschluss, dass der Mast in seiner Rohfassung dasteht und auf weitere Aktionen wartet. Und das kann ich bestätigen. Die nächste Aktion wäre aus meiner Sicht und aus gutem Grund: Einzäunen. Wie schnell oder langsam die Installation durch Telekom, Vodafone und O2-Telefónica vonstatten geht, erfahren wir nicht, obwohl das eine interessante Info wäre. Denn ein Funkloch schließt sich nicht durch die Installation eines Masts, sondern dessen Inbetriebnahme. Da hilft es auch nichts, wenn die Anwesenden auf dem Bild so tun, als würden sie alle gemeinsam einen Startknopf drücken. Sie werden ja nicht „Butterstampfen, Butterstampfen, eine Hand muss drauf“ gespielt haben. Was aber kann man denn ohne verlegte Kabel und installierte Funktechnik starten? Richtig. Nichts. Würde man mich fragen, wann die Inbetriebnahme stattfinden kann, würde ich auf Mitte 2026 tippen. Und erst dann kann man wirklich einen Startknopf drücken.
60 Funkmasten werden gefördert, 32 Anlagen wurden errichtet, 17 sind in Betrieb
Gotthardt führte aus – Achtung jetzt wird es schwierig -, dass das Programm gleichzeitig auch über die eigentliche Förderung hinauswirke, weil die Mobilfunkanbieter wegen der verpflichtenden Markterkundungsverfahren angekündigt hätten, in knapp 500 bayerischen Gemeinden auf eigene Kosten und ganz ohne Fördermittel auszubauen.
Überlegen wir kurz, was es in der Praxis heißt, in 500 bayerischen Gemeinden „auszubauen“. Das kann ja nur bedeuten, dass in Bayern weitere 500 Masten errichtet werden sollen. Und jetzt will man uns sagen, dass die Förderung von 60 Masten die Anbieter animiert habe, weitere 500 Masten zu bauen, weil man diesen bayerischen Schwung verspürt, oder wieso?
MEV (Marktkerkundungsverfahren)
Und inwiefern motiviert ausgerechnet ein MEV die Mobilfunkanbieter, zu investieren? Denn das MEV ist ein der öffentlichen Förderung von Infrastrukturmaßnahmen vorgelagerter Schritt. Gefördert werden darf aber nur, wo kein privatwirtschaftlicher Ausbau zu erwarten ist. Also fragt der Freistaat Bayern bei allen Mobilfunkanbietern an, ob sie in einem bestimmten Zeitraum einen Ausbau aus eigener Kraft planen.
Das Zauberwort heißt: Marktdynamik.
Jetzt beginnt die Marktdynamik. Die Anbieter reagieren, weil sie „gewarnt“ sind, dass andernfalls Fördermittel an Mitbewerber gehen könnten. Daher kündigen sie an, auf eigene Kosten zu bauen – selbst in kleineren Gemeinden, wo der wirtschaftliche Anreiz sonst gering wäre. Man gönnt dem Konkurrenten die Fördermittel nicht. Futterneid führt plötzlich zum eigenwirtschaftlichen Ausbau, der eigentlich gar nicht rentabel ist.
Ich erzähle das alles nur, weil uns der ovb mit solchen Erklärungen im Stich lässt. Wäre es nicht schlau, das Thema in einem Halbsatz anzuschneiden, um dann auf die online-Plattform mit einer tiefergehenden Analyse zu verweisen? Die Digitalisierung, die vom ovb sicherlich auch verfolgt wird, nähme einen positive Entwicklung. Weniger Papier, mehr e-Paper-Abonnenten. Die Leser hätten plötzlich einen echten Aha-Effekt. Aber was weiß ich schon.
„Die neue Station unterstützt die Notruftechnologie AML“
Endlich einmal etwas Technisches. AML (Advanced Mobile Location) wird bei einem Notruf (112) wirksam. Das Mobiltelefon aktiviert automatisch GPS und/oder WLAN, um den Standort möglichst genau zu bestimmen – auch wenn diese Dienste vorher deaktiviert waren. Der Standort wird durch das Zusammenspiel verschiedener Technologien (GPS, WLAN, Mobilfunkmasten) ermittelt. Der ermittelte Standort wird automatisch per SMS oder Datenverbindung an die Notrufleitstelle geschickt. Die SMS ist kostenlos und wird vom System unbemerkt im Hintergrund versendet. Danach wird die Funktion wieder deaktiviert, und der Standort wird nicht dauerhaft gespeichert. Das macht AML datenschutzkonform. Denn Datenschutz ist in Deutschland wichtiger als Leben retten.
breitbandmessung.de – das Melde- und Analyseportal für die Funkabdeckung
Ich kannte die Plattform gar nicht. Man kann mittels einer App seine Internetgeschwindigkeit testen und Funklöcher erfassen. Mich wundert nicht, dass für Teile von Neumarkt-Sankt Veit keine Nutzerdaten vorliegen. Woher hätten wir wissen können, dass das Portal unsere Unterstützung braucht?
„Es gibt in Neumarkt-Sankt Veit keine größeren Funklöcher mehr“
Verstehe ich nicht. Die Funklöcher können doch erst geschlossen sein, wenn die Technik auf dem Mast installiert ist. Das kollidiert aber mit dem Statement, dass alle drei Mobilfunkbetreiber ihre Technik installieren „werden“. Sei es drum. Bis zu diesem Zustand dauert es noch ein wenig:

Der ovb-Bericht verdient die Note 5.
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