Samstag, 26. April 2025, Mindestlohn: Marcel Fratzscher erklärt uns die Welt

Ich hatte das Thema Mindestlohn in meinem Regierungsprogramm Teil IV ausgiebig behandelt und jede Menge Argumente angeführt, die gegen einen Mindestlohn sprechen. Hat der Marcel Fratzscher meine Blogs (insgesamt sind es mehrere zum Thema) doch tatsächlich in einer unakzetablen Weise ignoriert. Macht aber nichts. Ich erkläre es dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung einfach noch einmal und legen dazu seinen Twitter-Post zu diesem Thema zugrunde.

“Ein Mindestlohn von 15€ ist realistisch und gesamtwirtschaftlich sinnvoll.”

Auf die Erkläung bin ich jetzt aber gespannt. Es braucht eine zielführende Argumentationskette, um mich zu überzeugen.

Der Mindestlohn wird vielen Menschen im Niedriglohnbereich ein höheres Einkommen ermöglichen.”

Das ist mathematisch sicher. Die Frage ist, ob dieses höhere Einkommen auch zu einem höheren Lebensstandard führt. Da habe ich so meine Zweifel. Aber ach, hier kommt ja gleich die Erklärung.

“Der Mindestlohn hilft, die zum Teil heftigen Kaufkraftverluste durch die Inflation 2022/2023 zu kompensieren.”

Ist der heftige Kaufkraftverlust nicht für alle Arbeitnehmer und Angestellt gleichhoch, wenn man die absoluten Zahlen zu Grunde legt? Demnach müsste Herr Fratzscher auch für mich ein höheres Gehalt fordern. Tut er aber nicht. Warum eigentlich nicht?

Der Mindestlohn bedeutet eine stärkere Konsumnachfrage und damit auch ein stärkeres Wirtschaftswachstum.”

Gehaltserhöhungen dürfen nicht einfach kommen, um den Konsum anzukurbeln. Das ist alte Sozi-Leiers. Gehaltserhöhungen dürfen kommen, wenn sich in den Firmen die Produktivität und die Effizienz erhöhen. Von solchen basis-wirtschaftlichen Grundsätzen hat sich Deutschland komplett verabschiedet. Aufgabe von Marcel Fratzscher wäre es somit, mit seinem wirtschaftlichen Wissen dagegenzuhalten. Eigentlich schade, dass er sich als Sozi outet. Er könnte auch gleich dazu auffordern, Geld zu drucken.

“Der Mindestlohn entlastet den Sozialstaat.”

Den Zusammenhang sehe ich nicht. Aber gleich kommt die Erkärung.

“800.000 Aufstocker können von ihrer Arbeit nicht leben.”

Auf die Idee, die Möglichkeit des Aufstockens komplett abzuschaffen, kommt M. Fratzscher natürlich nicht. Ich schon. Denn dann würde endlich aufhören, dass der Staat die Arbeitgeber bei den Gehältern durch Zuschüsse an die Arbeitnehmer entlastet. Das ist keine freie Marktwirtschaft. Das ist keine soziale Marktwirtschaft. Das ist Sozialismus.

“Der Mindestlohn vergrößert den Lohnabstand zum Bürgergeld.”

Wenigsten gibt er zu, dass der Abstand zu gering ist. Der Ansatz ist aber natürlich wieder falsch. Das Bürgergeld muss abgeschafft, oder zumindest gesenkt, werden. Gerade macht die Aussage von Boris Palmer die Runde, der bei Lanz über eine siebenköpfige Familie mit einem Bescheid über 6.000 Euro Bürgergeld fachsimpelte und die richtigen Fragen dazu stellte. Oberinfluencerin Anabel Schunke fand die korrekte Beschreibung dazu. Wenn sechs oder mehr Arbeitnehmer nur desshalb ihre Steuern zahlen, damit eine Familie sorgenfrei leben kann, dann ist das nichts anderes als modernes Sklaventum. Wir sind die Arbeitssklaven für Faulenzer, die uns dafür auch noch auslachen. Danke für nichts. Palmer legte nach dem Talk noch nach und sprach sogar von 7.000 Euro. Es soll Problemfamilien geben, die bis zu 11.000 Euro bekommen.

“Mindestlohn verbessert Effizienz und Produktivität.”

Wie kann ein Haarschneider in seiner Arbeit effizienter werden? Das möge man mir bitte erklären.

“Mindestlohn animiert die Unternehmen, mehr in ihre Beschäftigten zu investieren.”

Hier fehlt mir der Glauben. Erst einmal ist das Gegenteil richtig. Geld, welches als Gehälter Richtung Beschäftigte abfließen, fehlt bei der Weiterbildung der Beschäftigten.

Zwischenfazit

Wäre auch nur ein Fratzscher-Argument richtig, täte sich sofort die Frage auf, warum man den Mindestlohn nicht gleich auf 20 oder 25 Euro erhöht.

Das Thema Ausbildung ignoriert M. Fratzscher vollständig. Je höher der Mindestlohn, desto stärker steigt die Motivation für junge Menschen, überhaupt eine Ausbildung zu starten. Das ist fatal. Es gibt schon jetzt beunruhigende Zahlen: 1,5 Millionen Menschen seien ohne Ausbildung. 1/3 der Menschen unter 30 hätten keine Ausbildung.

Wo sind Fratzschers Gegenargumente?

Auch für den Präsidenten des DIW gilt, dass es neben dem “Für” auch ein “Wider geben muss. Und tatsächlich versucht er es – freilich mit wenig Überzeugung…

“Es gibt auch Verlierer.”

Wir sind gepannt.

“Manche Bäckerei oder Wäscherei in ländlichen Regionen könnte schließen müssen.”

Weiß Herr Fratscher, dass es sehr viele ländliche Bäckereien gibt? Eine Mindestlohnpoliitik, die es als Kollateralschaden hinnimmt, dass Firmen schließen müssen, ist grundfalsch. Ich freue mich jeden Tag, dass es auf dem Neumarkt-Sankt Veiter Dorfplatz noch zwei Bäcker gibt. Der Entfall einer der beiden Bäckereien wäre eine mittlere Katastrophe.

Die Mindestlohnkommission ist nicht unabhängig.”

Die jetzige Mindestlohnkommission bestünde primär aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die alle ein Eigeninteresse hätten. Stattdessen müssten da Experten rein. Dazu wird es natürlich nicht kommen, denn Experten – wie ich – würden sofort zu dem Schluss kommen, dass man die Kommission abschaffen muss.

Würde Marcel Fratzscher seine Logik konsequent zu Ende denken, müsste er auch die Forderung aufstellen, Gewerkschaftsführungen mit Experten zu besetzen, damit die dann entscheiden, welche Gehaltsforderungen wirtschaftlich tragbar sind. Das Gleiche müsste dann auch für Wirtschaftsausschüsse gelten, oder für Minister, oder für Institute…


Entdecken Sie mehr von Michael Behrens

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Entdecken Sie mehr von Michael Behrens

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Weiterlesen