Der erste Blick heute früh galt natürlich der Grafik, die die Verteilung der Wahlmänner zeigt. Wie wir wissen, geht es bei US-Wahlen nicht um die generelle Mehrheit der Stimmen, sondern um die Mehrheitsverhältnisse pro US-Bundesstaat. Traditionell werden nur sieben US-Staaten als Swing-States bezeichnet, also als US-Staaten, die von Wahl zu Wahl zwischen Rot (Republikaner) und Blau (Demokraten) hin- und herschwingen. Pennsylvania ist solch ein wichtiger US-Bundesstaat. Trump hat dort gewonnen und somit gehen die 19 Wahlmänner auf sein Konto.
Mir war heute früh gleich klar, dass es eine Präsidentin Kamala Harris nicht geben wird. Die daraufhin einsetzende Schreibblockade dauerte bis eben an und war nur schwer zu überwinden. Ich hatte zumindest auf ein Kopf-an-Kopfrennen gehofft. Der Sieg Trumps in dieser Klarheit war nicht vorauszusehen. Alle Umfragen sind im Nachhinein Makulatur und in der Nachbetrachtung zu stark fehlerbehaftet.
Erdrutschartiger Sieg
Am Ende war es ein erdrutschartiger Sieg, der auch deshalb kritisch zu sehen ist, weil er Auswirkungen auf das Repräsentantenhaus und den Senat hat. Beide Kammern werden die Republikaner gewinnen. Trump kann somit durchregieren, ohne besondere Rücksichten nehmen zu müssen. Das gilt für seine eigene politische Karriere, weil er nicht noch einmal wiedergewählt werden kann. Das gilt aber eben auch für Europa.
Er wird seinem Slogan „Make America great again“ alles unterordnen und setzt dabei voll auf eine protektionistische Wirtschaft. Er hält die USA für stark genug, um der Welt in Zukunft die wirtschaftlichen Bedingungen für einen Handel mit den USA aufzwingen zu können. Es wird hierbei nicht nur um die Handelsbeziehungen zwischen den Ländern und der USA gehen. Die amerikanische Regierung hat es auch in der Vergangenheit bereits geschafft, wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern zu beeinflussen. Setzt Trump irgendein Land auf die Embargo-Liste, zum Beispiel den Iran, dann zwingt er auch Deutschland, hier mitzuziehen.
Ich hatte schon einmal in einem Blog thematisiert, wie weit der amerikanische Arm reicht, wenn es um wirtschaftlichen Druck geht. Trump wird dieses Mittel gnadenlos ausnutzen.
Auf jeden Fall auf der Strecke bleibt der Schuldenstand der USA. Darum wird sich niemand kümmern. Die Schulden betragen im Moment 35 Billionen Dollar, Tendenz stark steigend. 2014 waren es noch 18 Billionen Dollar. Verdoppelung innerhalb von 10 Jahren – herzlichen Glückwunsch.
Über die US-Staatsverschuldung spricht niemand.
Neben den Demokraten mit Kamala Harris gibt es weitere Verlierer. Einer heißt: Deutschland. Falls Trump sich überhaupt an Olaf Scholz erinnern kann, wird er ihn als German Unimportant Clown bezeichnen und Baerbock als seine Frau. Die zwei brauchen gar nicht erst versuchen, Antrittsbesuche in Washington zu organisieren. Er hat schon Angela Merkel auflaufen lassen, und sie war immerhin ein politisches Schwergewicht. Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland gehen einer neuen Eiszeit entgegen.
Das unterwürfige, aber eben doch heraus gepresste, Gratulieren wird uns hier nichts helfen. Deutschland hat ab heute ein dickes Problem mehr, während die Ampel keinerlei Ideen hat, welches Problem man eigentlich zu erst anfassen soll. Mir kommt in den Sinn, dass es durchaus angezeigt wäre, dass die Ampel einfach aufgibt.
Weitere Verlierer: Frankreich und England. Trump wird die drei Länder (uns eingeschlossen) ab sofort als Lausbubenstaaten bezeichnen, denen man kein Gewicht beimessen muss. Man könnte bei dem Gedanken, was jetzt auf Westeuropa zukommt, fast ein wenig schadenfroh werden. Der Spaß hört aber natürlich bei der Verteidigung auf. Meine Annahme, dass sich Deutschland maximal zwei Tage verteidigen könnte, wenn die militärische Lawine aus dem Osten anrollt, bleibt bestehen. Wir müssten eigentlich umgehend maximale Milliardensummen in die Bundeswehr investieren, beschäftigen uns aber lieber mit dem Lieferketten-, dem Selbstbestimmungsgesetz und miteinander konkurrierenden Wirtschaftsgipfeln, die überhaupt nichts bringen.
Die USA scheint mir reformfähig zu sein, Deutschland ist es nicht. Schade ist es um den Umweltschutz, der in den USA ab sofort keine Rolle mehr spielen wird. Ein Trump-Slogan hieß: „Drill, Baby, drill“. Das gilt für Öl und für Fracking.
Drill, Baby, drill.
Deutschland hat jetzt zusätzlich schlechte Karten. Daimler ist geradeso an der Verlustzone vorbeigeschrammt. BMW meldet Gewinneinbrüche, Audi ist als VW-Tochter ebenfalls im Abwärtssog. Der DAX bleibt gelassen. Warum? Die Industrie bereitet sich schon lange darauf vor, Deutschland in Richtung USA zu verlassen. Unser Wohlstand ist nicht mehr nur in Gefahr, sondern ein Wohlstandsverlust mathematisch sicher. Der Abwärtstrend in Deutschland wird uns alle erfassen und zwar jeden Einzelnen.
Die letzte Kritik geht an die deutschen Medien, die eine falsche Wahrnehmung der us-amerikanischen Politik ins Volk injiziert haben. Das führte dazu, dass 70 bis 80% der Deutschen bis gestern glaubte, der Wahlsieger könne nur Kamala Harris heißen. Das gab heute ein böses Erwachen.
Deutschland geht den vorbestimmten Weg: Go woke, go broke.
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