Sonntag, 27. Oktober 2024, IT: Ausweis-App2 – Eine Tortour vom Feinsten.

Der Irrsinn nimmt seinen Lauf. Erst im Januar 2022 hatte ich bei gmx meine de-Mail-Adrese erstellt, um dann bei der Rentenversicherung die Kommunikation umweltgerecht von Brief auf Mail umzustellen. Und was passierte jetzt? Aus mir unerfindlichen Gründen hat gmx die de-Mail-Funktionalität eingestellt. Die Aufgabe bestand nun darin, der Rentenversicherung diesen Umstand mitzuteilen. Die de-Mail-Funktionalität musste deaktiviert werden. Dazu musste ich mich allerdings in mein Kundenportal bei der RV einloggen. Und dazu werden folgende Zutaten gebraucht:

  • Gültiger Personalausweis mit aktivierter NFC-Funktionalität und bekannter sechsstelliger PIN
  • Als Card-Reader konfiguriertes iPhone
  • die installierte Ausweis-App auf dem Laptop
  • usb-c auf usb-a- oder usb-c-Kabel zur Verbindung des iPhones mit dem Laptop

Und, Überraschung. Nichts klappte. Punkt 1 war noch das kleinste Problem (Punkt 4 war gar kein Problem). Die Pin hatte ich vernünftig notiert. Das iPhone hatte ich seit der letzten Nutzung der App schon wieder getauscht. Die Kopplung meines „neuen“ iPhones mit der Ausweis-App2 auf dem Laptop durfte ich neu durchführen. Vorher musste ich aber die Ausweis-App neu installieren. Sie muss eigentlich schon einmal auf dem Laptop gewesen sein, es wäre aber so und so die alte Version gewesen.

Widmen wir uns nun dem Kundenportal der Rentenversicherung.

  1. https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Home/home_node.html aufrufen
  2. auf ‚Mein Kundenportal‘ gehen
  3. ‚zum Kundenportal‘ gehen
  4. ‚Personalausweis, Aufenthaltstitel oder Unionsbürgerkarte (eID)‘ auswählen
  5. Tab ‚Computer und Kartenlesegerät‘ auswählen
  6. ‚Anmelden‘ anklicken
  7. Dann spielen drei Dinge ineinander:
    • die Oberfläche der Rentenversicherung
    • die Ausweis-App auf dem Laptop
    • die Ausweis-App auf dem iPhone

Aber anstatt jetzt endlich eingeloggt zu sein, kam eine Fehlermeldung. Na toll. Die Fehlermeldung war leider nichts, womit ich was anfangen konnte. Nach 20 Minuten des hilflosen Wiederholens der Prozedur und des Herumprobierens sah ich dann zufällig aus dem Augenwinkel eine Meldung, dass die Rentenversicherung im August 2023 ihre Plattform aktualisiert hat. Anstatt sich anzumelden, müsse man sich jetzt neu registrieren. Na super. Also durchlief ich die Registrierungsprozedur. Zunächst war die Fehlermeldung die Gleiche. Aber urplötzlich war ich drin. Ich konnte es kaum glauben.

Plötzlich lief es.

Endlich konnte ich das tun, was ich schon seit 120 Minuten tun wollte: Die de-Mail aus den Kommunikationseinstellugen löschen. Und was sehe ich? Ich sehe nichts. Es gab keinen Hinweis auf meine de-Mail-Adresse. Alles, was das Portal von mir haben wollte, war meine normale t-online-Mailadresse. Vor zwei Jahren war es noch unabdingbar, eine rechtssichere de-Mail-Adresse zu haben. Ich hatte damals einen halben Tag gebraucht, um das hinzubekommen und war mächtig stolz auf mich. Und nun? Alles Makulatur. Verdacht: Die RV hat schon im August 2023 die de-Mail-Funktionalität einfach unter den Tisch fallen lassen.

Warum schreibe ich das eigentlich alles auf? Leute, jetzt kommt der Aufhauer des Tages. Nachdem vorhin alles doch noch so super geklappt hat, warf ich zufällig einen Blick auf meinen Personalausweis. Läuft der doch tatsächlich im November diesen Jahres aus. Mir fiel umgehend der Kopf auf die Tastatur, mit schwerwiegenden Folgen für mein Wohlergehen. Wenn ich den neuen Perso habe, darf ich faktisch von vorn anfangen. Wie ich mich freue.

Das einzig Schöne daran, dass ich die Bundesliga wegen dieses Schmarrns faktisch verpasst habe, ist, dass ich mit der Ausweis-App jetzt auf du und du stehe. Man kann mich um 0400 wecken, und ich kann fehlerfrei sämtliche notwendige Prozeduren herbeten.

Sonntag, 30. Januar 2022, IT: DE-MAIL-Adresse freigeschaltet

Es begann harmlos. Von der Rentenversicherung flatterte ein Rentenverlauf per Post ins Haus. Gefühlsmäßig habe ich den Verlauf meiner Rentenbeiträge in den letzten dreißig Jahren schon ein Dutzend Mal geprüft und bestätigt. Aber ok – Rente ist wichtig, da darf es ruhig einmal ein Schreiben mehr sein. Mit einer einzigen Unterschrift wäre die Sache eigentlich schnell erledigt gewesen. Rein in den Briefumschlag, rein in den Briefkasten, fertig. Eigentlich. Aber da war halt noch diese Kontrollfrage, ob ich denn in Zukunft alle Dokumente anstatt als Papier über ein DE-Mail-Postfach haben möchte. Digitalisierung? Papierflut eindämmen? Behördenpost nur noch als Mail? Zukunftsweisende Technologien nutzen? Aber ja doch.

Mit dem DE-Mail-Postfach hatte ich mich schon einmal beschäftigt, war aber bei der Telekom gelandet, die diesen Dienst gegenwärtig einstellt. Damals hatte ich weitere Recherchen eingestellt. Heute aber fühlte ich mich für diese Anmeldeprozedur, die nicht einfach werden würde, stark und ausgeruht genug. Also, was sind die Zutaten für ein Gelingen?

  1. Ein Personalausweis der neueren Bauart, der über eine NFC-Funktionalität verfügt
  2. Eine fünfstellige PIN, die man damals beim Abholen des Ausweises bekommen hat und sich tunlichst aufgeschrieben hat. Gott sei Dank pflege ich den Vertragsmanager unseres Bankenprogrammes penibel.
  3. Einen PC, auf der die AusweisApp2 zu installieren ist
  4. Ein Smartphone mit NFC-Funktionalität, auf der ebenfalls die AusweisApp2 zu installieren ist.
  5. Ein bestehendes gmx-Mailpostfach
  6. Eine optimistische Herangehensweise und die Überzeugung, dass man das mit logischem Sachverstand doch hinbekommen wird.

Wenn man das alles vorbereitet hat, kann der ‚Gang nach Canossa‘ beginnen. Die Software auf dem PC und dem iPhone zu installieren, war die einfachste Übung. Wenn man das geschafft hat, muss man sich erst einmal zurücklehnen, tief durchatmen und versuchen zu verstehen, was hier gleich vor sich gehen wird.

Der Erkenntnisgewinn ist folgender:

  1. Um an eine DE-Mail-Adresse heranzukommen, muss man sich während der Einrichtung der DE-Mail-Adresse gegenüber gmx „ausweisen“.
  2. Dies geschieht mit einem neueren Personalausweis.
  3. Jetzt reicht es aber natürlich nicht, sich einfach einen Personalausweis zu klauen, um mit der fremden Identität ein Postfach zu eröffnen.
  4. Und hier kommt die zum Ausweis gehörende fünfstellige PIN zum Tragen, die nur der Eigentümer des Ausweises kennt.
  5. Weil ich mich bei der AusweisApp2 noch nie angemeldet hatte, musste ich während der Prozedur die fünstellige gegen eine sechstellige PIN tauschen, die man sich natürlich auch sofort notieren muss. Inwieweit die fünfstellige PIN in Zukunft noch eine Bedeutung hat, kann ich im Moment nicht sagen.
  6. Während der Prozedur wird das intelligente Smart-Phone zum ID-Card-Reader. Alternativ könnte man auch einen USB-Card-Reader beschaffen, den man während der Anmeldeprozedur mit dem Rechner verbindet. Aber wozu hat man ein intelligentes Smart-Phone…
  7. Damit ist auch klar, dass man die Prozeduren nur am PC erledigen kann. Wer keinen PC besitzt, hat Pech.
  8. Während der Prozedur wird man am PC aufgefordert, PC und Smart-Phone zu pairen. Die AusweisApp2 beginnt aber nicht automatisch mit der Prozedur. Es ist so wie bei Bluetooth-Verbindungen. Man muss über die Settings schon proaktiv die Verbindung herstellen. PC und Smart-Phone müssen sich dazu im gleichen WLAN befinden. Das Smartphone zeigt einen Kontroll-Code, der am Rechner einzugeben ist. Die Verbindung wird hergestellt und man hält seinen Personalausweis einfach sehr, sehr nahe an die Rückseite des Smartphones. Das hat nichts mit der Kamerafunktion des Smart-Phones zu tun. Die Ausweis-App „liest“ über die NFC-Funktion den Personalausweis aus, und die eigenen persönlichen Daten erscheinen am PC.
  9. Damit gibt sich gmx dann auch zufrieden und schlägt ein paar freie Mail-Adressen vor. Man sucht sich die aus, von der man glaubt, dass sie am besten passt und die man sie sich irgendwie merken kann und klickt sich weiter durch die Materie.
  10. Im weiteren Verlauf wird die eigene Mobiltelefonnummer abgefragt. Damit man nicht eine fremde Mobilfunknummer angeben kann, muss man eine mTan anfordern. Das führt drei Sekunden später zu einer eingehenden SMS, mit einem Code, den man wiederum eingibt. Somit hat gmx die Mobilfunknummer verifiziert.
  11. Als nächstes muss ein Passwort festgelegt werden, um auf sein Postfach auch zugreifen zu können.
  12. Weil sicher nicht sicher genug ist, gibt es auch noch die typischen drei Sicherheitsabfragen, die man festlegen muss, wie z.B. „Wer war Ihr Lehrer in der dritten Klasse?“ Das ist wichtig für die Passwort-Vergessen-Funktionalität.
  13. Ganz am Ende wird noch ein Support-Passwort mitgeteilt. Nur mit der Angabe dieses Passwortes kann man bei gmx einen Supportfall öffnen, wenn man Hilfe braucht.
  14. Damit sichergestellt ist, dass technisch alles geklappt hat, bekommt man die erste Mail mit einem Freischaltcode, und zwar auf das normale gmx-Konto.
  15. Das Anklicken des Freischaltcodes führt noch zur Übersendung der AGB’s.
  16. Damit die Welt auch weiß, dass man stolzer Besitzer eine der-Mail-Adresse ist, sollte man zustimmen, in das ÖVD (Öffentlicher Verzeichnisdienst) eingetragen zu werden. Dieses övd-Verzeichnis wiederum ist im gmx-Postfach einsehbar. Wer also eine „gesicherte“ Mail an eine Person oder eine Behörde schicken möchte, der kann im ÖVD nachschauen, ob der Empfänger eine DE-Mail-Adresse hat.
  17. Jetzt ist man stolzer Besitzer eine DE-Mail-Adresse.
  18. Die nächsten Aha-Effekte folgen dann auf dem Fuße:
    1. Ein Versenden einer DE-Mail an eine normale Mail-Adresse ist nicht möglich. Auch von einer normalen Mail-Adresse kann man keine Mail an eine DE-Mail-Adresse senden. DE-Mail-User sind wie in einem Darknet unter sich.
    2. Das ganze Mail-Konto ist zunächst völlig kostenlos.
    3. Die Verschickung einer Mail als Einschreiben ist möglich, kostet aber Geld, wie im normalen Leben…
    4. Beim Empfang einer Mail erscheint – wie bei einem Brief – eine Briefmarke mit der Info, ob der Absender eine normale „Post“ geschickt hat, oder vielleicht ein Einschreiben.
    5. Wie greift man am PC auf seine DE-Mails zu? Man meldet sich einfach an seinem normalen gmx-Konto an. In der Menüleiste links gibt es ein DE-mail-Symbol. Man gelangt zum DE-Mail-login. Für diese Einlogprozedur hat man während der Einrichtung die Sicherungsstufe festgelegt: Mit oder ohne mTan (Mobile TAN). Wer wie ich die meiste Zeit im Büro im Kellerverlies verbringt, der sollte wegen des eingeschränkten Mobilfunkempfangs die mTan-Funktionalität ausschalten.
    6. Die Größe des Postfaches ist 10GB, man sollte somit alle paar Jahre einmal reinschauen…

Warum schreibe ich das alles? Aus meiner Sicht kommen höchstens 30% der Menschen ohne Hilfe durch diese Anmeldung, ältere Menschen schon gleich gar nicht. Meine Abhandlung soll hier ein wenig helfen, damit Interessierte das Rad nicht noch einmal erfinden müssen und – so wie ich – wie du Kuh vor dem neuen Tor stehen. Und somit: Frisch ans Werk. Umweltschutz verlangt Opfer, Grips und Zeitaufwand. Und jetzt freue ich mich über alle behördlichen bzw. privaten DE-Mails unter: m.behrens.1966@gmx.de-mail.de.


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