
Eukalyptus als Klimaretter? Lach.
Gestern lief in der ARD der Film „Verschollen“ – ein Umweltthriller. Und gleich danach kam eine Dokumentation über das, was man heutzutage „nachhaltige Forstwirtschaft“ nennt: Großflächige Rodungen und anschließende Aufforstung, versehen mit dem FSC-Siegel. Der Abend hätte auch heißen können: „Wie man mit Bäumen Geld druckt – und das Klima keine Rolle spielt.“
Wenn Nachhaltigkeit heißt: Erst roden, dann pflanzen.
FSC – das soll ja eigentlich für „Forest Stewardship Council“ stehen. Könnte aber auch heißen: „Fällen, Sägen, Cash“ Denn unter dem wohlklingenden Motto „Schutz durch Nutzung“ wird munter abgeholzt, vermessen, etikettiert, exportiert – und am Ende kommt sogar ein grünes Gütesiegel dabei heraus. Ein bisserl wie bei Bio-Eiern aus der Legebatterie: Hauptsache, das Etikett stimmt.
Die neue Religion heißt: Zertifikat
Was früher Ablassbriefe waren, sind heute CO₂-Kompensations-Zertifikate. Ein paar Tonnen Ausstoß zu viel? Kein Problem. Einfach einen Hektar Plantage irgendwo in Brasilien finanzieren – und schon ist die Klimaseele wieder rein. Man könnte fast meinen, der Planet ließe sich mit der Formel retten, dass man erst die Menschen vertreibt, dann den Wald rodet, dann wieder aufforstet – mit schnell wachsendem Eukalyptus – das Spiel sich stets wiederholt und die Gewinne sprudeln.
Realität mit Drehbuch
Im Film „Verschollen“ sucht ein Vater seinen Sohn, der im brasilianischen Regenwald verschwunden ist. Statt auf Entführer stößt er auf Landspekulanten, Agrar-Konzerne und Zertifizierungs-Büros, die sich gegenseitig Nachhaltigkeit bestätigen. Der Dschungel wird zum Aktiendepot, der Boden zum Geschäftsmodell. Und genau dort setzt die anschließende Doku an: Plantagen als „Aufforstung“, Monokulturen als „ökologische Wiederherstellung“. Mit anderen Worten: Wer den Wald liebt, muss ihn erst zerstören. Genau das passiert im brasilianischen Regenwald – unter den Augen der Weltbank und der ganzen Welt.
Der grüne Ablasshandel
Es ist die perfekte Geschäftsidee: Wir fällen Tropenwald, pflanzen dann schnell wachsenden Eukalyptus, nennen das Ganze „Aufforstung“, verkaufen Zertifikate und lassen uns auf Klimakonferenzen feiern. Das nennt sich dann Corporate Responsibility – klingt besser als Profit auf verbrannter Erde. Und weil der Tropenwald nun schon mal abgeholzt ist, kann man das Holz zu Holzkohle verbrennen und zu den Stahlöfen transportieren, um die Holzkohle als Reduktionsmittel zu nutzen. Damit spart man sich Koks, der normalerweise genutzt wird, um den Sauerstoff aus dem Eisenerz herauszubringen. Das Ganze nennt sich dann nachhaltig und soll unser Gewissen beruhigen.
Marge trifft auf Moral
Das alles funktioniert, weil keiner so genau hinschaut. Solange es eine PDF-Urkunde mit Stempel gibt, glauben Investoren an das Gute. Nein, sie glauben natürlich nicht an das Gute. Sie glauben nur an den Dollar. Und während wir hier brav Recyclingpapier kaufen, importieren wir Möbel aus genau jenen Regionen, in denen gerade nachhaltig gerodet wurde. Die Dokumentation zeigt, was hinter den Kulissen passiert: Ein Wald mit der Fläche von 1.600 Fußballfeldern verschwindet an einem Tag, eine Excel-Tabelle wächst – und am Ende steht da ein grünes Logo mit drei Buchstaben: „Nachhaltig geprüft“ – von wem? Von denen, die daran verdienen. Sie lachen uns aus.
Ein ehrlicher Blick in den Spiegel
Ich schreibe das aus dem Homeoffice, zwei Autos mit wenig Kilometerleistung vor der Tür und Strom vom Dach. Vegetarier, Nichttrinker, Nichtraucher. Ich fühle mich einigermaßen klimaneutral. Zumindest glaube ich, dass mein CO₂-Fußabdruck recht passabel ausschauen müsste. Aber wenn man die Bilder aus der Doku sieht – Bulldozer im Morgengrauen, indigene Familien, die ihre Heimat verlieren – dann weiß man: Klimaneutralität ist nur ein Wunschtraum. Beim Auto würde man das Gefährdungshaftung nennen. Allein unser Dasein ist für unsere Erde schon eine Gefahr. Das nächste iPhone wird mir dann wieder vor Augen führen, dass meine Bilanz wohl doch nicht ganz so ok ist. Wie man es auch dreht und wendet: Wir sind mit unserem Wohlstand an dem Wahnsinn beteiligt. Brasilien ist der Spiegel, in den wir schauen.
Ich wittere Verschwörungstheorien.
Ich möchte eigentlich kein Verschwörungstheoretiker sein. Aber ich glaube mittlerweile ernsthaft, dass nicht die Grünen den Umweltschutz erfunden haben, sondern eine Sekte von Investoren, die im Umweltschutz gigantische Verdienstmöglichkeiten erkannt und die Welt mit diesem Virus infiziert haben. Ich sehe einen abgedunkelten Tagungsraum vor mir, wo einige globale Key-Investoren bei Zigarrenrauch so Ende der 70er Jahre einen Schlachtplan entwickelt haben, wie man die nächsten 75 Jahre unheimlich viel Geld verdienen kann. Vermutlich war ihnen langweilig. Sie wollten einfach ausprobieren, ob es möglich ist, mit einem einzigen Thema – gut begleitet durch eine Marketingkampagne – die Welt zu beherrschen. Und tatsächlich: Sie haben das Projekt zum Laufen gebracht. So weit meine Theorie.
Der Planet wird bald klinisch tot sein.
ARD hat an diesem Abend etwas geschafft, was selten vorkommt: Man sieht einen Film – und danach die bittere Wahrheit dahinter. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack: Wir retten den Planeten nicht. Wir vermarkten ihn.
Für den Planeten wird es eine Erlösung sein, wenn sich die Menschheit ausgerottet haben wird. Der Planet wird eine Milliarde Jahre brauchen, um sich von unserem Treiben zu erholen. Aber solange die Sonne scheint, was noch drei bis vier Milliarden Jahre der Fall sein wird, hat der Planet eine Chance auf Erholung.
Mich wundert nicht, dass Einheimische die Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém gestürmt haben. Diese Veranstaltung sollte vor dem Hintergrund dieses Wahnsinns einfach abgeschafft werden. Selbst die Weltklimakonferenz ist nur eine gigantische Geldmaschine auf unsere Kosten. Unendliche viele Flüge nach Brasilien wurden gebucht. Die Hotels verdienen Geld. Catering, Bespaßung, Konferenzräume wurden gemietet. Und am Ende unterstelle ich, dass dort überhaupt keine Ernsthaftigkeit im Spiel ist. Die Länder sind dabei, weil es sich politisch und ökologisch geziemt. Nach Ende der Veranstaltung freuen sich alle Beteiligten über einen schönen Ausflug in das exotische Brasilien, um anschließend unverändert ihrem Tagesgeschäft nachzugehen.
Im Film hatte der verschollene Sohn keine Chance. Man fand ihn tot in einem Holzkohleofen.
Der Dank geht an die ARD für die Erhellung, während ich ohne Hoffnung bin. Es macht sich in mir ein wenig Fatalismus breit.
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