Sonntag, 12. Oktober 2025, Absurde EU-Entscheidung bei Namensrechten für Wurst.

Europa hat wieder einmal entschieden, was auf unsere Etiketten darf und was nicht. Vegane Wurst soll nicht mehr „Wurst“ heißen, pflanzliche Milch darf sich längst nicht mehr „Milch“ nennen, und selbst beim Käse wird’s eng. Die Begründung: Verbraucherschutz. Man müsse schließlich verhindern, dass jemand aus Versehen eine Sojawurst in die Pfanne legt – in dem Glauben, sie muht noch irgendwo. Wer solche Sorgen hat, lebt vermutlich in einem Paralleluniversum, in dem der Leberkäse Leber enthält und im Kalten Hund tatsächlich ein Dackel steckt. Zeit also für einen kleinen Realitätscheck.

Der ganz große Wurstsalat

Vielleicht sollte die EU einmal im Wörterbuch nachschauen, was Metapher heißt. Sprache lebt von Bildern, Traditionen und manchmal auch von Unsinn. Wer alles wörtlich nimmt, muss künftig in der Bäckerei einen:

„runden Backwarenkörper aus Mehl-Zucker-Gemisch mit Fruchtfüllung“
bestellen.

Die vegane Wurst muss sich jetzt wahrscheinlich „pflanzliches Zylinderprodukt auf Proteinbasis“ nennen. Guten Appetit, Europa. Aber ehe ich diese Wahnsinns-Entscheidung der EU abhake, gilt mein ganzer Dank den Lobbyisten. Denn schließlich und endlich gilt:

„Den größten Mist verzapft der Lobbyist.“ michael behrens, 12.10.2025

Die EU sollte sich schämen, in Zeiten wie diesen sich mit diesem Quatsch zu beschaffen. Weil aber die hochbezahlten Parlamentarier offensichtlich zu viel Zeit haben, mache ich hier noch einige weitere Beispiele auf, die man unbedingt angehen muss, weil sie gen Himmel stinken. Ich drehe aber die Sache um und fordere klare Abgrenzungen. Was nicht drin ist, darf auch nicht draufstehen. Nach der Logik „vegane Wurst darf nicht Wurst heißen“ müsste man sich konsequenterweise auch viele klassische Wurstarten vornehmen. Denn: Kaum eine hält, was ihr Name verspricht.

Bierwurst

Von Bier ist in dieser Wurst nicht ansatzweise etwas zu finden. Also bitte – weg mit diesem Namen, der zwei Dinge vereint, die ich ablehne: Alkohol und Tierfraß. Bierwurst ist somit der Inbegriff des Bösen. Bitte ändern.

Teewurst

Es ist die reinste Katastrophe, den Begriff „Wurst“ mit meinem Leibgetränk „Tee“ zu vermischen. Es ist der Gipfel der Frechheit. Ich fordere Abhilfe, sofort.

Leberkäse

Rind- und Schweinefleisch, aber: keine Leber, kein Käse. Da bitte ich doch insbesondere den Freistaat Bayern um einen Beitrag zur Namensumgestaltung. Mehr Doppelmoral geht nicht. Und die Käsehersteller müssten doch schon mit den Hufen scharren, den Wurstfabrikanten mit einem Namensstreit eins auszuwischen.

Fleischsalat

Wurststreifen, Mayonnaise, Gurken – aber kein einziges Salatblättchen. Da könnten die Grünen gegen die Fleischfabrikanten aber mal so einen richtigen markenrechtlichen Konter fahren. Meinen Segen hätten sie. Aber insbesondere Frau Dröge muss eher ihre Wunden lecken, weil sie sich bei Lanz vollumfänglich blamiert hat. Sie kannte die Höhe des aktuellen Bundeshaushaltes nicht. Jetzt finden wir sie wohl eher beim Zahlenpauken. Ich hätte – ohne es zu wissen – vorsichtig auf 500 Milliarden getippt und wäre damit so ungefähr richtig gelegen.

Fleischpflanzerl

Wo ist hier die Pflanze im Fleisch?

Mettigel

Hackfleisch, Zwiebeln – aber kein Igel.

Gummibärchen

Zucker, Gelatine und Farbstoffe – aber keine Bären. Skandal.

Kalter Hund

Er besteht aus Keksen, Schokolade, Fett. Es gibt aber keinen Hinweis auf enthaltenes kaltes Hundefleisch. Ich weiß das ziemlich genau, weil meine Frau den wohl besten Kalten Hund zubereitet.

Bienenstich

Hefeteig, Creme, Mandeln – weit und breit keine Bienen. Meine stichhaltige Logik wäre somit, dass Bienenstich überhaupt nichts mit Bienen zu tun hat. Imker aller Länder, vereinigt euch. Holt euch den Begriff „Bienen“ zurück.

Katzenzungen

Schokolade – keine Katzen, nicht einmal die Zunge von Katzen.

Studentenfutter

Nüsse, Rosinen. Es gibt keinen Zusammenhang mit Studenten. Es ist noch nicht einmal sicher, dass Studenten überhaupt „futtern“. Sie sind ja ständig auf Pali-Demonstrationen.

Götterspeise

Gelatine und Zucker. Es gibt keine Beweise, dass Götter dieses Gericht je gegessen hätten. Ich habe heute in Rosenheim mit einer Dame von „livinghope“ gesprochen, die mir dringend riet, auf die Knie zu fallen und Jesus Christus anzubeten um nicht in die Hölle zu müssen. Ich spinne den Faden weiter „…denn dort gibt es garantiert keine Götterspeise.“

Jägerschnitzel

Hier wird es ganz wild. Dass immer selbstbewusster werdende Ostdeutschland könnte darauf pochen, dass das Jägerschnitzel von jeher aus einer panierten und gebratenen Scheibe Jagdwurst besteht, während die Österreicher darunter etwas ganz anderes verstehen, nämlich ein paniertes Schweinsschnitzel oder ein geschnittenes Schnitzelfleisch mit Speck, Zwiebeln und Champignons als Beilage in brauner Soße überbacken. Die alten Bundesländer verstehen unter Jägerschnitzel noch etwas anderes. Liebe EU, das kann so nicht weitergehen.

Schweineohren

Blätterteig, Zucker – aber kein Schwein. Es ist eine echte Schweinerei, dass Schweineohren Schweineohren heißen dürfen. EU. Forsch voran. Hier gibt es dringenden Änderungsbedarf. Als Vegetarier traue ich mich schon seit Jahren nicht mehr, Schweineohren zu essen. Ein Bäcker könnte ja auf eine lustige Idee kommen. Das muss anders werden.

Donauwelle bzw. Schneewitchenkuchen

Für mich ist beides das Gleiche. Kenner sehen hier jedoch Unterschiede. Fakt ist aber, dass die Donauwelle überhaupt nichts mit der Donau zu tun hat, während Schneewittchen niemals beinahe an einem Schokoladenkuchen mit Sauerkirschen gestorben wäre sonder an einem Stück Apfel. Das ist ein gordischer Knoten, den die EU unbedingt auflösen muss. Denn die Donau – das habe ich mir jetzt mal angeschaut, fließt durch nicht weniger als zehn Länder, die alle ihre Namensrechte auf das Wort „Donau“ geltend machen könnten. Bitte agieren.

Alkoholfreies Bier

Wenn vegetarische Wurst nicht mehr Wurst heißen darf, warum darf dann alkoholfreies Bier noch alkoholfreies Bier heißen? So wie bei der Wurst ist auch beim Bier durch Etikette klar erkennbar, was da drin ist. Zu diesem Widerspruch werde ich Manfred Weber von der CSU fragen. Ihm begegne ich ab und an auf CSU-Veranstaltungen. Ich hätte nicht geglaubt, dass sich ein so gebildeter Mensch auf dieses wurschtige Niveau herablässt. Die Frage ist bereits formuliert:

Herr Weber, haben Sie sich bei der Debatte um die Namensrechte zum Thema Wurst zumindest ansatzweise geschämt und können Sie ungefähr erahnen, wie das einfache europäische Volk über diese Debatte denkt? Bonusfrage: Wie haben Sie abgestimmt?

Fazit

Ich trinke kein Bier, also trinke ich auch kein alkoholfreies Bier. Ich esse keine Wurst, also esse ich auch keine vegetarische oder vegane Wurst. So einfach gestrickt bin ich.

Ich brauche keine 720 EU-Abgeordnete, die für mich das Denken übernehmen.


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4 Gedanken zu „Sonntag, 12. Oktober 2025, Absurde EU-Entscheidung bei Namensrechten für Wurst.“

  1. Romanus Johann Kraft

    Vorweg: Ja, ich sehe obigen Blog als Satire.
    Trotzdem:
    Leberkäse ist schon mal ganz falsch. Sowas wie ein „False Friend“.
    Gehen wir der Sache auf den Grund. Der Baier (sic) sagt „Lewakas“. Und das hat 1. nix mit Leber und 2. auch nix mit Käse zu tun.
    Lewakas kommt vom Althochdeutschen „Laiba“ (Überbleibsel, Rest) und dem Germanischen „Kasa“ (Gefäß).
    Man kann Lewakas also in etwa mit Resten in einem Gefäß übersetzen, es kann und darf also Käse und/oder Leber mit drin sein, muß aber nicht.
    Darum geht es mir aber gar nicht, sondern
    a; Sprache lebt
    b; Sprache wird absichtlich verändert/umgedeutet

    Beispiel zu a;
    „ausgepowert“ bedeutet im heutigen dummdeutschen Sprachgebrauch soviel wie „erschöpft“. Der Engländer kennt dieses Wort aber gar nicht. Er würde „exhausted“ sagen. Es kommt vom frz. „pauvre“, was „arm“ bedeutet, wurde im Deutschen „ausgepovert“ geschrieben und „ausgepowert“ gesprochen und zwar so wie es dasteht. Mit „o“ und“w“. Die Bedeutung war in etwa „total verarmt, ausgeblutet (z.B. Landstriche)“ in dem Sinn daß ohne Fremde Hilfe ein Überleben so gut wie unmöglich war. Irgend ein Schlaumeier hat dann geglaubt das kommt vom engl. „power“ und nun haben wir den Salat.

    zu b;
    Hier geht es immer darum, alles im eigenen Sinne umzuschreiben. Ich sag bloß: „geflügelte Jahresendfiguren“ oder ein bisserl früher „4-Topf-Zerknalltreibling“.
    Orwells „Neusprech“ aus „1984“ ist eigentlich das beste Beispiel.
    Und in Macchiavellis „Discorsi, 2. Buch, 5. Kapitel | Der Wechsel der Religionen und Sprachen, im Verein mit Überschwemmungen und Pest, löscht das Andenken der Vorzeit aus.“ kann man nachlesen warum das so ist.
    Macchiavelli ist zwar schon etwas älter, hat von seiner Aktualität aber nichts eingebüßt. Eher im Gegenteil.
    Und er ist alles andere als staubig.

    1. Zum Bayerischen Leberkäse: Ich halte mich strikt an den Duden, und nicht an den bayerischen Dialekt. Und im Duden steht nun mal: Leberkäse. Ich kann es ja auch nicht ändern. Und kein bayerisches Rezept, das ich mir durchgelesen haben, setzt auf Leber und/oder Käse als Zutat. Die Bestätigung erfolgt durch Andres Danitschek von der Verbraucherzentrale Bayern:

      „Wird das Wursterzeugnis ohne Leber zubereitet, heißt es korrekt ‚Fleischkäse‘. Eine Ausnahme bildet bayerischer Leberkäse. „Er enthält trotz seines Namens in der Regel keine Leber‘. Ich bleibe dabei. Die EU muss hier ran…

      1. Romanus Johann Kraft

        Naja. Jeder nach seinem Gusto.
        Allerdings gibt es keinen Bayerischen Dialekt. Wohl aber die Sprache „Bairisch“, die aber nicht in ganz Bayern gesprochen wird .
        Die Franken sprechen Fränkisch und die Schwaben Alemannisch.
        Bairisch wiederum teilt man ein in Nord-, Mittel- und Südbairisch. Lokale Dialekte kommen unterhalb dieser Ebene.
        Bairisch wird in Altbayern, im südl. Vogtland (Nordbairisch), in Österreich (Ausnahme: Vorarlberg), Südtirol, und in verschiedenen bairischen Exklaven von Sibirien bis Peru gesprochen.
        Bairisch wurde nach ISO als Einzelsprache klassifiziert und von der UNESCO 2009 im Atlas der gefährdeten Sprachen aufgelistet.
        Apropos Duden: Ganz böses Machwerk. Instrument zur Unterdrückung der Sprache indigener Kolonialvölker nach Reichsgründung. Weil aber der Duden irgendwie nicht ganz vermeiden konnte Bairische Wörter mitaufzunehmen wurden diese einfach als „Österreichisch“ bezeichnet.
        Ich bleib dabei: Es ist wichtig zu wissen wo die Wörter herkommen.
        Und mir persönlich ist es egal ob einer Lewakas oder Leberkäse sagt. Bin 2-sprachig aufgewachsen (Bairisch und Rheinpreußisch).
        Abgesehen davon finde ich die Vielfalt unserer Sprachen sehr schön und hoffe daß das auch so bleibt. Die Niedersachsen sollen weiter Platt schnacken und der Erzgebirgler eben auch seinen eigenen Regiolekt.

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