Sonntag, 07. September 2025, Politik: Aktivrente

Heute früh war ich lustig dabei, meine Krusti zu vertilgen. Im Radio kam eine Nachricht zur Idee der Bundesregierung, eine Aktivrente einzuführen. Das bedeutet, dass man nach Rentenbeginn weiterarbeiten soll/darf und 2.000 Euro steuerfrei verdienen kann. Der DGB hätte Einwände und spräche sich dafür aus, dass die Menschen eher gesund bis 65 Jahre arbeiten sollten.

Die Nennung der Zahl 65 durch den DGB wundert mich nicht. Die Gewerkschaft verortet sich geistig bei Karl Marx und Friedrich Engels und ist auch entwicklungstechnisch im 19. Jahrhundert stecken geblieben. Andernfalls wüsste sie, dass es die Zahl 65 als Regelaltersgrenze schon lange nicht mehr gibt. In den letzten Jahren konnten nur noch bis 1947 geborene Menschen mit 65 in Rente gehen. Für jüngere Jahrgänge wurde die Regelaltersgrenze für jedes Lebensjahr weniger um 1-2 Monate angehoben.

Für Menschen ab Baujahr 1964 beträgt die Regelaltersgrenze 67 Jahre.

Vielmehr ist es so, dass im Jahre 2024 nur 28,7% aller Neurentner, die im Jahr 2024 in Rente gegangen sind, 65 Jahre alt waren. Und das ging und geht nur abschlagsfrei, wenn man zu den langjährig Versicherten gehörte, also 45 Beitragsjahre hinter sich hatte. Folglich waren alle anderen Neurentner entweder älter, oder sie sind schon mit 63 und mit entsprechenden Abschlägen in Rente gegangen. Der DGB hängt da geistig ein wenig hinterher.

Machen wir nun den Fall der Aktivrente an mir selbst fest. Ich habe drei Optionen:

  • Rente mit 63 und dauerhaften Abschlägen in Höhe von 14,4%. Das ist schmerzhaft, denn eigentlich wären nur zwei Jahre zu überbrücken, was auf 24 x 0,3% = 7.2% an Abschlägen hindeuten würde. Das ist allerdings ein Wunschtraum. Die 14,4% sind unverrückbar.
  • Rente mit 65 ohne Abschläge auf Basis der erreichten Rentenpunkte, die im Moment irgendwo zwischen 60 und 65 sein müssten. 90 Punkte sind das erreichbare Maximum. Das bleibt aber für unsereins unerreichbar.
  • Rente mit 67 ohne Abschläge und durch weitere 24 Monate an Einzahlungen (gegenüber 65) erhöht

Wie passt nun das neue Gesetz zu meiner Situation? Ich könnte mit 63 oder 65 in Rente gehen, mich ordentlich von der schweren Arbeit der letzten Jahre erholen, um dann mit 67 mit neuem Elan und steuerbefreit wieder anzupacken? Die Option erscheint verlockend, denn die 2.000 Euro könnten vollständig bei mir ankommen. Als Privatversicherter ändert sich die Situation bezüglich der Krankenversicherung für mich nicht. Rentenversicherungspflichtig ist man mit Erreichen der Regelaltersgrenze auch nicht. Die Arbeitslosenversicherung entfällt ebenfalls. Es ist außerdem anzunehmen, dass das Limit im Laufe der Zeit auch noch erhöht wird.

Aktivrente: Brutto = Netto

Einfach bis 67 und darüber hinaus arbeiten, ist aber schwer vorstellbar. Außerdem werden die Arbeitgeber beim Gehalt aus zwei Gründen pokern. Sie wissen, dass Brutto = Netto ist. Und: Sie werden ins Feld führen, dass man weniger leistungsfähig und dafür öfter krank ist. Man wird deutlich mehr als einen halben Monat arbeiten müssen, um das Geld zu bekommen.

Wenn ich Arbeitgeber wäre und die Wahl hätte, einen 65-jährigen Arbeitslosen regulär einzustellen oder aber einen 67-jährigen Aktivrentner, würde ich mich – aus vorgenannten Gründen – für den Aktivrentner entscheiden. Er ist einfach günstiger. Ich weiß nicht, ob der Gesetzgeber an diese Kehrseite der Medaille gedacht hat.

Es müssen schon einige Faktoren zusammenkommen, um die Option der Aktivrente zu ziehen: Gute gesundheitliche Verfassung und drohende Langeweile im Alter. Finanzielle Engpässe reichen als Begründung für das Gesetz nicht. Bei wem das Geld knapp ist, der würde auch ohne Aktivrente einfach weiterarbeiten, oder sich die schmale Rente vom Staat aufstocken lassen. Folglich müssten hier parallel die Sozialleistungen runter, um ältere Menschen dazu zu animieren, weiterzuarbeiten.

Grundsätzlich ist die Kritik, es könnte zu Mitnahmeeffekten durch einige Wenige kommen, nicht ganz von der Hand zu weisen. Um das zu vermeiden, hätte der Gesetzgeber bestimmen müssen, dass man nicht bei seiner eigenen Firma weiterarbeiten darf, sondern die Firma wechseln muss.

Aber was wissen solche in den Bundestag gespülten Typen wie die 31-jährige Non-Binäre Lin Lindner (Linke) und die 26-jährige Mayra Vriesema (Nachrückerin für Habeck, Grüne) über das Arbeitsleben, Rentenformeln und vernünftig geschriebene Gesetzestexte. Richtig. Vermutlich nichts. Wäre ich Bundestagsabgeordneter, würde ich diese zwei nicht unbedingt grüßen.


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