Mittwoch, 03. September 2025, Sport: Dresden – Schalke 0:1 (0:0)

Hofkirche in Dresden

Dresden hatte letzte Woche in Bielefeld gewonnen. Das Spiel am Sonntag versprach spannend zu werden. Die Entscheidung, in die sächsische Landeshauptstadt zu fahren, fiel kurzfristig. Die Zug-Verbindung war ungünstig, sodass wir als Fortbewegungsmittel auf das Auto setzten. Die Ticketbeschaffung war – trotz des restlos ausverkauften Stadion – wie immer ein Selbstläufer, die Buchung eines Zimmers im Moxy-Hotel eine Sache von wenigen Minuten. Also konnte es losgehen.

Diesmal mit dem Auto, statt mit dem Zug

Die vierspurig ausgebaute B15n zwischen Landshut und Saalhaupt ist für Fahrten nach Ostdeutschland ein Segen. Man stellt den Tempomat auf 160km/h und muss 25 Minuten lang nichts mehr tun, außer das Lenkrad festhalten. Leider ist beim Dreieck Saalhaupt wegen Bauarbeiten die Auffahrt nach Norden gesperrt. Man muss eine Abfahrt Richtung Süden fahren, um dann umzudrehen. Baustellen gibt es bis Dresden im Moment so einige, nicht zuletzt die fehlende Carola-Brücke in Dresden – den Umstand kennt kein Navi. Aber wir hatten ja Zeit. Zu einem Abendspaziergang würde es schon noch reichen. Und so war es dann auch. Bei sommerlich milden Temperaturen spazierten wir vom Hotel aus über die Elbe.

Die Insel hinter dem Schaufelraddampfer verdanken wir wohl…

…dem Niedrigwasser.

Wir besuchten die Hofkirche (genauer Name: Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit), die sich in tadellosem Zustand befindet. Die Altarbilder schaue ich mir immer genau an, um den Malern, die sich so viel Mühe gegeben haben, meinen Respekt zu erweisen. Zweifellos handelt es sich hier um die Himmelfahrt Christi. Nachgeschaut – stimmt. Gemalt hat es der venezianische Maler Louis Silvestre (1675-1760). Zu seinen Füßen staunen die Apostel.

Die Entscheidung für das Moxy-Hotel und gegen das Grand Hotel Taschenbergpalais war interfamiliär umstritten und fiel knapp aus…

Nicht im Traum würde ich „DDR“-Softeis essen. Aber die Frage stellte sich nicht wirklich. Eis hat zu viel Zucker und kommt in meinem Leben nicht mehr vor. Das Jungpionierhemd und das rote Halstuch sind mir erst jetzt – beim Bloggen – aufgefallen.

Diniert wurde natürlich standesgemäß und touristisch korrekt beim Augustiner an der Frauenkirche.

Damit die Servicekräfte das Bier nicht so weit schleppen mussten, wurde das Fassbier gleich draußen ausgeschenkt. Kaum zu glauben, dass der Inhalt in kurzer Zeit den Besitzer wechselte: Aus den Fässern raus und rein in die Bäuche. Wir wissen doch: Jeder Tropfen Alkohol wirkt als Zellgift. Und in den zwei Fässern waren jede Menge Tropfen.

Fotomotive gibt es in Dresden jede Menge. Oben sehen wir die Glaskuppel der Kunstakademie Dresden (zwischen Frauenkirche und Elbterrassen). Die Einheimischen nennen sie liebevoll „Zitronenpresse“. Oben auf der Kuppel steht die goldene Statue der Fama (die Personifikation des Ruhmes und der öffentlichen Stimme). Fama ist in der antiken Mythologie die Göttin des Gerüchts, der Kunde und des Ruhmes. Sie wird meist mit Flügeln und einer Trompete dargestellt, mit der sie Nachrichten in alle Richtungen verkündet. Fama ist ab jetzt mein Kama. Ich mache es auch so. Nachrichten in alle Richtungen verkünden. Beim Wort „Fama“ schließt sich der Kreis. Fama und fame (englisch für Ruhm) haben den gleichen Wortstamm.

Viele Musiker versuchen, sich ein paar Euro hinzuzuverdienen. Ich glaube, dass das in Dresden funktioniert.

Den Goldenen Reiter hatte ich bei Nacht noch nie gesehen.

Übersetzung des Textes:

„Friedrich August I.,
Herzog von Sachsen, Fürst des Heiligen Römischen Reiches,
Kurfürst, Erzmarschall,
und zugleich König von Polen,
August II.“

Es handelt sich um August den Starken (1670–1733), Kurfürst von Sachsen. Die Statue zeigt ihn in römischer Rüstung, auf einem nach Osten (Polen) gerichteten Pferd.

Am Sonntag hatten wir noch ein wenig Zeit und schlenderten ein wenig durch den Großen Garten, wo die Parkeisenbahn…

…wie eh und je…

…ihr Unwesen treibt.

Ein Kentaur (Mischwesen aus Mensch und Pferd) liegt am Boden, von einer Frau bezwungen. Die Frau ist eine Lapithin (also Angehörige des Volkes der Lapithen), die im Kampf gegen die Kentauren dargestellt ist. In der Mythologie kam es bei der Hochzeit des Lapithenkönigs Peirithoos zum berühmten Kentauromachie-Kampf: die Kentauren wurden betrunken, versuchten die Frauen der Lapithen zu rauben – und wurden dann von den Lapithen und ihren Verbündeten, darunter Theseus, in einer wilden Schlacht besiegt. Die Skulptur stellt also einen Moment dieser Kentauromachie (Kentaurenschlacht) dar – ein klassisches Motiv der Barockzeit, das die Überlegenheit von Ordnung und Kultur (Lapithen) über das Wilde und Triebhafte (Kentauren) symbolisieren soll. Griechische Mythologie – ich liebe es.

Das Sommerpalais im Großen Garten Dresden, ein Meisterwerk des frühen Barocks in Sachsen, wurde um 1676-1683 unter Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen erbaut. Architekt war Johann Georg Starcke, einer der führenden Baumeister seiner Zeit. Das Palais war nie als Residenz gedacht, sondern als repräsentatives Lustschloss mitten im Park: ein Ort für Feste, Musik, Theateraufführungen und höfische Vergnügungen. Es gilt als ältestes barockes Lustschloss Sachsens. Im Vordergrund sieht man eine der vielen Barockskulpturen, die den Großen Garten schmücken. Diese Figuren stammen überwiegend aus der Werkstatt von Balthasar Permoser und seinen Zeitgenossen (später auch Schülern), die Szenen aus der griechischen Mythologie darstellen.

Postkartenwetter I

Postkartenwetter II

Ich war sicherlich mindestens 48 Jahre nicht mehr in Dresden beim Fußball.

Hier war die Welt noch in Ordnung.

Ich hasse Pyrotechnik in Fußballstadien. Vor dem Hintergrund dieses Drecks und Rauches kann man…

…dieses Plakat eigentlich nur als Scherz ansehen. Lustig sind sie schon, die dynamischen SGD-Fans. Ganz so spaßig fanden sie es dann aber doch nicht, als ich…

…mit meinem FCB-Sitzkissen ins Stadion marschierte. Außer einem „Pfui Teufel“ oder einem „falsches Stadion“ war aber nichts. Und der 12-jährige Bub neben mir hat mich angeschaut, als sei ich von einem anderen Stern. Ich wollte schon sagen: Ja, Stern des Südens. Er hat sich nicht mehr eingekriegt.

Hat sich der Wochenendausflug gelohnt? Auf jeden Fall. Gesamtkosten in Höhe von knapp 400 Euro waren die Sache wert. Ich nenne das: Wohlstand.


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1 Gedanke zu „Mittwoch, 03. September 2025, Sport: Dresden – Schalke 0:1 (0:0)“

  1. Prima!
    Sehr aufschlussreich! Ja, man müsste intensiver
    die Kulturdenkmäler der Stadt erschließen.
    Besten Dank für das vermittelte Wissen.
    Schwiegervater

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