
Letzten Sonntag radelte ich zur Kirche. Wenn ich auf dem Kirchenweg unterwegs bin, schaue ich immer kurz in Richtung Fischerhäusl. Und siehe da. Jetzt ist es weg. Abgerissen. Geschichte. Was hatten sich im Jahre 2022 einige Mitbürger Gedanken darüber gemacht, wie man das einsturzgefährdete Gebäude retten kann. Alles umsonst. Erst ließ man Gras über die Diskussion wachsen und nun wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Vor zwei Jahren war der ovb noch auf das Thema aufgesprungen, diesmal ließ der ovb die Sache unkommentiert an sich vorüberziehen. Vor zwei Jahren beschäftigte sich noch der Bauausschuss damit, diesmal hatte man Wichtigeres zu tun. ‚Diesmal‘ heißt aber, dass ich nicht weiß, wann der Abriss erfolgte.
Ich habe alle meine Blogs von damals hier unten angehängt. Jeder kann sich selbst ein Bild mit dem Für und Wider machen. Schade, dass Eigentum offensichtlich nicht mehr verpflichtet. Der Anblick ist aber jetzt auch viel schöner.
16.09.2022, Lokalpolitik, ovb-Bericht: Neuigkeiten zum Fischerhäusl
Nach der heutigen, ausführlichen, ovb-Berichterstattung ist etwas eingetreten, woran ich fast nicht mehr geglaubt hatte: Der Lokalredakteur und ich – wir sind uns ausnahmsweise einig, konkret bezüglich der unterirdischen Diskussion auf Facebook. Auslöser ist die Fehlinformation eines Neumarkter Stadtrates, der auf der Seite von Emil Steinbach zum Thema Abrissgenehmigung folgendes schrieb: “Vom Denkmalschutz genehmigt.” Er legte im Verlauf der Diskussion nach und schrieb: “Vom Denkmalschutz befürwortet!!!” Richtig ist dagegen, dass dem Bauantrag (lediglich) ein Gutachten beilag. Und das ist beim besten Willen nicht das Gleiche, sondern unterirdisch.
Leider enden damit die Gemeinsamkeiten zwischen mir und der Zeitung auch schon wieder. Nicht akzeptabel ist der Druck auf die Tränendrüse mit Suggestivfragen wie der, was unsereins denn mit so einem Gebäude machen würde, wenn durch Sanierung der wirtschaftliche Ruin droht, denn: Denn der Familie ist das Gebäude nicht etwa per Gesetz, per Dekret oder durch Vererbung zugefallen, was bei uns zu einer gewissen Nachsicht führen würde. Vielmehr hat sie es im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und im vollen Bewusstsein absichtlich gekauft und damit Verantwortung übernommen.
Eigentum verpflichtet
Zwischendurch haben dann Schafe die Hütte in Bremer-Stadtmusikanten-Manier in Beschlag genommen und ihre Spuren hinterlassen. Das war in der Tat unehrenhaft, von den Schafen. So verhält man sich als Gast einfach nicht. Der Zaun, mit dem der Besitzer die Schafe einfangen wollte, steht heute noch. Die Schafböcke unter den Schafen sind dann so lange von innen gegen das Dach gesprungen, bis sich ein Loch auftat – heute noch zu sehen -, durch das sie alle flüchten konnten. Jetzt verstehe ich auch die Forderung, warum die Denkmalsliste mit 129 Positionen aufgearbeitet werden soll. Man vermutet in den Gebäuden weitere Schafe. Noch nicht bestätigt hat sich mein Verdacht, dass sich die Nachkommen in der Alten Schmiede verschanzt haben könnten.
Auch die Randnotiz, dass sich ja auch die öffentliche Hand aus dem Denkmalschutz zurückziehen würde, darf keine Rechtfertigung sein, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Ich hatte hier an gleicher Stelle schon einmal moniert, dass die Stadt die Schmiede gekauft hat, ohne einen Plan für eine wirtschaftliche Nutzung oder Geld für die Sanierung zu haben. Schließlich und endlich würde kein privater Haushalt freiwillig riesige Schuldenberge anhäufen, nur weil es der Staat und die Stadt Neumarkt-Sankt Veit tun. Fehler sind nicht dazu da, nachgeahmt zu werden.
Und außerdem gilt meine alte Botschaft: Schritt Eins vor Schritt Zwei. In den Schubladen im ersten Stock müssen noch die Umgestaltungspläne für die Badstraße liegen. Auf meine Nachfrage, wann es mit der Badstraße weitergeht, hieß es damals sinngemäß: Kümmern wir uns drum, wenn der Kindergarten in der Badstraße fertig ist. Ich meine, er ist fertig. Aber gehört habe ich von dem Unterfangen nichts mehr. Leise beerdigt? Ja dann kann man sich direkt der alten Schmiede widmen.
15.09.2022, Lokalpolitik: Neuigkeiten zum Fischerhäusl

Gespannt richtete sich der Blick der fünfzehn Besucher auf den Bauausschuss, der gestern Abend tagte und von der eigentlichen Beschlussvorlage, nämlich über den Antrag auf Abriss zu entscheiden, abrückte und feststellte, dass man eigentlich gar keine Entscheidungsgewalt hat. Warum die Geschichte dann überhaupt als Tagesordnungspunkt im Bauausschuss auftauchte? Keine Ahnung.
Stattdessen nun aber einen Standpunkt zu entwickeln, mit dem man in alle Richtungen agieren kann, stimmte der Bauausschuss minimalistisch und natürlich einstimmig einfach dafür, der noch ausstehenden Entscheidung des Landesamtes für Denkmalsschutz zu folgen. Viel mehr blieb aber auch nicht übrig. Denn gegen die Entscheidung der Denkmalsbehörde zu stimmen, wäre sinnlos. Ober schlägt Unter. Man hätte auch gleich nichts entscheiden und einfach sagen können: Es ist uns als Gremium eigentlich egal, was passiert. Das hätte den gleichen Effekt und wäre ein Stück weit ehrlicher.
Somit bleibt den Menschen, die mehr Herzblut in die Sache stecken, nichts weiter übrig, als den Druck aufrechtzuerhalten. Der heutige ovb-Artikel, in dem sich sogar ein ehemaliger Neumarkter äußert, ist ein guter erster Schritt. Er schreibt uns allen genau das Richtige ins Stammbuch. Und dass ausgerechnet ein Bauunternehmer das Gebäude so lange hat verrotten lassen, bis es jetzt offensichtlich nicht mehr zu retten ist, spricht für sich. Aber wie geschrieben, ist das ein Paradebeispiel, wie man Denkmalschutz aushebelt: Kaufen, Vergammeln lassen, Abreißen und was kommt dann? Lukrativer Neubau? Hoffentlich bleibt die Denkmalsbehörde standhaft.
Eine Übersiedlung des Gebäudes in ein Museum wäre eine Möglichkeit, wenn auch nicht die Beste. Neumarkter Gebäude sollten eigentlich in Neumarkt bleiben. Leider weiß ich auch, dass das Freilichtmuseum in Massing wohl eher keinen Bedarf hat. Diese naheliegende Option scheint somit schon einmal auszuscheiden.
In einem Detail gibt es aber noch Klärungsbedarf. Der Denkmalsatlas datiert das Gebäude in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Im heutigen ovb-Artikel wird das Gebäude auf 1480 datiert. In der Bewertung ist das schon ein kleiner Unterschied.
14.09.2022, Fischerhäusl, ovb-Bericht
Heute zieht der ovb mit einem Bericht nach, liefert aber überhaupt keine neuen Informationen. Man hätte zum Beispiel der Frage nachgehen können, warum der Abrissantrag grade jetzt erfolgt und nicht vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren. Eine Mutmaßung wäre, dass auf dem Gelände etwas Neues entstehen soll. Auch der Zeitpunkt des Berichtes ist mehr als ungünstig. Damit zu diesem Thema ein Konsens unter den Neumarktern hergestellt werden kann, hätte das Thema schon vor zwölf Wochen in die Öffentlichkeit gehört. Denn es gibt bei uns in Neumarkt durchaus Protagonisten, die an einer Lösung im Sinne der Erhaltung hätten mitwirken können. Was aber jetzt noch tun, wenn man davon heute in der Früh erfährt und eine entscheidende Bauausschusssitzung schon in zwölf Stunden stattfindet?
Man kann nicht umhin zu unterstellen, dass das gewollt ist. Allen Beteiligten fehlt offenbar der Wille, eine andere Lösung herbeizuführen als Abriss. Deshalb sind auch Aussagen von Beteiligten Fehlanzeige. Es wäre die journalistische Pflicht des ovb gewesen, den Besitzer, den Bürgermeister, einzelne Bauausschussmitglieder oder das Denkmalsamt zum Sachverhalt zu befragen. Auf Grund der durchaus relevanten Vorwürfe zum Zustand des Gebäudes wäre es sogar angezeigt gewesen, dass sich der Besitzer zum Sachverhalt verteidigend äußern kann. Die Idee, mal nachzuschauen, ob sich im undichten Dach eventuell drei Fledermäuse eingenistet haben, was einen Abriss zunächst vielleicht verhindern kann, klingt eher nach einem schlechten Possenspiel. Unfassbar, dass solche Winkelzüge notwendig sind, nur weil Neumarkts Lokalpolitik ihren Aufgaben nicht nachkommt. Alles andere als die Absetzung des Tagesordnungspunktes von der heutigen Sitzung wäre ein Skandal.
13.09.2022, Fischerhäusl: Fertigmachen zum Abriss?

Der gestrige ovb-Bericht zum Thema ‚Erhalt von denkmalsgeschützten Gebäuden‘ passt genau zum aktuellen Thema. Denn konträr zu den Ausführungen von Dr. Rudolf Neumeier, dem Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege, der den Erhalt von alten Gebäuden anmahnt, hat der Bauausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch über den Antrag zum Abriss des Fischerhäusls zu entscheiden, bzw. eine Empfehlung an den Stadtrat auszusprechen. Konträr ist die Sache deshalb, weil ein CSU-Stadtrat auf Facebook schon hat durchblicken lassen, dass die Rechtslage wohl für einen Abriss spräche.
Weil proaktive Öffentlichkeitsarbeit in unserer Stadt und auch bei unseren Stadträten Mangelware ist, ist es nur ein paar aufrichtigen Kämpfern, in diesem Fall nur einem einzigen Zeitgenossen, zu verdanken, dass hier nicht Nägel mit Köpfen gemacht werden, bevor die Öffentlichkeit überhaupt davon erfährt.
Eintrag im Denkmalsatlas
Nach näherem Hinsehen wissen wir jetzt, dass das Gebäude im Denkmalsatlas unter der Nummer D-1-83-129-45 geführt wird.

Wir wissen, dass das Gebäude einem Neumarkter Bauunternehmer und ehemaligem Lokalpolitiker gehört. Weiterhin kennen wir das Grundgesetz. Im §14 steht: Eigentum verpflichtet (und das insbesondere Immobilienbesitzer). Wir wissen, dass das Gebäude im Buch von Josef Angermeier „Neumarkt-Sankt Veiter Ansichten, Band 1“ beschrieben wird.

Und wir wissen seit dem heutigen ovb-Bericht, dass sich der Neumarkter Bürgermeister mit Kommentaren zu im Privateigentum befindlichen alten Gebäuden zurückhält. Und wir wissen jetzt vor allem auch, warum. Wegen des aktuellen Falles. Und als Facebook-Nutzer kenne ich all die Argumente, warum man das Haus doch durchaus abreißen könnte:
„Ist Privatbesitz, da kann jeder tun, was er möchte.“
Antwort: Totaler Blödsinn. Dann bräuchten wir kein Denkmalsamt mehr.
„Man muss sich eine Erhaltung auch leisten können“
Antwort: Etwaige Kosten stehen bei einer Betrachtung durch das Denkmalsamt (oder obere bzw. untere Denkmalschutzbehörde) traditionell eher nicht im Vordergrund. Ein solches Gebäude zu besitzen, kann finanziell schmerzhaft sein.
„Es gibt andere Prioritäten als die Erhaltung von einsturzbedrohten Gebäuden“
Antwort: Mag subjektiv richtig sein, aber es gibt eine unveränderte Gesetzeslage, an die man sich zu halten hat.
”Hat die letzten 50 Jahre niemanden interessiert.”
Antwort: Schlimm genug, aber: Das ändert sich jetzt.
Und für die Vergesslichen unter uns möchte ich noch daran erinnern, dass auch der Abriss des Schloss Adlstein schon beschlossene Sache war, bevor Benno Hubensteiner warnend den Finger hob. Heute freut man sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass es das Schloss Adlstein gibt. Auch der Herzogliche Kasten stand auf der Abschussliste. Grade so gerettet. Heute reiht er sich ein in die lange Liste von Bauten, auf die man stolz ist.
Ein Facebook-User spricht davon, dass der Käufer des Fischerhäusls damals versprochen hat, das Gebäude zu erhalten. Ganz so einfach, wie sich das einige vorstellen, wird der Abriss also nicht funktionieren. Der Gegenwind ist spürbar. Dass der ovb mit seinem gestrigen Bericht die Chance nicht genutzt hat, das exakt dazu passende Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, lässt tief blicken und wirft die immer gleiche Frage auf: Von wem wird unsere Lokalseite gesteuert?
Hier noch die verfügbaren ovb-Berichte
https://www.ovb-heimatzeitungen.de/muehldorf/2022/09/14/fischerhaeusl-zu-verschenken.ovb
https://www.denkmalnetzbayern.de/erhaltenswerte-denkmaeler-bauten-gaerten/gefaehrdet/fischerhaeusl
https://www.ovb-heimatzeitungen.de/muehldorf/2022/09/09/fischerhaeusl-droht-abriss.ovb
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