Mittwoch, 16. Juli 2025, Politik: Frauke Brosius-Gersdorf bei Markus Lanz

Ich war zunächst irritiert, in den Nachrichten Markus Lanz mit Frau Brosius-Gersdorf zu sehen, obwohl die Sendung doch erst um 2300 beginnt. Aber in den Nachrichten wurden schon Ausschnitte der aufgezeichneten Sendung gezeigt. Da waren wir doch recht gespannt zu erfahren, ob ich mit meinem gestrigen Blog zu dem Thema richtig liege.

Das Erste war, dass Lanz monierte, dass Brosius-Gersdorf urplötzlich zu einer Linksaktivistin gemacht werde. Ich habe gestern genau diesen Begriff angewandt. Für mich ist die Sache einfach. Sie ist Mitglied in der linken SPD und dort sehr aktiv. Somit ist sie eine Linksaktivistin. So einfach ist das…

Wie führte Lanz das Gespräch? Man kennt Lanz als sehr forschen Moderator. Der Auftakt war aber sehr passiv. Die ersten zehn Minuten waren völlig kritiklos. Die Bühne gehörte Frau Brosius-Gersdorf. Zunächst sah dass nach einer Verbrüderung aus. Lanz sortierte sich.

Dann ging es um ihre heutige Stellungnahme. Lanz wollte ihr eigentlich eine kleine Brücke bauen, ihr helfen, sich von ihrer eigenen Stellungnahme ein wenig zu distanzieren. Das wollte sie aber nicht.

Nächstes Thema war die Erstberichterstattung der FAZ, die laut Lanz ihren Job gemacht hat. Mit dem Bericht war sie nicht einverstanden. Schön langsam ging es in die Details. Es ging um Plagiatsvorwürfe. Ich hatte schon gehört, dass ein komplizierter Satz bei ihr in einem Dokument steht und bei ihrem Mann genauso. Die Frage von Lanz, wer von wem abgeschrieben habe, wollte sie nicht beantworten. Tatsächlich wollte man uns ja erklären, dass die Plagiatsvorwürfe völlig erstunken und erlogen seien. Ganz so scheint es aber nicht zu sein. Heute käme wohl eine Erklärung dazu.

Moderate politische Positionen

Sie vertrete gemäßigte Positionen. Ihr Beseitigungs-Zitat bezüglich der AfD-Anhänger fand sie gestern nicht mehr ganz so toll. Sie distanzierte sich mehr oder weniger davon und fand die Wortwahl bedauerlich. Sie relativierte auch das AfD-Verbot. In einer früheren Lanz-Sendung fand sie es ein gutes Signal für eine wehrhafte Demokratie, gegen die Verfassungsfeinde vorzugehen. Das hörte sich gestern ein wenig an. Da meinte sie, die Hürden wären ja sehr hoch.

Corona: Ihre Aussagen von damals müsse man im Spiegel der Zeit sehen. Aus heutiger Sicht könne man das anders bewerten. Auch bei der Impfpflicht hatte sie damals angeregt, darüber nachzudenken. Damit gibt es natürlich von Haus aus eine erhebliche Menge Menschen, die ihr negativ gegenüberstehen.

Anschließend ging es um die schwierige Situation der Krankenversicherungen. In Corona-Zeiten hatte sie angeregt, darüber nachzudenken, Nichtgeimpfte an den Kosten der Behandlung bei schweren Corona-Erkrankungen zu beteiligen. Das ist ein echter Hammer. Ich bin tatsächlich auch für eine Entlastung der Krankenversicherungen und hatte auch solche Gedankengänge. Als ich aber erfuhr, dass man auch mit der Impfung erkranken konnte, war das keine gute Idee mehr.

Berufs- und Rollenwechsel

Sie führte den Berufs- und Rollenwechsel als Argument an, dass es kein Problem sei, als Rechtswissenschaftlerin eine andere Position zu vertreten wie als Verfassungsrichterin. Da habe ich so meine Bedenken. Man legt ja nicht einfach seine Positionen ab, nur weil man den Beruf wechselt. Tief in uns drin sind Meinungen verankert, die sich nicht einfach auslöschen lassen wie das Licht durch einen Lichtschalter.

Beim Thema Kopftuchverbot und Mäßigungsgebot musste ich aufgeben. Habe ich nicht verstanden. Was sei denn ihre persönliche Überzeugung? Es käme drauf an. Ach so, na dann danke für nichts. Das Beispiel mit der Brennpunktschule war auch fragwürdig.

Immer wieder stellte sie auf ihre Rolle als Rechtswissenschaftlerin ab, die eigentlich nur forsche und daraus schlussfolgere. Daran könne jetzt doch nicht so viel falsch sein.

In Sachen Schwangerschaftsabbruch sprach sie über die Auflösung des Güterkonfliktes durch Vergleich der Rechte des Embryos und der Rechte der Frau. Sie wiederholte die Abwägungstheorie. Niemand dürfe sein Leben für einen anderen geben müssen. Da sei sie völlig missverstanden worden. Ich habe aber die Zitate gestern wiedergegeben. Sie sind eindeutig.

Die geltenden Gesetze beim Schwangerschaftsabbruch sind wohl so, dass es für Abtreibungen keine Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen gebe. Ach, es geht also ums Geld? Und hier zeigt sich der Widerspruch. Schwangerschaftsabbrüche sollten legalisiert werden, damit die Krankenversicherungen die Kosten übernehmen. Bei Corona war sie noch der Meinung, die Krankenversicherungen müssten durch Selbstbeteiligungen nichtgeimpfter Patienten entlastet werden. Zugegeben: Die Dimensionen sind natürlich völlig andere. In Corona-Zeiten konnte die Behandlung eines schwer erkrankten Patienten viele 10.000 Euro kosten. Eine Schwangerschaft lässt sich für unter 1.000 Euro unterbrechen.

Ein Verständnis für den Widerstand aus Teilen der CDU/CSU konnte sie nicht aufbringen. Für Holitscheks Störgefühle hatte sie kein Verständnis.

Wie geht es weiter? Wollte sie nicht sagen. Es klang aber eher nach Rückzug.


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