
Schon im ersten Satz scheint sich der Focus für seinen Bericht zu entschuldigen. Es ginge doch nur um extreme Einzelfälle. Aus irgendeinem Grund kam der Redakteur zur Einsicht, wenigstens halbwegs seiner journalistischen Pflicht nachzukommen und darüber zu berichten. So ganz wohl war den Focus-Redakteuren in der Morgenkonferenz offensichtlich nicht. Man beschloss scheinbar, den Bericht unter die Rubrik „Einzelfälle“ zu stellen.
Die extremen Einzelfälle werden genannt, um dann aber gleich zu erklären, dass sich das alles eh nicht wirklich überprüfen lässt. Vieles läge ja auch schon einige Zeit zurück. Özlem Nas von der Schura Hamburg warnt sogleich davor, solche Einzelfälle zu verallgemeinern. Und schon lässt man sie wieder schwingen: Die antimuslimische Rassismuskeule. Denn die Islamisierung Deutschlands soll möglichst nicht durch medial hochgepushte Einzelfälle ins Stocken kommen. Das ist man sich mit der MB (Muslim-Bruderschaft) einig, über die Aladdin Sarhan auf der Plattform der Konrad-Adenauer-Stiftung folgendes schreibt:
„All dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die MB in Deutschland eine langfristige Strategie der „Islamisierung von unten“ verfolgt, so die Bewertung deutscher Verfassungsschutzbehörden. Die „Islamisierungsstrategie“ der MB ist darauf ausgerichtet einen ideologischen Bewusstseinswandel, mittels Propaganda- und Missionsarbeit (Da’wa), bei den hierzulande lebenden Muslimen und Musliminnen zu bewirken.“
Zum Glück ist die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung unverdächtig gegenüber rassistischen Vorwürfen. Denn es kommt noch besser, oder besser gesagt: Schlimmer.
„Insbesondere am Beispiel des europaweit vernetzten „Fatwa-Ausschusses Deutschland“ sowie des „Europäischen Instituts für Humanwissenschaften“ wird der besondere Stellenwert, den die MB der Bildung im Prozess der angestrebten Islamisierung von Gesellschafts-, Rechts- und Staatsordnung beimisst, deutlich. Anders als militante Islamisten wollen MB-Anhänger das System nicht kurzfristig mit Gewalt umstürzen; ihr Planungshorizont zur Machtübernahme ist langfristig ausgerichtet.„
Dr. Aladdin Sarhan ist ein deutsch-ägyptischer Islamwissenschaftler, Autor und Forscher mit über 20 Jahren Erfahrung in Ideologieforschung zum politischen Islam im arabischen Raum und in Deutschland, mit eigener Homepage. Geboren 1978 in Damanhur, Ägypten, studierte er Islamwissenschaft, Orientalistische Philologie und Politikwissenschaft in Deutschland – insbesondere in Bochum – und promovierte 2022 an der Universität Münster mit einer prämierten Arbeit zur jihadistischen Theologie.
Schura ist übrigens ein Zusammenschluss von mehreren Moscheevereinen und weiteren muslimischen Einrichtungen und Bildungsträgern in Hamburg. Hamburg ist derart muslimisch durchzogen, dass man sogar schon einen Rat ins Leben rufen muss?
Und Yilmaz Cevik vom Verband der Islamischen Kulturzentren hieb in die gleiche Kerbe: Extreme Einzelfälle. Und an die komme man nur schwer heran. TikTok als Ursache. Was auch sonst. Es muss somit leider alles so weiterlaufen. Die Schulsenatorin spricht von Fällen in Kindergärten und Schulen. Und Yilmaz Cevik erklärt uns, dass sich schon Fünfjährige durch TikTok radikalisieren? Nicht sein Ernst oder? Herr Cevik, wenn Sie wissen möchten, warum Kinder verhaltensauffällig sind, dann schauen Sie sich die Eltern und die Situation in den Familien an.
Auf die Idee, zusätzlich in Schulen in NRW oder im dortigen Bildungsministerium nachzufragen, kam der Focus-Schreiber gar nicht. Oder es war nicht in seinem Sinne, eine Lawine loszutreten.
An extreme Einzelfälle glaube ich höchstens in Bayern. Im linken Hamburg glaube ich an diesen Terminus nicht. Und nun muss die Hamburger Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) gegen die Geister kämpfen, die sie selbst rief. Importierter Antisemitismus (Friedrich März). Wenn einige Ereignisse schon länger zurückliegen und es sich seitdem auch nur um Einzelfälle handelt – warum komm die wir-machen-jetzt-was-Ansage nicht gleich nach den ersten Einzelfällen? Richtig, weil es keine Einzelfälle sind.
Die Schulsenatorin hat auch bereits ein Mittel gegen den Hass gefunden. Jede Tat soll von den Schulen gemeldet werden. Was die Konsequenzen sind, lässt der Bericht völlig offen. Ich kann dazu aber etwas sagen: Es gibt keine. Gesellschaftlicher Schulterschluss? Sehe ich in Zeiten der Spaltung nicht.
Helfen würden nur empfindliche Geldstrafen gegen die Eltern. Davon habe ich aber noch nie etwas gehört. Verweis von der Schule? Dagegen spricht die Schulpflicht. Raus mit auffälligen Kindern aus dem Kindergarten? Dagegen spricht das Recht auf einen Kita-Platz.
Wir bekommen die Probleme nicht nur nicht in den Griff, sondern es wird schlimmer.
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