Dienstag, 10. Juni 2025: Lokales, ovb: Betrachtungen zum Volksfest.

Meines Erachten hat der ovb überhaupt kein Gespür mehr, was man veröffentliche sollte, und was man eher nicht bringen kann.
Auf der heutigen Lokalseite hätte ich einen Bericht zum Volksfest in Neumarkt-Sankt Veit erwartet. Aber? Fehlanzeige. Was schaut mich dort stattdessen an? Eine halbe Seite Werbung für die Altöttinger Hofdult. Unser Volksfest ist kaum zwei Tage alt, da richtet sich die ovb-Werbung bereits auf ein Volksfest 20km weiter. Unglaublich. Denn wegen des mäßigen Wetters am Wochenende hätte da noch ordentlich Werbung für Neumarkt-Sankt Veit hergehört.
Und ausgerechnet in der heutigen Ausgabe wird über das Bier diskutiert, aber nicht etwa über die Brau-Tradition in Neumarkt-Sankt Veit, sondern über eine Brauerei in Erharting. Eigentlich auch voll daneben.
Mich hätte interessiert, wer der Erhartinger Ritter ist. Fällt gemäß ovb aber scheinbar unter die Kategorie „Muss man wissen“ und wird nicht erklärt. Dabei hätte ein Halbsatz gereicht. Aber dafür reicht es im ovb nicht. Ich liefere die Erklärung nach:
Der Erhartinger Ritter steht als Repräsentant des mittelalterlichen Dornberg-Hofs und für die legendäre Schlacht bei Erharting im Jahr 1322. Im Rahmen der Geschichts- und Brauchtumstage treten Darsteller in historischer Rüstung auf und veranschaulichen das mittelalterliche Leben. Der örtliche Brauchtumsverein von Erharting organisiert regelmäßige Aktionen unter dem Motto „Erhartinger Ritter“ – z. B. als historische Figur beim Schutz der Bäckerei, bei Lagerleben, Schlachtfeldführungen oder Gedenkveranstaltungen zur Schlacht von 1322. Die Schlacht (auch Schlacht von Mühldorf genannt) war ein bedeutendes Gefecht zwischen Ludwig dem Bayern (Wittelsbacher) und Friedrich dem Schönen (Habsburger) – mit etwa 1.100 Toten und schlechtem Ausgang für die Habsburger. Es ist historisch nicht belegt, dass es den Erhartinger Ritter wirklich gab. Er ist eher ein Sinnbild für die mutigen Soldaten damals.
Der Erhartinger Ritter – Wer ist das?
Bei der Erwähnung des Begriffes „dry january“ wurde ich hellhörig. Ich kannte den Begriff nicht, aber mir war völlig klar, was gemeint ist. Nach dem übermäßigen Trinken in der Vor- und der direkten Weihnachtszeit bis hin zu Silvester gibt es Aktionen, die Menschen dazu ermutigen, den ganzen Januar – sozusagen als Buße – dem Alkohol zu entsagen. Das finden unsere Erhartinger Bierbrauerinnen jetzt überhaupt nicht lustig, während ich die Frage stellen würde: Warum nur „dry january“? Warum nicht „dry for ever“?
Letzteres ist zufällig mein Motto, und es fühlt sich sehr gut an. Von „Selbstkasteiung“ keine Spur. Deshalb irritiert es, wenn auf Seite 1 der heutigen Ausgabe lauter junge Menschen auf dem Neumarkt-Sankt Veiter Volksfest auf einem Foto mit Maßkrügen in der Hand gezeigt werden. Das ist in vielfacher Hinsicht ein schwerer Fehler. Beim Anblick des Fotos fiebern die noch jüngeren Menschen schon dem Tag entgegen, an dem sie voller Stolz ihr erstes Maß trinken dürfen. Dabei ist die Aufnahme von Zellgift ein fatale Fehlentscheidung, egal in welchem Alter.
Trockene Alkoholiker dürften die Hände über den Köpfen zusammenschlagen. Auch der ovb hatte 2012 kritisch über „Genuss, Gewöhnung und Missbrauch“ berichtet. Aber pünktlich zu den Volksfesten setzt beim ovb regelmäßig „split brain“ ein. Man vergisst die eigenen ovb-Berichte. Wie einfach wäre es gewesen, beim Foto den Mädels und Burschen eine Spezimaß und eine Brezn in die Hand zu drücken und darunterzuschreiben: So geht es auch. Jeder hätte gewusst, dass das Bild Fake ist, aber die Botschaft hätte auch jeder verstanden.
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