
Anruf aus der Stadt. Man hätte mich in der Datenbank gefunden und ich wäre doch beim Bund Naturschutz. Ob ich irgendwie helfen könnte. Sie hätten einen Anruf bekommen von einem Gewerbetreibenden der Stadt. Er habe in einer Lagerhalle ein Schwalbennest. Die Vogelkinder seien schon geschlüpft. Mama und Papa flögen intensiv rein und raus. Problem sei aber, dass die Firma in die Ferien geht und das Lager schließen müsse.
Schöne Herausforderung und zumindest eine nicht so trockene Materie wie der Job als Schriftführer. Außerdem ist es toll, dass jemand an unsere kleinen Mitbewohner denkt.
Nach ein paar erfolglosen Anrufen bei Vogelschutzvereinen und ein paar ebenso erfolglosen Mails blieb nichts weiter übrig, als mit Verstärkung vor Ort aufzuschlagen und sich die Sache anzusehen. Alles kein Problem, man kennt sich ja. Der Smalltalk war angenehm. Wir hatten es mit einem Umweltschützer zu tun. Erste Erkenntnis war, dass es sich nicht um Schwalben, sondern Rotschwänze handelte. Das bedeutete eine leichte Entwarnung, denn ein Schwalbennest darf man auf keinen Fall versetzen. Die Schwalbeneltern würden das nicht akzeptieren.
Rotschwanznester kann man aus tierischen Gründen vielleicht versetzen, doch hat der Gesetzgeber etwas dagegen. Man könne ja bei der Unteren Naturschutzbehörde einen entsprechenden Antrag stellen. Ja, genau. Das Prozedere stelle ich mir in der Praxis total sinnvoll vor. Wenn der Eigentümer wegen eines Vogelnestes einmal in die Mühlen der Behörden geraten ist, wird er uns nie wieder anrufen, seine Halle frustriert versperren und das Nest sich selbst überlassen. Bei einer Behörde anzurufen, kam also überhaupt gar nicht infrage.
Der Eigentümer erzählte uns, dass die Vogeleltern in der Halle sämtliche Spinnen und Insekten weggepickt hätten, was ja schon mal ein positiver Effekt ist. Kippbare Fenster als Ausweg gibt es nicht. Das wäre die einfachste Lösung gewesen. Wir probierten dann aus, was passiert, wenn man das Rolltor 5cm über dem Boden stoppt. Wir stellten uns 10m weiter weg und beobachteten die Vogeleltern. Die verstanden das sofort und flogen fortan durch die untere Öffnung ein und aus – weiterhin im Minutentakt. Die Rolltormechanik muss jetzt ein wenig geändert werden, es braucht für den Sicherungsbolzen ein neues Loch in der Führung. Aber diese kleine Arbeit zugunsten des Vogelnestes ist für den Eigentümer überhaupt kein Problem.
Ein schönes Happy End. Es gibt also Hoffnung.
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Super-Klasse !!!
So einfach kann die Lösung sein und wir brauchen keine Behörden dazu
Onkel Hansi