Sonntag, 26.10.2025, Lokales: Vermüllung, wo das Auge hinblickt.

Vor drei Tagen war ich wieder an der Standard-Wertstoffinsel und traute meinen Augen nicht. Lagen die sechs Reifen von vor vier Wochen etwa immer noch da? Ist Neumarkts Bauhof vor lauter Vermüllung völlig gefrustet in den Streik getreten? Das könnte ich verstehen. Den Dreck neben den Reifen nehmen wir schon gar nicht mehr wahr. Bleiben wir bei den Reifen und vergleichen das neue Bild mit dem alten Bild:

Mit 99%iger Sicherheit sind es die gleichen Reifen. Wenn das jetzt der Dauerfriedhofsplatz für die Reifen wird, dann darf ich mitteilen, dass der natürliche Verrottungsvorgang etwas länger dauern wird. Autoreifen bestehen nicht nur aus Naturkautschuk, sondern zu etwa 60–70 % aus synthetischem Gummi, also aus Erdöl-basierten Polymeren. Dazu kommen Metalle, Silikate, Weichmacher, Schwefelverbindungen und Russ. Die vollständige Verrottung eines Reifens dauert schätzungsweise 400 bis 600 Jahre. Da haben wir Neumarkt-Sankt Veiter ein recht dickes Brett zu bohren. Vielleicht kann jemand nach mir es in die Hand nehmen, so aller fünfzig Jahre ein Foto zu schießen und den Staffelstab dann bitte weiterreichen, um den Zersetzungsvorgang zu dokumentieren.

Aber, wie man an dem neuesten Bild vom 27.10.2027 sieht, ist die Entwicklung dynamisch. Statt sechs Reifen sind jetzt (nur noch) vier Reifen zu sehen, jedoch vorweihnachtlich verändert angeordnet. Zwei Reifen sind verschwunden. Da sind echte Designer unterwegs. Wahrscheinlicher ist aber, dass jemand sich die zwei besten Reifen herausgesucht und mitgenommen hat. Die Wertstoffinsel als Tauschbörse. Gute Entwicklung. Es müssen jetzt auch nur 2/3 der Reifen entsorgt werden. Vielleicht tut sich noch was. Ich bleibe dran. Tipp an die Interessenten: Bitte an den beschriebenen Zersetzungsprozess denken. Die Reifen werden mit der Zeit nicht besser.

Hier würde ich auch ganz gern wieder einmal die Beine baumeln lassen. Aber dieser Dreckhaufen hat sich da irgendwie festgesetzt und will nicht weichen. Muss ich da mal mit Schaufel und Eimer anrücken? Wie lange braucht die Natur, um den Haufen abzutragen? Der typische Neumarkt-Sankt Veiter Dreckhaufen besteht aus Mineralpartikeln (Sand, Ton, Schluff, Staub) und organischem Material (Pflanzenreste, Humus). Die Zersetzung könnte 1-3 Jahre dauern. Ok, das können wir erwarten. Wenn man den Dreckhaufen aber vielleicht an eine Stelle verlegt, die nicht so windgeschützt ist, könnte der Wind in den nächsten Monaten ein wenig nachhelfen. Ich möchte endlich wieder baumeln können.

Ich meine, dass die Planung eine andere war. Wenn ich mich an die Stadtratssitzung erinnere, sollte der Streifen verlegt werden, und nicht verbreitert. Aber Theorie und Praxis haben es in Neumarkt-Sankt Veit so an sich, dass eine Entscheidung zur Ausführung einer Arbeit und die eigentliche Ausführung der der Arbeit zeitlich immer stark voneinander getrennt werden – so mein nicht repräsentativer Eindruck in diesen Angelegenheiten. Man könnte fast Absicht unterstellen. Ist aber völlig egal. Hauptsache der Stumpen bleibt als Mahnmal für eine Stadtplatzsanierung, die äußerst fraglich verlaufen ist. Das sieht wohl auch der OV so und äußert sich nicht mehr – nicht zu den Gesamtkosten, nicht zur Fertigstellung, nicht zum früher einmal geplanten Einweihungsfest, nicht zum Rechtsstreit mit der Baufirma.

Es wird Zeit, dass wir einen Bürgermeister bekommen, der sich den Begriff „Transparenz“ auf die Fahnen schreibt.

Bitte den Stumpen auf keinen Fall wegräumen. Wir haben ihn liebgewonnen. Dem Stadtplatz würde etwas fehlen.

Hat eigentlich jemals jemand die Bodenstrahler in den Aufenthaltsinseln auf dem Stadtplatz in Betrieb gesehen? Oder sind die Lampen dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung zum Opfer gefallen?


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