Da hat sich Freiberg etwas Schönes ausgedacht: Den Silberweg. Per App lernt man ein paar Dinge über eine Stadt, die ich eigentlich kennen müsste. Starten wir am Schloss Freudenstein mit Station1, dem „Entdecker auf Reisen“.


Die Kurfürstin Anna sehen wir vor dem Bergbau-Museum. Sie war die starke Frau des sächsischen Kurfürsten August, nicht zu verwechseln mit August dem Starken. Anna von Dänemark lebte von 1532 bis 1585 und war die Tochter von König Christian III. von Dänemark und Dorothea von Sachsen-Lauenburg. Sie war eine sehr einflussreiche Fürstin. Sie engagierte sich stark in Wirtschaft, Landwirtschaft und Pharmazie. Unter ihrem Namen gibt es sogar noch heute überlieferte „Kurfürstin-Anna-Gärten“ (Kräutergärten). Die Heirat fand 1548 statt und galt als glücklich, was damals selten vorkam.

Diese Figur stellt keine Station des Silberweges dar, ist aber eines von ganz vielen Kleinode, die man finden kann. Man findet sie beim Freiberger Dom an der Goldenen Pforte, von der ich heute gelernt habe, dass die Pforte wegen eines Brandes nicht mehr an seinem originalen Ort steht.
Die Goldene Pforte

Das ist auch so ein Teil eines Hauses, wo man gern einen Blick drauf wirft.

Ein typischer Schwibbogen. Die langen Winternächte waren dunkel, das Tageslicht rar. Bergleute sehnten sich nach Licht – der Schwibbogen wurde ein Symbol für Hoffnung und Geborgenheit. Der Bogen wird oft als Himmelstor interpretiert. Die Kerzen (ursprünglich Öllampen, später Wachskerzen) stehen für den Wunsch nach dem „ewigen Licht“. Typische Themen für die Darstellung sind Bergleute mit Schlegel und Eisen, Engel, Christkind, Weihnachtsgeschichte, regionale Landschaften, oftmals die Kirche in Seiffen, oder eben – wie hier rechts im Bild – eine Frau, die vor einem Klöppelsack sitzt und klöppelt. Meine Mama kann das auch.
Typisch Freiberg: Der Schwibbogen

Dieser Schlussstein beweist, dass das Gebäude eine über 500-jährige Geschichte hat.

Wir sehen eine Kursächsische Postmeilensäule aus dem Jahr 1723. Eine Kursächsische Postmeile betrug 1.531m.

Auch beim Eierscheckenmann gibt es eine Story für die Entstehung der Freiberger Eierschecke, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Einer Sage nach entstand die Kuchenspezialität im Zusammenhang mit der Errichtung der Freiberger Stadtmauer, wo beim Bau Lehm durch Quark ersetzt wurde. Kurz darauf fehlte die Zutat dann beim Kuchenbacken. Bäcker ersetzten den Quark daraufhin durch Eier, Zucker und Rosinen und erfanden so die Freiberger Eierschecke, die ohne Quark gebacken wird. Seit 2007 ist die Spezialität markenrechtlich geschützt. Beim Freiberger Eierscheckenbäcker in der Burgstraße ist man aber keineswegs lokalpatriotisch. Freiberger und Dresdner Eierschecke stehen friedlich nebeneinander im Kuchenregal. Die Dresdner schmeckt mir besser.

Bäume sind in Freiberg nummeriert… Die Stadtmauer im Hintergrund. Ein Onkel von mir war in alten Ostzeiten mit einer Klettergruppe an der Sanierung beteiligt.

Ganz Freiberg ist mit diesem Typ Straßenlaterne ausgestattet. Vermutlich ist das eine Hommage an die früheren Gaslaternen. Das schaut sehr schick aus.

Ein typischer Nachtwächter, würde ich sagen. Ich hatte in einem früheren Blog schon einmal erklärt, warum der Begriff „Nachtwächter“ ein beleidigender Begriff ist. Denn diesen Job wollte niemand übernehmen. Nur die niedrigsten ungebildeten Schichten mussten diese Arbeit übernehmen. Die Nachtwächter waren auch lebende Uhren. Der Spruch „Liebe Leute lasst euch sagen…“ wurde tatsächlich gesungen.

Das Donatstor zeigt kluge Mahnungen für die Menschen von damals. Eintracht bricht Not, Zwietracht bringt Tod. Das stimmt weiterhin. Hinter den Satz rechts am Bogen „Gemeinwohl geht über dein Wohl.“ würde ich ein Fragezeichen setzen. Diese Mahnung geht heutzutage eher ins Leere.

Das Kartoffelhaus ist ein beliebtes Restaurant.

Man kennt ihn – den typischen Freiberger Bergmann.

36 Jahre Nachwendezeit haben nicht ausgereicht, um derartig hässliche Bauwerke zu sanieren. Ich bin mir sicher, dass das Gebäude in „DDR“-Zeiten nicht viel besser ausgeschaut hat. Der Unterschied ist, dass es damals bewohnt war. Das Plakat zeigt, dass es morgen in Freiberg die Bürgermeisterwahl gibt. Tatsächlich könnte Philipp Preissler (Freie Wähler) gute Chancen haben. Ich habe mich mal auf seiner Webseite umgesehen. In Sachen Umweltschutz gefällt er mir, siehe E-Zigaretten.
Bürgermeisterwahl in Freiberg

Hinten links ist die nächste Station.

Mit dem Spruch oben am Dach kann ich nichts anfangen. Sozialistischer „DDR“-Sprech.

Die Nikolaikirche ist keine Kirche mehr. In ihr finden jetzt Konzerte statt. In den Theaterhäusern ringsherum wurde intensiv geprobt. Vermutlich wurde für zwei heutige Veranstaltungen geübt: Für das Gala-Konzert in der Kirche und eine Uraufführung im Theater. Das Ambiente im Theater ist übrigens überragend.

Otto der Reiche
Es gibt nicht nur den Kurfürst August und August den Starken, sondern auch noch den durch den Silberbergbau reich gewordenen Otto den Reichen. Markgraf Otto von Meißen († 1190) stammte aus dem Geschlecht der Wettiner. Den Beinamen „der Reiche“ bekam er durch die Silberfunde im Erzgebirge. In seiner Amtstzeit begann der Abbau. Um 1168 ließ er die Silberlagerstätten bei Christiansdorf (heute Teil von Freiberg) erschließen. Damit begann die überregionale Bedeutung Freibergs als Bergstadt – man spricht vom „Silberboom“. Otto ist auf dem Brunnen im Fürstengewand zu sehen, mit der Hand auf eine Urkunde gestützt – als Symbol für die Stadtrechtsverleihung an Freiberg. Freiberg wurde um 1186 gegründet (urkundlich erstmals 1186 erwähnt). Der Obermarkt ist der zentrale Platz der Altstadt – einer der größten mittelalterlichen Plätze in Sachsen. Der Erschaffer der Skulptur war der Bildhauer Robert Henze (1889).

Carolin Bachmann war schon in einem früheren Blog in mein Blickfeld geraten. Sie hatte in 2021 in Dorfchemnitz einen Stimmenanzeil von 56% geholt. Solche Ergebnisse schafft nicht einmal mehr Stephan Meyer in unserer CSU-Hochburg Mühldorf/Altötting.

Hier sind wir schon bei der nächsten Station, dem Freiberger Löwen. Die kleine Maus findet sich – teilweise etwas versteckt – an jeder Station. An einer Station war die Maus schon einmal geklaut worden. Weggeflext. Einfach so.

Der Glöckner von Notre Dame lässt grüßen.
Die aktuelle Berufsbezeichnung eines Türmers lautet: Musikalischer Sicherheitsmann ohne Höhenangst (laut app „Silberstadt Freiberg“).

Der Fortuna-Brunnen. Er stammt aus dem Jahre 1986. Meine Mama kennt den Erschaffer Bernd Göbel. Aus dem Füllhorn der Göttin ergießt sich das ganze Glück.

50m weiter…

Alles, was ich hier erkennen konnte, war die Jahreszahl 1729, ganz unten rechts. Was sagt chatgpt zu diesem Text? Tatsächlich verortete die KI das Schild sofort in Freiberg, als typische Hausinschrift an Bergmannshäusern. Nur der Kreis der Familie wusste, wer/was hier gemeint war. Entziffern konnte KI die Versalien-Schrift nicht.

Das Schweden-Denkmal
Die historische Bedeutung dieses Schweden-Denkmals kannte zu unseren Kinderzeiten jeder Freiberger. Das dürfte eigentlich heute nicht anders sein. Das Denkmal ist eng verbunden mit den drei…

Quelle: Unukorno
…Schwedenkreuzen zwischen Freiberg und Brand-Erbisdorf.

Eine uralte Betsäule mit einer interessanten Texttafel.

Zu den Sponsoren gehört der Historiker Harald Jurasky aus Berlin. Jurasky? Da kenne ich doch tatsächlich die nähere Verwandtschaft von ihm.

Hans Carl von Carlowitz gilt als Erfinder der Nachhaltigkeit. Schon vor dreihundert Jahren mahnte er an, dass die Forstwirtschaft nachhaltig zu geschehen habe, also nur so viel Holz geschlagen werden solle, wie nachwachsen kann. Im Königreich Bayern dämmerte es den Verantwortlichen erst 1808, dass man den Wald zentral bewirtschaften und erhalten muss. Es war die Geburtsstunde der Bayerischen Forstämter. Vorher hatten Fürsten ihre Wälder unter Kontrolle, was aber nicht heißen soll, dass sie alles kahlschlagen ließen. Auch die Fürsten wussten um den Wert ihrer Wälder.

Das Pionierhaus
Das Schachspielen habe ich von meinem Papa gelernt. Aber in diesem Gebäude habe ich als Kind organisiert Schach gespielt. Hat Spaß gemacht, außer, wenn ich verloren habe. Das konnte ich kaum ertragen.

Lauter schlaue Menschen machten früher in Freiberg Station oder wurden dort geboren. Friedrich-Robert Helmert ist der Begründer der Geodäsie. Das ist die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erde.

Typisch Freiberg: Bergbau und Bergakademie
In der Altstadt dreht sich viel um dem Bergbau, der Rest um die Bergakademie.

Egal wie – kein Pub sollte schließen müssen. Freiberg hat aber wohl zu wenig Studenten. 5.000 sollten es sein, es sind aber wohl nur 3.600. Da fehlen ein paar trinkfeste Jungs und Mädchen.

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (14.09.1769 in Berlin bis 06.05.1859 war ein deutscher Forschungsreisender. Er schuf einen neuen „Wissens- und Reflexionsstand des Wissens von der Welt“ und war auch Mitbegründer der Geografie als empirischer Wissenschaft. Nach ihm und seinem Bruder Wilhelm wurde die Berliner Humboldt-Uni benannt. Die Humboldt-Uni (bzw. ihrer Institute) thematisieren unter dem Schlagwort „Racist-stacking“ explizit die „ungleiche Besetzung von Spielpositionen“ im Profifußball.
Beide Humboldt-Brüder würden der Humboldt-Uni die Namensrechte entziehen, wenn sie wüssten, was in Berlin in den Uni-Gebäuden abgeht.

Heute kam bei mir für einen kurzen Moment die Frage auf, ob ich am Ende nicht doch lieber dort beerdigt werden möchte, wo ich geboren wurde. Leben möchte ich in Freiberg nicht. Der Wasserberg – wo ich herkomme – ist überhaupt keine Option. Kein Zwang könnte mich dazu bringen, dort (wieder) zu leben. Oberbayern hat da schon ein ganz anderes Flair. München, Chiemsee, Alpen, die Nähe zu Österreich und dem europäischen Süden – das sind starke Argumente, nicht einmal darüber nachzudenken. Aber dort wieder zu Staub zu werden, das kann ich mir vorstellen.
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