Dienstag, 27. Mai 2025, Wohnungsmarkt: Die Tricks der Vermieter.

Stell dir vor, du bist Mieter in Deutschland. Du freust dich über den Mietendeckel, der dich vor überhöhten Mieten schützen soll. Doch dann merkst du: Deine Miete steigt trotzdem. Wie kann das sein? Jan Böhmermann hat in seiner aktuellen Sendung „ZDF Magazin Royale“ genau hingeschaut und zeigt, mit welchen Tricks Vermieter die Mietpreisbremse umgehen. Beim Verfolgen seiner Sendung am letzten Freitag wurden die Vermieter derart in die Mangel genommen, dass ich aufrichtig froh war, nicht zu dieser Spezies Mensch zu gehören. Doch habe ich mich zumindest fremdgeschämt. Und ich bin sowas von froh, nicht zur Mieterschicht gehören zu müssen. Und hier sind sie…

…die Tricks der Vermieter:

  • Möblierungszuschläge: Einfach ein paar alte Möbel in die Wohnung stellen und schon kann die Miete erhöht werden bzw. ein Entgelt berechnet werden.
  • Separate Verträge für Keller und Abstellräume: Statt alles in einem Mietvertrag zu regeln, werden für Keller oder Abstellräume separate Verträge gemacht. So können diese Bereiche teurer vermietet werden.
  • Falsche Quadratmeterangaben: Die Wohnung ist kleiner als im Vertrag angegeben? Kein Problem für manche Vermieter – so kassieren sie mehr Miete für weniger Raum. Fällt die Sache auf, war es dann halt einfach ein Versehen…
  • Abschlag für Küchen: Ideale Möglichkeit, die Mieter beim Einzug abzuzocken für den Fall, dass die Mieten festgelegt sind. Der Höchstbietende bekommt den Zuschlag. Zuschlag durch Abschlag…
  • Befristete Mietverträge: Durch kurze Mietverträge können Vermieter regelmäßig die Miete erhöhen, ohne sich an die Mietpreisbremse halten zu müssen.
  • Modernisierungen: Ein neuer Anstrich oder ein paar neue Fliesen – schon gilt die Wohnung als modernisiert und die Miete kann steigen.
  • Mietwohnungen werden versteigert: Das ist die Perversion des Irrsinns.
  • Eigenbedarfskündigungen: Manche Vermieter kündigen wegen angeblichem Eigenbedarf, nur um die Wohnung danach teurer neu zu vermieten.
  • Eigentümerwechsel: Der neue Eigentümer drängt auf einen neuen Mietvertrag, natürlich mit aus seiner Sicht verbesserten Konditionen
  • Gekürzte Mietkaution: Der Mieter glaubt, die Wohnung nach dem Auszug beanstandungsfrei übergeben zu haben, aber dennoch wird die Kaution wegen angeblich im Nachhinein gefundener Schäden nicht vollständig zurückgezahlt. Eine fiese Sache. Wie kommt der Mieter ohne Rechtsstreit zu seinem Geld?
  • Nebenkosten: Ein ständiger Zankapfel zwischen den Parteien. Statt Warmmiete oder Bruttomiete wird in Wohnungsanzeigen oft nur die Nettomiete angegeben.
  • Renovierung gegen Mieterlass: Klingt im ersten Moment verlockend, doch sind die Probleme vorprogrammiert. Denn die Meinungen darüber, wie eine Renovierung ausschauen sollte, gehen schneller auseinander als man denkt.
  • Kleinreparaturen als Klausel im Mietvertrag: Vermieter schaffen sich dadurch die Reparaturkosten gerne vom Hals.
  • Indexmiete: Mieten werden einmal im Jahr gemäß des Verbraucherpreisindexes angepasst. Das ist die reinste Inflationsmaschinerie. Dem Thema hatte ich mich auch schon einmal hier angenähert. Ich habe den damaligen Blog unten angehängt.
  • Selbstverständliche Nutzung des oberen Wertes des Mietspiegels für die Festsetzung der Miete durch den Vermieter.
  • Nichteinhaltung der 20%igen Kappungsgrenze für Mieterhöhungen innerhalb von drei Jahren. 20% in drei Jahren ist erlaubt? Bedeutet das dann nicht eine Verdoppelung der Miete aller 15 Jahre?
  • Missachtung der Preisbindung bei öffentlicher Förderung. Erst die Förderung vom Staat kassieren. Anschließend die Mieter ausnehmen. Genau mein Humor.
  • Vermittlungsvertrag für Makler: Das Bestellerprinzip, das seit zehn Jahren gilt, wird dadurch unterwandert.
  • Entmietung: Das ist der Versuch der Vermieter, unrentable Mieter loszuwerden. Am besten räumt man das ganze Mietshaus, saniert es und vermietet dann auf einem viel höheren Niveau.

Eine Liste des Grauens.

Viele dieser Tricks sind leicht durchschaubar. Den Wohnungssuchenden und Wohnungssuchendinnen in ihrer Not helfen diese Erkenntnisse aber nicht weiter. Sie müssen in den sauren Apfel beißen und die Bedingungen der Vermieter zähneknirschend akzeptieren.

Absichtlicher Leerstand ist ein weiteres Mittel, welches Mieter zumindest indirekt ärgert. Eigentümer kaufen in den großen Städten eine Immobilie, lassen sie zehn Jahre leerstehen und verkaufen Sie mit Gewinn. Wozu sich mit Mietern herumschlagen, wenn sich das Geld wie von selbst verdient.

Kann man den Wohnungsmarkt marktwirtschaftlich sich selbst überlassen? Leider nein. Mietendeckel und Mietpreisbremse sind aber auch keine Option. Der Staat sollte nur noch Dinge tun, die die Eigentumsquote signifikant erhöhen.

Freitag, 05. Mai 2022, Wohnen: Indexmietverträge? Deutschland verirrt sich.

In Großstädten setzt sich ein Trend durch, der gleichermaßen bemerkenswert wie besorgniserregend ist. Es geht um Index-Mietverträge. Klingt zunächst nach einem Plan. Vermieter und Mieter streiten nicht länger über Mieterhöhungen. Stattdessen unterschreibt der Mieter bei Einzug in die Wohnung einen Mietvertrag, dessen Miethöhe an die Inflation gekoppelt ist. Niedrige Inflation, verkraftbare Mieterhöhungen. Einmal im Jahr darf der Vermieter die Mieten anpassen. Jetzt haben wir jedoch grade aktuell eine Inflation von 7%. Selbst eine solche Mieterhöhung wäre noch erklärbar. Denn auch Vermieter führen ein Leben und müssen die höheren Lebenshaltungskosten stemmen. Warum also nicht diese Inflation über das eigene Kapital, die eigene, vermietete Wohnung, an den Mieter weitergeben? Der Mieter wiederum denkt so ähnlich. Geld drucken kann er nicht, also meldet er sich dort, wo unser aller Geld herkommt. Beim Arbeitgeber, wo er sein Kapital – seine Arbeitskraft – teurer verkauft. Über den Druck der Gewerkschaften werden dann jährlich die Löhne und Gehälter erhöht. Der Arbeitgeber wiederum kann überraschenderweise auch kein Geld drucken, sondern muss dieses über den Verkauf von Produkten verdienen. Also gehen hier die Preise nach oben. Damit ist der Nährboden für die nächste maßgebliche Inflationsrate bestellt. Und so dreht sich Deutschland im Kreis, und man fragt sich, wohin die Reise geht. Preise und Löhne bewegen sich im gleichen Takt nach oben. Nutzen? Keiner. Der seit Jahren von Deutschland praktizierte Ausweg aus diesem seltsamen Schneeballsystem ist: Ausbeutung. Wir holen uns günstige Produkte aus ärmeren Ländern, wo Menschen mit unfassbar niedrigen Löhnen die seltenen Erden aus der Erde kratzen. Oder wir freuen uns über die günstigen Kreuzfahrtreisen, wohlwissend, dass das Schiffspersonal – Offiziere und Management ausgenommen – unakzeptabel schlecht bezahlt werden.

Mieten bei 3.000 Euro?

Zurück zu den Mieten, die in München schon einmal in Richtung 3.000 Euro gehen können, was eine unfassbare Zahl ist. Im zugrundeliegenden Beispiel geht es um eine 4-Zimmerwohnung mit 100m2, vergleichbar somit mit unserem eigenen RMH. 7% Mieterhöhung bei 3.000 Euro sind eben auch gleich einmal 210,00 Euro. Jetzt könnte man auf die Idee kommen zu sagen, dass das Pendel auch einmal in die andere Richtung ausschlagen könnte. Aber hat jemand in den letzten Jahren jemals etwas von Deflation gehört?

Der komplette Immobilienmarkt ist eine höchst fragwürdige Sache. Wie immer kommt Geld zu Geld. Wenn man das Geld hat, eine Immobilie zu besitzen, die man vermieten kann, dann wird halt aus Geld noch mehr Geld. Den besten Mietpreis erzielt man zudem, wenn man eine Mietwohnung versteigert. Besonders bitter wird die Sache, wenn institutionelle Anleger mit ihren börsennotierten Unternehmen ins Spiel kommen. Die Not der Mieter trifft dann auf Finanzhaie. Das ist Potenzial für soziale Unruhen. Denn der Moment wird kommen, an dem Vater Staat nicht mehr jede finanzielle Belastung seiner Bürger abfedern kann.


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