
Für diese Aussage bekommt der designierte Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) von mir prompt einen Minuspunkt. Denn den „Markt“ gibt es so nicht. Freie Marktwirtschaft? Fehlanzeige. Soziale Marktwirtschaft? Wieder Fehlanzeige.
Stattdessen flossen aus der EU im Jahre 2023 sechs Milliarden Euro an Subventionsgeldern in die deutsche Landschaft. EU-weit sind des 55 Milliarden Euro jährlich – der fleischgewordene Wahnsinn. Fazit: Staatlich und europäisch geförderte sozialistische Planwirtschaft. Wir sprechen über ein krankes System, ohne jede Heilungschance.
Der tatsächliche Preis von Fleisch würde sich sofort verdoppeln, würde bei den Fleischpreisen auch die indirekten Kosten wie Luft-, Wasser und Bodenzerstörung inkludiert.
Würde man der Landwirtschaft außerdem die Folgen für das Artensterben (z.B. durch Glyphosat) zumindest teilweise anlasten und in Geld umrechnen, würden die Preise in einer Weise in die Höhe schnellen, dass dem gemeinen Fleischkonsumenten Hören und Sehen vergeht.
„Fleischpreise könnten sinken.“
So wird Rainer von der Bild zitiert. Damit riskiert er einen weiteren Anstieg des Fleischkonsums. Ethische und moralische Bedenken wegen des millionenfachen Ermordens von Nutztieren? Kennt er nicht. Fleischskandale? Kommen immer neu auf den Tisch, lassen sich aber gut verdrängen.
Die ungedeckten Folgekosten der Landwirtschaft werden von klimareporter.de in einem ganz neuen Bericht auf jährlich 140 Milliarden Euro geschätzt, und wir sprechen nur von Deutschland.
Schadstoffe und Klimaschäden beteiligen sich an diesem Betrag mit 90 Milliarden Euro, die Gesundheitskosten machen 50 Milliarden aus.
Größter Einzelposten in der Aufstellung ist Fleisch mit 21 Milliarden Euro als Folgekosten für die Umwelt. Wir sprechen noch nicht über die Auswirkungen auf die Gesundheit. Denn da reden wir über 16,4 Milliarden Euro durch Fleischkonsum. Diese Summe ergibt sich aus der Behandlung von Krankheiten wie Typ2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsarten.
Aus dem Zuckerkonsum ergeben sich übriges weitere 26 Milliarden Euro an Folgekosten für die Gesundheit. Auch da laden Zuckerindustrie, Lobbyisten und Politik schwere Schuld auf sich. Wir werden alle süchtig gemacht. Oder noch ehrlicher ausgedrückt: Wir lassen uns gern verführen und süchtig machen.
Zucker bringt uns alle noch um.
Während die Pläne des Noch-Landwirtschaftsministers Cem Özdemir, auf Fleisch eine moderat höhere Mehrwertsteuer zu erheben, von vielen Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten als sinnvoll erachtet werden, lehnt der designierte Landwirtschaftsminister mit Verweis auf den Koalitionsvertrag dankend ab. Aus seiner Sicht könnten die Preise laut BILD sogar noch sinken. Das ist eine fataler und fehlgeleiteter Blick auf die Situation.
Wir sollten eher Luxussteuern einführen. Im Blick habe ich zunächst Privatflugzeuge, Yachten, Motorräder und… Fleisch. Das ließe sich recht gut umsetzen, weil man im Gesetz fast keine Ausnahmetatbestände berücksichtigen muss.
Brauchen Kinder Fleisch, um sich gut entwickeln zu können. Vielleicht. Können Eltern somit Ausnahmetatbestände geltend machen? Nein, denn dafür gibt es das Kindergeld.
„Keine Speisepläne nach Ideologie“
Es gibt in diesem Satz des BILD-Chefreporters Nikolaus Harbusch als Teil seines inhaltsarmen Kommentars noch das angehängte Ausrufezeichen. Wie schon beschrieben habe ich dieses Satzeichen aus meinem Leben eliminiert. Ich habe es bisher nicht geschafft, das Ausrufezeichen aus dem Tastaturtreiber meines Laptops zu entfernen. Die Taste kann ich auch nicht einfach aus der Tastatur herausbauen, weil sich das Ausrufezeichen und die Ziffer 1 eine Taste teilen. Ich könnte das Ausrufezeichen höchstens mit einem Smiley überkleben. Also hilft nur: Für mich selbst ignorieren und die Verwendung kritisieren.
Der Satz an sich zielt offensichtlich auf Schulküchen ab. Man kann mir aber nicht erzählen, dass Kinder sich nicht ausgewogen ernähren können, nur weil es mittags in der Schule vegetarisches Essen gibt. Den Eltern der Schüler ist es unbenommen, den Kindern an fünf Abenden in der Woche Fleisch zu präsentieren. Der Samstag und der Sonntag kommen mit vier Mahlzeiten noch hinzu. 21 Mahlzeiten hat die Woche, für fünf davon sind Kindergärten, Schulen und Firmenkantinen verantwortlich. Weshalb also die Aufregung? Nicht der Staat ist verantwortlich für eine ausgewogene Ernährung von Kindern. Das sind immer noch die Eltern. Wir wissen, dass es die Grünen mit der Ideologisierung auch in diesem Bereich übertrieben haben. Aber alle Gründe sprechen dafür, sich als Erwachsener vegetarisch zu ernähren.
Alois Rainer könnte sich so leicht Vorschusslorbeeren beschaffen. Er hätte sich nur die 17% Lebensmittelverschwendung anschauen und sich das folgende Bildchen von chatgpt geben lassen müssen, um dann der Vernichtung von Lebensmitteln den Kampf anzusagen. Aber nein. Er muss ja sofort die Södersche Fleischkeule schwingen.

Vegetarier aller Länder, vereinigt euch.
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