Freitag, 11. April 2025, Stadtratssitzung in NSV: Kommunale Wärmeplanung.

Bevor wir ausführen, dass der Privathaushalt mit seiner Ölheizung nach der gestrigen Stadtratssitzung genauso schlau ist, wie vorher, wenden wir uns den Fakten zu. Ein gefühltes Drittel der Stadträte war nicht anwesend. Anzahl interessierter Zuschauer? 1 (in Worten: Eins). Presse? Nicht anwesend. Ich bin gespannt, wie der Zeitungsbericht gestaltet sein wird, wenn der ovb keine Abordnung schickt.

Keine Presse, keine Zuschauer.

Worum ging es konkret? Zwei Damen eines Planungsbüros stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Neumarkt-Sankt Veit ist in verschiedene Gebiete eingeteilt, die dann irgendwie durch irgendwas mit Wärme versorgt werden können. Details gab es keine, bis auf die Binsenweisheiten, dass man Biogasanlagen oder Hackschnitzel zum Einsatz bringen könnte, während Geothermie von vornherein nicht weiter zu betrachten sei, weil Großabnehmer fehlen würden und das ganze dann nicht wirtschaftlich sei. Dagegen kam die Rott als Energielieferant ins Spiel.

„Nutzung von Rottwasser zur Wärmeversorgung?“

Schwer vorstellbar, dass die gemächlich vor sich hin dümpelnde Rott im besten Fall 770 Haushalte mit Wärme versorgen kann. Vor allem ist kaum zu verstehen, wie man kaltes Wasser mittels Wärmetausche überhaupt in wärmeres Wasser verwandeln kann. Nun, es funktioniert so ähnlich wie bei einem Kühlschrank, der der Luft die Wärme entzieht, die über die Rückseite abgegeben wird. Die Wasser/Wasser-Wärmepumpe macht – in Kombination mit intelligenter Technologie – das Gegenteil. Das Rottwasser wird umgeleitet, seiner Wärme beraubt und kühler wieder in die Rott geleitet.

Versorgung von 770 Haushalten möglich.

Wird für diesen Pumpvorgang und die Warmwassererzeugung übermäßig viel Energie benötigt? Wenn es effizient läuft, kann man 1.000 kWh Strom in etwa 5.000 kWh Heizenergie verwandeln. Wie kommen wir jetzt darauf, dass das effizient laufen könnte? Hier die Fakten, über die in der Stadtratssitzung natürlich nichts zu hören und zu sehen war :

  • ein Einfamilienhaus benötigt ca. 10.000–20.000 kWh Wärmeenergie pro Jahr
  • die Rott führt z. B. 5m³/s Wasser = 5.000 l/s
  • Wasserentnahme pro Sekunde: 0,5 m³/s = 500 l/s
  • Wasserentnahme pro Stunde: 500l x 3.600s = 1800m³
  • 1.800 × 0,9 kWh=1.620 kWh
  • Über 24 Stunden: 1620×24=38.880 kWh/Tag
  • Bei einem durchschnittlichen Hausverbrauch von 50 kWh/Tag können ca. 770 Haushalte pro Tag versorgt werden.

Man kann getrost davon ausgehen, dass es in Neumarkt-Sankt Veit mittelfristig kein kommunales Wärmenetz geben wird. Und vor allem wird es nicht ein kommunales Wärmenetz geben. NSV wird in vier Gebiete und zwei Prüfgebiete unterschieden. Das war für den einsamen Zuschauer nicht leicht zu verfolgen. Wir wissen ja: Die Akustik im Sitzungsraum und der Sichtwinkel auf die Leinwand sind ungünstig. Hier spricht somit nur das „best-effort“-Gedächtnisprotokoll.

Die Frage, ob wir am 12. Mai in den Kulturbahnhof zur Info-Veranstaltung zum gleichen Thema gehen, ist beantwortet. Es ist sinnlos.

Landkreiswerk? Beitritt beschlossen.

In einem weiteren TOP ging es um den Beitritt von NSV zum Landkreiswerk. Mit diesem Konstrukt sollen Bürger an Energieprojekten beteiligt werden und die Gewinne somit vor Ort bleiben. Die Stadt Neumarkt-Sankt Veit bindet sich vertraglich für fünf Jahre und zahlt pro Bürger pro Jahr fünf Euro in die Kassen des Landkreiswerkes. Diese Gelder werden sich nicht amortisieren. Da sprechen wir eher von der Begleichung von Anlauf- und Personalkosten. Dazu habe ich mir den ovb-Bericht vom 5.4. angeschaut.

„Dabei wird größtmöglicher Gewinn angestrebt, der im Landkreis bei den Kommunen, den Bürgern und Unternehmen bleiben soll.“

Die deutsche Energieversorgung sollte nicht gewinnorientiert sein. Und so lange es die Strombörse gibt, an der jegliche Energie angeboten werden muss, hat man bei der Preisgestaltung nur einen begrenzten Gestaltungsspielraum. Auch wenn es der Landrat Heimerl vielleicht noch nirgends erwähnt hat: Das Merit-Order-Prinzip ist nun mal da und bestimmt das Pricing.

„Nachdem die Anfangskosten getilgt sind, macht sie jetzt Gewinn.“

Diese Aussage bezieht sich auf die ‚regionale Energie‘. Aber wann wurde sie gegründet? 2009. Es brauchte etwa 13 Jahre, um die GmbH in eine sinnvolle Gewinnzone zu führen. Diese Sache muss Schönbergs Bürgermeister Alfred Lantenhammer im Blick gehabt haben, als er verkündete, dass Schönberg beim Landkreiswerk nicht mitmachen will:

„Wenn man nichts verdient, ist dieses Geld weg!“

Sehe ich ähnlich. Neumarkt-Sankt Veit wird ohne jeden Nutzen in fünf Jahren bezahlt haben: 6.500 Einwohner x 5 Euro x 5 Jahre = 162.500 Euro.

Und weil wir gerade bei Energiepolitik ist. Was ist bitte das hier?

Ich sehe einen neuen Typ Hochspannungsleitungsmast, in der Nähe von Hofthambach. So weit, so gut. Aber was ist das für ein Flächenverbrauch? Der Mast ist mit vier Stahlseilen abgespannt, weshalb am Boden eine 60m x 60m große Fläche verbraucht wird und eingezäunt ist. Kann das die Dauerlösung sein? Nein. Das muss temporär sein. Muss das Fundament noch aushärten? Ha, ha, eher nein. Hoffentlich bekommt der Bauer einen Schadenersatz für die nicht nutzbare Fläche.


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2 Kommentare zu „Freitag, 11. April 2025, Stadtratssitzung in NSV: Kommunale Wärmeplanung.“

    1. Danke für die Info. Dass das ein Provisorium ist und komplett wieder abgebaut wird, das war außerhalb meiner Vorstellungskraft. Ich hatte ein wenig gegoogelt, aber nichts dazu gefunden. Ich hielt die Masten für einen neuen kostensparenden Typ. Die geringe Höhe und die Abspannungen sind seltsam, aber ich dachte mir: Wird schon seine Richtigkeit haben…

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