
Ich war vor anderthalb Wochen in Dortmund und hatte eigentlich nicht vor, mich abschätzig über Dortmund zu äußern. Ich sah nur den normalen und für Großstädte typischen, unakzeptablen Verschmutzungsgrad auf den Straßen und den Grünflächen. Die Anzahl der Obdachlosen und Kiffer war auffällig, aber wir waren ja auch gleich in einem Hotel neben dem Hauptbahnhof untergebracht.
Zur physikalischen Verschmutzung gesellt sich aber nun auch die geistige Vermüllung. Ein leichter Unfall mit einem leichtverletzten Kind führte zur Selbstjustiz. 100 Personen aus dem Umfeld der Mutter des verletzten Kindes umstellten das Auto und begannen, es zu demolieren. Daran, einen Rettungswagen für das Kind zu organisieren, dachte die Mutter und der herbeigerufene Mob in seinem blinden Hass nicht – ein klarer Fall von unterlassener Hilfeleistung. Das Jugendamt wird sich die Sorgerechtssituation hoffentlich genau anschauen.
Fragt sich nur noch, was für ein bunt gemischter Haufen das war, der da flashmob-artig und aus niederen Beweggründen das Eigentum anderer Leute zerstört hat. Die Identitäten der Täter verrät uns die WeLT nicht. Aber es gibt die Freiheitsplattform X. Und schon wissen wir, dass die Mutter eine 30-jährige Rumänin ist, gegen die jetzt ermittelt wird. Die anderen 99 dürften dann wohl aus der gleichen Gegend stammen. In einem fremden Land sich derart zusammenzurotten und das Recht in die eigene Hand zu nehmen zeugt von einem gesunden Selbstvertrauen, aber auch von einem absurden Rechtsverständnis.
Das Deutschland, das ich einmal gekannt habe, schafft sich immer mehr ab. Mit Dortmund ist eine weitere Großstadt verloren.
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