
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Autozölle von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Tatsächlich ist daran aber nichts neu. Traditionell erheben die USA auf importierte Pkw einen Zollsatz von 2,5 Prozent, während die EU für aus den USA eingeführte Fahrzeuge einen Satz von 10 Prozent ansetzt. Diese Asymmetrie war bereits in der Vergangenheit Gegenstand von Diskussionen und Kritik, insbesondere vonseiten der USA, die hierin einen Wettbewerbsnachteil sehen. Allerdings erheben die USA auf leichte Nutzfahrzeuge, wie Pick-ups, bereits seit den 1960er Jahren einen Zollsatz von 25 Prozent.
Handelsbilanzüberschuss und wirtschaftliche Spannungen
Ein weiterer Punkt der Kontroverse ist der erhebliche Handelsbilanzüberschuss Deutschlands gegenüber den USA. Deutschland exportiert deutlich mehr Waren in die USA, als es von dort importiert, wobei die Automobilindustrie einen erheblichen Anteil an diesem Überschuss von 70 Milliarden Euro hat. Jetzt sind Exportüberschüsse in andere Länder geradezu die deutsche DNA. Darauf beruht unser Wohlstand. Die Logik ist einfach: Unsere exportierten Produkte sind besser als die Produkte, die andere Ländern nach Deutschland zu importieren versuchen. Folge: Wir machen Gewinne und leben ganz gut davon. Oder soll ich besser sagen: Wir lebten davon?
Handelsüberschuss im Detail
Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland einen Exportüberschuss von 239,1 Milliarden Euro. Inkludiert ist der Handelsüberschuss mit den Vereinigten Staaten, der auf einen Rekordwert von 71,4 Milliarden Euro anstieg. Der Handel mit den USA war dabei von besonderer Bedeutung, da sie im Jahr 2024 erstmals seit 2015 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner wurden. Trotz eines leichten Rückgangs der Exporte um 1,0 % und der Importe um 2,8 % im Vergleich zum Vorjahr blieb der Exportüberschuss auf einem hohen Niveau.
Wie war das mit den Abwrackprämien?
Das Argument, Deutschland hätte in der Vergangenheit mit Abwrackprämien eventuell den Markt verzerrt, können wir auch nicht gelten lassen, obwohl das Fördervolumen in Deutschland zwei Milliarden höher war. So schaut es im Vergleich aus:

Alles könnte so schön sein.
Genau, wenn nicht dieser olle Trump an den Grundfesten unserer Wirtschaftspolitik rütteln würde. In seinem schier unerreichten Gerechtigkeitssinn wütet er darüber, dass wir den Amerikanern den Wohlstand und die Arbeitsplätze klauen würden. Den heutigen Tag bezeichnet er als „Befreiungstag“. Überlegen wir aber doch einmal ernsthaft, warum man in den USA sehr viele deutsche Autos herumfahren sieht, während auf deutschen Straßen fast keine amerikanischen Schlitten zu sehen sind. Ich denke, dass die amerikanischen Automobilhersteller so ähnlich wie die deutschen Autohersteller denken: Für sie ist der amerikanische Absatzmarkt der wichtigste. Entsprechend gibt es in Deutschland kein flächendeckendes Händlernetz. Ersatzteile müssen unter Umständen direkt in den USA bestellt werden. Besonders SUVs und Pick-up Trucks sind für amerikanische Straßenverhältnisse und Gewohnheiten gebaut. Sie sind deutlich größer, schwerer und breiter – und durstiger.
Trump sitzt am längeren Hebel – denkt er.
Deshalb meint Trump, dass Autozölle Europa stärker treffen als die USA selbst. Das trifft aber nicht einmal dann zu, wenn man das Auto-Thema separat betrachtet. 60% aller Teile, die in Amerika zum Autobau gebraucht werden, werden importiert. Nach einer Schonfrist von 30 Tagen sollen die Zölle auch genau für Einzelteile gelten. Zölle – wir wissen es – sind aber nicht vom Exporteur zu bezahlen, sondern vom Importeur. Theoretisch gesehen exportiert Bosch seine Teile wie gewohnt weiter. Der amerikanische Importeur bezahlt den Zoll und verbaut die um 25% teurer gewordenen Teile in seinen dann teurer werdenden PKW’s und verkauft sie halt dann teurer. Somit treffen die Zölle die amerikanische Autoindustrie mit voller Macht.
So weit die Theorie. Und in der Praxis?
In der Praxis geraten natürlich auch die deutschen Zulieferer unter Druck. Denn die Frage, ob die Amerikaner teurer werdende Autos überhaupt akzeptieren oder der Markt direkt einbricht, ist nicht so leicht zu beantworten. Denn der gewöhnliche Amerikaner kauft alles auf Pump, auch seine Autos. Die Finanzierung – also der Schuldendienst – wird dann eben teurer. Also werden die amerikanischen Autobauer den Preisdruck auf die deutschen Zulieferer erhöhen. Bosch kommt das völlig ungelegen, hat man doch schon ohne Zölle erhebliche Schwierigkeiten. Gewinneinbruch um ein Drittel, Rückgang der weltweiten Belegschaft um 3%, Entfall weiterer 12.000 Arbeitsplätze in Planung. Und nun der finale Hammer von Trump?
Reaktionen und Gegenmaßnahmen
Die EU und betroffene Länder wie Deutschland haben angekündigt, entschlossene Gegenmaßnahmen zu prüfen. Dies könnte die Einführung von Vergeltungszöllen auf US-Produkte umfassen. Der Handelskrieg scheint vorprogrammiert. Und die EU weiß schon recht genau, wie man die Amerikaner ärgern kann. Zölle auf Motorräder, Erdnussbutter und Whiskey. Das wiederum erhöht die Preise für diese Produkte. Bei diesen drei Beispielen stört mich das zufällig überhaupt nicht. Immer hoch mit den Preisen. Kein Problem. Bei Jeans schaut es schon anders aus. Aber ich wollte schon immer mal zu Trigema wechseln. Die Werbung mit dem Trigema-Chef und dem Affen hat mir immer gut gefallen. „Unsere T-Shirts müssen nicht um die halbe Welt transportiert werden“. Vielleicht hat Protektionismus eine heilende Wirkung auf den Umweltschutz. Aber auch in dieser Richtung ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Es wird nichts besser.
Ich hätte auch nie gedacht, dass Honeckers legendärer Satz „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ so real sein könnte. Auf Deutschland passt er wie Faust auf Auge.
Nihil novi sub sole.
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